Seine Wiege stand in Stuttgart-Bad Cannstadt und sein Vater war schon ein bekannter Erfinder, Fabrikant und Freiballonführer. Sein älterer Bruder Helmuth Hirth nahm ihn im zarten Alter von 10 Jahren zu einem Probeflug mit. Damit waren die Weichen für sein weiteres Leben gestellt. Er bastelte Flugmodelle, machte im Ersten Weltkrieg das Notabitur und meldete sich zur Fliegertruppe. Als Brillenträger war er "fluguntauglich" und landete zur Monteurausbildung bei der Flieger-Ersatzabteilung 5 in Böblingen. Nach Kriegsende war er noch beim Baltikum-Freikorps und arbeitete dann als Praktikant bei Daimler. In der Rhön auf der Wasserkuppe scharte "Rhönvater" Ursinus die flugbegeisterte Jugend um sich und lud zum 1. Rhön-Segelflugwettbewerb ein. Das war der Beginn seines rastlosen Lebens als Bahnbrecher des motorlosen Fluges.
Das Auto & Technik Museum Sinsheim hat in seiner Ausstellung einige markante Segelflugzeuge die an ihn erinnern. Zum Beispiel das "Grunau Baby".
Im Jahr 1920 baute er seinen ersten "Apparat" ziemlich roh und mit Packpapier als Bespannung. Er bekam keinen Preis aber erntete viele Erfahrungen. In München und Stuttgart absolvierte er ein Studium das er 1928 mit dem Dipl. Ing. Examen abschloss. 1922 baute er ein neues Segelflugzeug, mit dem er zweimal abstürzte. Eine Kehlkopfverletzung, ein Beckenbruch und ein gelähmter rechter Fuß waren die Folge.
Technische Erfahrungen sammelte er 1924/25 im Messerschmitt Werk in Bamberg und im Motorenbau seines Bruders Helmuth. Nebenher betrieb er noch Motorradsport. Durch einen schweren Sturz mit einer 1000er NSU verlor er sein linkes Bein. Das behinderte ihn nicht mit Prothese am Solitude-Rennen teilzunehmen und den dritten Platz zu erobern. Auch im Segelflug war er nicht untätig und erwarb den A, B und C-Schein. In Berlin erwarb er auch den Pilotenschein für Motorflugzeuge. Aufsehen in der Welt erregte er mit seinem zwölfstündigen Langstreckenflug von Stuttgart nach Island mit einer Klemm 25, wobei er 9 Stunden über die offene See flog. Der Journalist Oskar Weller begleitete ihn. Vor 80 Jahren am 1. August 1930 setzte er auf Island zur Landung an.
Wolf Hirth reiste dann per Schiff mit seinem neuen Segelflugzeug "Musterle" - genannt nach seiner Gattin - nach Amerika und "importierte" im wahrsten Wortsinne die Kunst des Segelfluges in die Neue Welt. Für seine Leistungen als Sport- und Segelflieger hatte er inzwischen aus der Hand des Reichspräsidenten von Hindenburg den Pokal für den erfolgreichsten Sportflieger erhalten.
Die Amerikaner hatten im September 1930 den ersten Segelflugwettbewerb in Elmira ausgeschrieben. Beim Training entdeckte er den Thermikflug. Er sah wie sein Freund Haller an einer bestimmten Stelle des Geländes auf erstaunliche Weise plötzlich mit seinem Segelfugzeug sanft und ständig waagerecht in die Höhe geschoben wurde. Er suchte die gleiche Stelle auf und
gewann in wenigen Minuten auf die gleiche Weise die Tausendmeter-Höhe. Dann fielen ihm zwei Raubvögel auf, die sich auf einer unsichtbaren Strömung schwebend in weiten Spiralen ebenfalls in kurzer Zeit auf große Höhe tragen ließen.
Er hatte das Geheimnis des Thermikfluges entdeckt und er erprobte es nun in der ihm eigenen wagemutigen Weise, in dem er dann am 11. März 1931 seinen sensationellen und berühmten Thermikflug über den Wolkenkratzern der Riesenstadt New York vollführte. Damit hatte er der modernen Segelfliegerei auch in den USA, und letzten Endes in vielen anderen Ländern, zum siegreichen Durchbruch verholfen.
Im April 1931 übernahm er die Leitung der Segelflugschule Grunau im Riesengebirge. Sie gewann unter ihm einen hohen Ruf, denn aus ihr gingen eine Reihe der besten deutschen Segelflieger - unter ihnen beispielsweise Hanna Reitsch - hervor.
Das Jahr 1933, in dem er einen Lehrauftrag an der TH Stuttgart erhielt, sah ihn dann mit dem von ihm konstruierten "Moazagotl" abermals erfolgreich und als unermüdlichen Werber der Jugend für die Segelfliegerei. Am Hornberg bei Schwäbisch-Gmünd gründete er eine eigene Segelfliegerschule. Mit dem sogenannten "DLV-Wanderzirkus" reiste er durch die Lande und gewann mit seinen Schauflügen und durch seine sympathische, reife Persönlichkeit allenthalben die Herzen begeisterungsfähiger junger Menschen.
1934 reiste er mit Professor Georgii, Hanna Reitsch und Peter Riedel nach Südamerika und erkundete die Möglichkeiten des Segelflugs in diesen fernen Ländern. Seine Leistungen als begabter Konstrukteur waren für die Entwicklung des Segelflugsports ebenso bedeutsam wie seine fliegerischen Leistungen. Er entwickelte unter anderem die bekannten Hochleistungstypen die "Stanavo", "Grunau 6", "Moazagotl", "Wolf", den Zweisitzer "Göppingen 2", die "Minimoa" und den Zweisitzer "Grunau 8".
Mit dem Ingenieur Hütter zusammen konstruierte er das zweisitzige Übungs- und Schulflugzeug "Göppingen 4". Wolf Hirth verdankt die Segelfliegerei auch die Technik des Schleppstarts. Er führte zuerst die Schleppwinde ein. Nach einem Amerikabesuch machte er in Tempelhof die ersten deutschen Versuche mit dem Autoschlepp.
In Ungarn stürzte er zum zweiten Mal ab, wiederum mit schweren Verletzungen; abermals aber flog er wieder, sobald er wiederhergestellt war.
Als nach dem Ende des zweiten Weltkrieges der Segelflug in Deutschland verboten wurde, blieb Wolf Hirth der eigentliche Motor seiner Idee und der überall anerkannte und bekannte Fürsprecher für die Aufhebung des Verdiktes über diesen großartigen Sport. Seiner Energie und seinem menschlichen und sportlichen Ansehen vor allem war dann schließlich die Wiederzulassung des Segel- und Motorflugsportes in der Bundesrepublik durch die alliierten Behörden und die Wiederbegründung der deutschen Segelfliegerei durch den neu geschaffenen Deutschen Aero-Club zu verdanken. Wolf Hirth war der erste Präsident.
Der dritte und letzte Absturz am 25. Juli 1959 hat sein Leben ausgelöscht. Geblieben ist das Andenken an ein unvergessliches Vorbild und eine liebenswerte und bescheidene Persönlichkeit.