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Die Formel I der Kleinsten

Seifenkistenfahren ist noch nicht vergessen

(lifePR) (Sinsheim, )
Eine gute Idee hatten die Tanten, heute Erzieherinnen genannt, eines Kindergartens in Eschelbronn bei Sinsheim. Sie bastelten mit ihren Schutzbefohlenen einige Seifenkisten und brachten sie in das Technik Museum Sinsheim. Mit Eifer werkelten die kleinen Buben und Mädchen und lernten den Umgang mit Werkzeug.

Der Name "Seifenkisten" stammt aus Amerika, wo Anfang des 20. Jahrhunderts ein cleverer Seifenfabrikant seine Holzkisten mit einem Bauplan für Kinderautos bedruckte und auch die Achsen und Räder lieferte. Die Idee kam in Windeseile auch nach Deutschland und bereits 1904 gab es in Oberursel im Taunus ein Seifenkistenrennen. Bald ließ die Begeisterung nach bis die amerikanischen Besatzungstruppen nach dem Zweiten Weltkrieg die Seifenkistenrennen wieder zum Leben erweckten. Es war Teil einer Kampagne zur Umerziehung der deutschen Jugend. Sie sollte lernen im fairen Wettkampf zu konkurrieren, der nicht auf Zerstörung oder Vernichtung hinausläuft.

Die Rennen wurden in der amerikanischen Besatzungszone von der GYA (German Youth Activity) durchgeführt. Die ersten Meisterschaften in München im Jahr 1949 lockten schon 20 000 Menschen an die Rennstrecke. US Experten bauten von der Bavaria hinab eine Rennstrecke mit Holzbohlen. Bei den Meisterschaften in Stuttgart 1950 nahmen hohe amerikanische Offiziere die Siegerehrung vor. Während 1904 das "Kinderautomobilrennen" noch ein Gaudium für die Erwachsenen war, konnte man die Rennen nach dem 2. Weltkrieg schon als echte Meisterschaften bezeichnen. Sogar ein Marsch wurde von Hans Stani getextet, Michael Jary schrieb die Musik dazu:

Wir fahren schneller als der Wind
Wir fahren, was die Kiste hält
Weil wir die Seifenkisten-Derby-Fahrer sind ...

Im Jahre 1951 übernahm die Adam Opel AG, eine 100 %-ige Tochter von General Motors, die Schirmherrschaft über alle deutschen Rennen. Opel gab die Rennvorschriften heraus, stellte Räder sowie Achsen nach der US-Norm her und organisierte die jährlichen Deutschen Meisterschaften auf der Uhlenhorststraße in Duisburg.

Beliebt war das Hobby weil es verhältnismäßig billig war. Baumaterial gab es auf jedem Schrottplatz. Das Freizeitangebot für die Jugend war beschränkt, das Fernsehen hatte sich noch nicht durchgesetzt. Vor allem aber lockten auch die Preise, die es zu gewinnen gab. Das Begehrteste waren die "Opel-Preise", die bis 1971 ausgelost wurden. Der Gewinner der Deutschen Meisterschaft durfte "mit einem Elternteil nach Amerika", um dort an den amerikanischen Seifenkisten-Meisterschaften teilzunehmen. Die ersten drei Sieger erhielten, 2000, 3000 und 5000 Mark als "Berufserziehungshilfe". Die besten 20 deutschen Fahrer wurden von Opel "zu einer mehrtägigen Deutschlandreise" eingeladen. Mädchen waren nicht zugelassen. Man konnte sich keine Technikerinnen vorstellen.

Im August 1973 zog sich Opel aus dem Sponsoring vollständig zurück. Die Zahl der Vereine schrumpfte von 85 auf 16. Die Deutschen Meisterschaften waren nur noch ein Abglanz früherer Festivals. Die Pfadfinder richteten 1972 und 1973 Deutsche Meisterschaften in Mettingen / Westfalen aus. Am 13. Oktober 1973 wurde in Frankfurt das "Deutsche Seifenkisten Derby" (DSKD) gegründet und auch Mädchen zu den Rennen zugelassen.

Die Seifenkisten, die heute an den Start gehen haben mit den früheren Holzkisten nichts mehr zu tun. Diese Gefährte werden mittlerweile aus High-Tech-Materialien wie Glasfaser gefertigt. Das bedeutet, dass es auch für den Geldbeutel, bzw. den Herstellungspreis keine Grenze gibt.

Eine Renaissance wäre diesem hochwertigen Hobby zu wünschen.
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