Die Lebenshilfe Sinsheim betreut in ihrem Wohnh eim 38 Menschen mit geistiger Behinderung. In 3 Außenwohngruppen stehen weitere 12 Plätze für behinderte Menschen zur Verfügung, die selbständiger wohnen können. Die Bewohner/innen gehen tagsüber in die Kraichgau-Werkstatt Sinsheim zur Arbeit bzw. in den Förder- und Betreuungsbereich.
"Wohnen heißt zu Hause sein" - Leben im Wohnheim
Wir wollen unseren Bewohnern ein zu Hause bieten und ihnen die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft ermöglichen. Um das zu erreichen, orientieren wir uns an folgenden konzeptionellen Leitlinien:
- Selbstbestimmung : Hierzu gehören Wunsch- und Wahlrecht, Entscheidungskompetenz, Ausrichtung an den Bedürfnissen, weitgehende Autonomie in der Alltagsgestaltung.
- Individualität und Privatheit : Jeder Mensch ist einzigartig und soll sich als Persönlichkeit entfalten können. Jeder Mensch hat Anspruch auf einen eigenen Lebensstil.
- Eigenkompetenz : Ziel aller Hilfen muss sein, die weitestgehende Unabhängigkeit von institutioneller Hilfe bei der individuellen Lebensgestaltung zu erreichen.
- Integration : Dies bedeutet Teilhabe am Leben in der Gesellschaft, gemeinsame Lebenserfahrung von Menschen mit und ohne Behinderung, Verhinderung von Ausgrenzung und Sonderbetreuung.
- Normalisierung : Leben und Hilfen so "normal" wie möglich, Zugang zu normalen Lebensbedingungen, altersentsprechende Lebensformen.
- Soziale Begleitung : Der Prozess der Begleitung ist immer zugleich eine persönliche Begegnung und Beziehung, bei der die Haltung von Partnerschaftlichkeit und Respekt vor der Persönlichkeit geprägt werden muss.
Das Wohnheim hält zu jeder Tages- und Nachzeit ausgebildete Fachkräfte vor. Hier erfährt jeder Bewohner passgenaue Unterstützung die sich am Hilfebedarf des einzelnen orientiert.
Diese Begleitung beinhaltet je nach Fähigkeiten des Bewohners Beratung, Assistenz, Hilfestellung, Anleitung, (teilweise) stellvertretende Ausführung bzw. intensive Anleitung und Begleitung des Bewohners.
Die Bewohnerschaft setzt sich zusammen aus Frauen und Männern im Alter zwischen 22 und 66 Jahren. Ebenso breit gefächert sind die Hilfebedarfe der einzelnen Bewohner.
Jeder Bewohner lebt in einem Einzelzimmer, das er seinen Wünschen entsprechend gestalten kann.
Die Mitarbeiterschaft besteht aus Heilerziehungspflegern, Krankenpflegern, Erziehern, Auszubildenden, Praktikanten, Hauswirtschafskräften und einem Diplom-Sozialpädagogen.
Die Außenwohngruppen - Mehr Verantwortung für sich selbst übernehmen
Momentan gibt es drei Außenwohngruppen. Eine Wohngruppe mit sieben Plätzen, eine Wohngemeinschaft mit drei Plätzen und ein Paar, das in einer gemeinsamen Wohnung lebt.
Die Begleitung durch Mitarbeiter findet hier stundenweise statt. Aufgrund der vorhandenen Selbständigkeit wird in der Nacht lediglich eine Rufbereitschaft vorgehalten. Jeder Bewohner hat ein Einzelzimmer, das er nach seinen Wünschen alleine, oder gemeinsam mit Mitarbeitern gestalten kann. Die von den Bewohnern benötigten Hilfebedarfe werden gemeinsam erarbeitet. Hieraus ergeben sich sehr individuelle Unterstützungsformen.
2. Teilhabe-Möglichkeiten verbessern – ein Rolli-Bus soll her!
Gerade Personen mit Gehbehinderungen sind für ihre Mobilität auf besondere Unterstützung angewiesen. Das Wohnheim verfügt momentan über einen Kleinbus und es ist recht beschwerlich, bei Unternehmungen, Einkäufen, Arztbesuchen u.ä. die Menschen im Rollstuhl in das Fahrzeug zu bekommen.
Bei der Eröffnung des Wohnheims 1999 gab es nur vereinzelt Aufnahmen von Menschen mit Gehbehinderungen, dieser Personenkreis wird in den kommenden Jahren allerdings zunehmen und deswegen ist vorgesehen, f ür das Wohnheim einen Bus anzuschaffen, der mit einer Hebebühne versehen ist, damit die Rollstuhlfahrer gut befördert werden können.
Das vorhandene Fahrzeug wird dann in den Außenwohngruppen eingesetzt.
Die Kosten für das Fahrzeug mit der erforderlichen Sonderausstattung belaufen sich auf ca. 30.000,- €. Für die Anschaffung soll bei der „Aktion Mensch“ ein Zuschuss beantragt werden, für die restlichen Eigenmittel (ca. 25%) soll der Erlös aus dem Konzert der Big Band der Bundeswehr mit verwendet werden.
Kinderhilfefonds - Kraichgau
Eine erfolgreiche Spendeninitiative von Caritas und Diakonie
Im Oktober 2005 wurde der Kinderhilfefonds Kraichgau gegründet. Die alarmierenden Zahlen des Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung sowie einer UNICEF – Studie, die eine deutliche Zunahme der Kinderarmut in Deutschland feststellten, deckten sich mit den Erfahrungen in der Beratung von Caritas und Diakonie. Die begrenzten Mittel, die in der Sozialberatung zur Verfügung standen, reichten nicht mehr aus, um in akuten Notlagen schnell und unbürokratisch helfen zu können. Aus dieser Not heraus entstand die Idee zur Gründung eines Kinderhilfefonds.
Die Oberbürgermeister der Region sowie die Dekane der evangelischen und katholischen Kirche erklärten sich bereit, diese Initiative als Schirmherren mit zu tragen. Die Spendenaktion hat über den Kraichgau hinaus Resonanz gefunden und in Baden-Württemberg schon Nachahmer gefunden. Beispielhaft waren die ökumenische Zusammenarbeit, die Beteiligung der politischen Gemeinden, die Unterstützung durch die Rhein-Neckar-Zeitung und die Kraichgau Stimme sowie durch Volksbank und Sparkasse.
Kirchengemeinden, Kirchenbezirk, Vereine, Initiativen, Firmen, Selbständige und viele privaten Spender haben sich inzwischen an der Spendenaktion beteiligt. Außerdem gab eine Stiftung eine Starthilfe. Die Beihilfen aus dem Kinderhilfefonds werden von Caritas und Diakonie nach Überprüfung der Einkommensverhältnisse ohne Abzüge an in Not geratene Familien weitergegeben. Die finanzielle Hilfe wird ergänzt durch die Unterstützung beim Geltendmachen von staatlichen Leistungen sowie bei familiären Problemen.
Ein Beispiel: Frau K. lebt mit ihrem 6jährigen Sohn in einer kleinen Zweizimmerwohnung. Sie hat eine befristete Arbeitsstelle als Vertretung in einem Gastronomiebetrieb erhalten. Obwohl sie dort nur ein Einkommen erzielt, das dem Sozialhilfeniveau entspricht und mit vielen Einschränkungen durch den Schichtdienst verbunden ist, nahm sie die Arbeitsstelle an, um nicht von staatlichen Leistungen abhängig zu sein. Wegen ihres geringen Verdienstes kann sie die Bekannten und Verwandten, die während der Arbeit die Betreuung ihres Sohnes übernehmen, nicht bezahlen. Nach einer Krankheit verliert sie ihre Arbeitsstelle. Die letzte Lohnauszahlung verzögert sich und das Antragsverfahren für das Arbeitslosengeld zieht sich in die Länge. Da sie sich mit dem geringen Lohn keine Rücklagen bilden konnte, ist sie in einer Übergangszeit mittellos. Die Beihilfe aus dem Kinderhilfefonds wird gewährt, damit sie für ihren Sohn und sich Lebensmittel einkaufen kann.
38,7% der Kinder, die mit dem Kinderhilfefonds unterstützt wurden, hatten eine allein erziehende Mutter. Allein Erziehende sind die am stärksten durch Armut gefährdete Bevölkerungsgruppe. 38,7% der unterstützten Personen bezogen ausschließlich- und 9,2% ergänzendes Arbeitslosengeld II. Die verzögerte Auszahlung des Arbeitslosengeldes II und der Unterkunftskosten waren im vergangenen Jahr einer der Gründe für soziale Notlagen in Familien. Viele kamen mit den Antragsformularen der Agentur für Arbeit nicht zurecht, gaben unvollständige Anträge ab und mussten Unterlagen nachreichen. Nebenkostennachzahlungen, Kosten durch Krankheit, Wiederbeschaffung von Haushaltsgeräten und Möbeln, Folgen von Trennung und Scheidung, Kosten durch Schullandheimaufenthalt und Schulmaterialien sowie Aufwendungen für Bekleidung waren Gründe, die Familien in finanzielle Notlagen brachten.
In der UNICEF-Studie „Armut grenzt aus“ wird treffend formuliert: „Kinderarmut lässt sich nicht nur am Einkommen festmachen. Kinder aus armen Familien sind in vieler Hinsicht benachteiligt und ausgegrenzt. Neben dem Mangel an materiellen Dingen fehlt es oft an Zuwendung, Erziehung und Bildung. Kinder aus armen Familien haben häufiger gesundheitliche Probleme – verursacht durch falsche Ernährung und Bewegungsmangel. Sie können sich im Unterricht nicht konzentrieren und brechen öfter die Schule ab. Bei Kindern ausländischer Eltern kommen Sprachprobleme hinzu. Sie leben häufiger in beengten Wohnverhältnissen, in vernachlässigten Stadtteilen mit schlechten Schulen und unzureichenden Angeboten. Mangelhafte Ausbildung und folglich schlechte Berufschancen sowie Teenagerschwangerschaften zementieren Armutsbiografien.“
Diese Problembeschreibung macht deutlich, auf welchen Ebenen Handlungsbedarf besteht. Der Kinderhilfefonds, eingebettet in die Sozialberatung, die Migrationsberatung, die Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung sowie in verschiedene Projekte für Kinder und Jugendliche, die von Caritas und Diakonie angeboten werden, kann in diesem Rahmen sinnvolle Hilfe leisten. Er kann auch dazu beitragen, das Thema Kinderarmut immer wieder öffentlich zu machen.
Caritas und Diakonie hoffen nun mit ihren Schirmherren, dass die Hilfe für in Not geratene Kinder hier in der Region für viele Bürger auch in den kommenden Monaten ein Anliegen bleibt.