Die Herausgeber der neuen Buchzeitschrift "Latenz", die Verleger Irene Scherer und Welf Schröter, laden Intellektuelle in Europa ein, sich auf einen intensiven Demokratie-Dialog einzulassen, um nationalistischen und rechtskonservativen Strömungen energischer entgegen zu treten.
Neue internationale politisch-philosophische Buchzeitschrift „Latenz“ im Talheimer Verlag erschienen
Schwerpunkt der Ausgabe 01/2016: Wer ist das Volk? Die Vermessung der Demokratie - Spannungen im zivilgesellschaftlichen Bewusstsein
Für die Erneuerung und Ausweitung der Demokratie in Europa setzt sich die erstmals zur Frankfurter Buchmesse erscheinende Buchzeitschrift „Latenz“ ein. Das vom Talheimer Verlag herausgegebene Journal für Philosophie und Gesellschaft, Arbeit und Technik, Kunst und Kultur wird von einer fünfköpfigen Fachredaktion geleitet. Dreißig international renommierte Fachexpertinnen und Fachexperten aus Frankreich, Polen, Österreich, Kroatien und Deutschland bilden einen kompetenten Beirat. Der Schwerpunkt der ersten Ausgabe legt Antworten auf die Frage vor „Wer ist das Volk?“ und leistet Beiträge zur Neuvermessung der europäischen Idee der Demokratie.
„Nach mehr als 25 Jahren verlegerischer Tätigkeit auf dem offenen Feld des Sachbuches sehen wir den Bedarf nach einer Buchzeitschrift, die das aufklärerische Denken aus Philosophie und Sozialwissenschaften mit gesellschaftspolitischem Handeln verbindet,“ betonen die Herausgeber Irene Scherer und Welf Schröter: „Es geht einerseits um die Verteidigung und Aufhebung der Werte der „Trikolore“ als Erbschaft der Citoyennes und der Citoyens, um Sichtung des Unabgegoltenen und scheinbar Verschollenen, um die Wiederentdeckung enttäuschter ungleichzeitiger Hoffnungen als Gärstoff für Besseres. Zugleich rückt die Weiterentwicklung der Gegenwart zugunsten einer Humanisierung des Menschen unverändert auf die Tagesordnung.“
Das Journal „Latenz“ will ein Debatten-Forum sein. Autorinnen und Autoren unterschiedlicher Fachdisziplinen und gesellschaftlicher Gruppierungen sollen eine Plattform erhalten, auf der innerhalb eines breiten Themenspektrums zwischen Gesellschaftstheorie und historisch-politischer Analyse, ökonomischer Prognose und ästhetischer Kritik versucht werden soll, die Gegenwart zu vermessen, deren innere Dynamik aufzuspüren und auf ihr eventuell emanzipatorisches Potenzial hin zu befragen.
Die Redaktion wird von Dr. Dr. Matthias Mayer, Dr. Mathias Richter, Inka Thunecke, Irene Scherer und Welf Schröter gebildet.
Buchangaben: Latenz, Journal für Philosophie und Gesellschaft, Arbeit und Technik, Kunst und Kultur. Ausgabe 01|2016: Wer ist das Volk? Die Vermessung der Demokratie Spannungen im zivilgesellschaftlichen Bewusstsein. Herausgegeben von Irene Scherer und Welf Schröter. Redaktion: Dr. Dr. Matthias Mayer, Dr. Mathias Richter, Inka Thunecke, Irene Scherer und Welf Schröter. Mit Beiträgen von Étienne Balibar, Reinhard Bütikofer, Ulrike Guérot, Yves Sintomer, Mathias Richter, Inka Thunecke, Luca di Blasi, Welf Schröter, Irene Scherer, Andrea Gabler, Harald Wolf, Arno Münster, Mohamed Turki, Hans-Ernst Böttcher, Ágnes Heller, Gianni Vattimo, Claus-Artur Scheier, Matthias Mayer, Elat Lapidot, Beat Dietschy, Sigmund Pfender, Ulrich Müller-Schöll, Yannic Bellino, Martin Speer. Mössingen 2016, 276 Seiten, Preis 34,00, ISBN 978-3-89376-170-8.
Inhaltsübersicht der ersten Ausgabe der neuen Buchzeitschrift „Latenz“
Der inhaltliche Schwerpunkt der ersten Ausgabe folgt der Frage „Wer ist das Volk?“ Der Untertitel „Die Vermessung der Demokratie ‒ Spannungen im zivilgesellschaftlichen Bewusstsein“ verweist auf den Bedarf nach Analyse und Bewertung, nach Kritik und Entwurf. Im Aufruf zur Einreichung von Beiträgen wurden unter anderem folgende Fragen gewogen: „Welche Erbschaften der Demokratieutopien sind noch unabgegolten und drängen tendenziell auf Einlösung? Welche Errungenschaften sind schon wieder verloren gegangen? Welche neuen Horizonte von Demokratieutopien entfalten sich heute? In welchen Hinsichten liegt die Verwirklichung politischer und sozialer Demokratie in Europa in der Überwindung und Aufhebung nationalstaatlicher Begrenzungen? Lässt sich die in vielen Ländern Europas während der letzten Jahre in der Exekution vermeintlicher ökonomischer Sachzwänge erstarrte Parteiendemokratie wiederbeleben oder liegt die Zukunft der Demokratie in der Konfrontation zwischen einem linken und einem rechten Populismus? Wie verteidigt man den Raum demokratischer Deliberation erfolgreich gegen populistische Versuchungen, die zur Diktatur der Mehrheit streben?“
INHALT
Werte der „Trikolore“. Editorial
Von Irene Scherer und Welf Schröter
„Latenz“ — Journal für Philosophie und Gesellschaft, Arbeit und Technik, Kunst und Kultur
Von Matthias Mayer, Mathias Richter, Inka Thunecke, Irene Scherer und Welf Schröter
I. Wer ist das Volk? Die Vermessung der Demokratie —
Spannungen im zivilgesellschaftlichen Bewusstsein
Demokratisierungen. Über Partizipation, Repräsentation und Konfliktdemokratie
Von Étienne Balibar
Mehr Demokratie durch mehr Europa
Von Reinhard Bütikofer
Staaten und Mächte kommen und gehen, Republiken bleiben und leben
Von Ulrike Guérot, mit Yannic Bellino und Martin Speer
Die anderen Wege der Demokratie. Eine globalgeschichtliche Perspektive
Von Yves Sintomer
Wer ist das Volk? Über die Leerstelle der Macht im symbolischen Dispositiv der Demokratie
Von Mathias Richter
„Wir sind das Volk“. Versuch über das politische Covern
Von Luca di Blasi
Komplexität als strukturelles Hemmnis moderner Demokratie
Von Welf Schröter und Irene Scherer
Demokratie als Entwurf der Autonomie. Der Beitrag des Cornelius Castoriadis
Von Andrea Gabler und Harald Wolf
Schwarze Wolken über Frankreich im Ausnahmezustand. Düstere Aussichten für die Präsidentschaftswahlen
Von Arno Münster
Latenz, Tendenz, Utopie. Zur Vermessung der Demokratie in der arabischen Welt
Von Mohamed Turki
Rechtsstaatsaspekte der Vermessung der Demokratie in der arabischen Welt
Von Hans-Ernst Böttcher
II. Philosophie und Gesellschaft
Kosmopolitismus als Philosophie, als Zuflucht und Schicksal
Von Ágnes Heller
Geistige Freiheit
Von Gianni Vattimo
Die Weltgeschichte ist der Fortschritt im Bewußtsein der Freiheit. Hegel und die Zukunft
Von Claus-Artur Scheier
„Unendliche Endlichkeit“. Zur Ethik und Geschichtsphilosophie in Giordano Brunos De la causa, principio et uno
Von Matthias Mayer
Volk der Wissenden. Über heideggersche und jüdische Epistemo-Politik
Von Elat Lapidot
III. Kultur, Ästhetik und Lebenswelt
Heimat in der Zukunft? Zur Befreiung der Arbeit im Denken von Ernst Bloch
Von Beat Dietschy
Fritz Bauer — Sein Mut und die Notwendigkeit zum Widerstand: „m aufrechten Gang seiner Pflicht“
Von Sigmund Pfender
Aneignung oder Resonanz? Zum normativen Hintergrund zweier Neudeutungen des Entfremdungstheorems
Von Ulrich Müller-Schöll
Autorinnen und Autoren