Gebhardt Motorsport ist ein traditionsreiches Rennsportteam aus dem Kraichgau, das sich vor allem in den 1980er und 1990er Jahren durch Erfolge im Langstrecken- und Prototypenrennsport einen Namen gemacht hat. Gegründet von Günter und Fritz Gebhardt, spezialisierte sich das Team auf den Aufbau und Einsatz von Rennwagen, die vor allem in der Gruppe C, einer der damals prestigeträchtigsten Rennkategorien, an den Start gingen. Gebhardt Motorsport startete unter anderem in der Deutschen Rennsport-Meisterschaft (DRM) und bei den legendären 24 Stunden von Le Mans. Zu den bekanntesten Modellen des Rennstalls zählen der Gebhardt JC 853, ein Le-Mans-Prototyp, der durch seine aerodynamische Effizienz und innovative Technik auffiel, sowie der Gebhardt C88, ein Rennwagen, der durch seine leistungsstarke Konstruktion für Aufsehen sorgte. Weitere Modelle wie der Gebhardt JC 843 und der Gebhardt March F2-832 zeugen von der Vielseitigkeit und dem Pioniergeist des Teams. Alle vier Rennwagen sind nun bis zum Frühjahr 2025 in der Liller Halle des Technik Museum Speyer zu sehen.
Gebhardt JC 843-Ford, Baujahr 1984:
Der Gebhardt JC 843 Ford ist eine Weiterentwicklung der Gebhardt JC Sportwagenreihe, die ab 1983 in Sinsheim gebaut wurde. Das Fahrzeug wurde in der Sportwagen-Weltmeisterschaft, der Interserie, der Deutschen Rennsportmeisterschaft und in der amerikanischen IMSA-Serie eingesetzt. Viele internationale Erfolge wurden mit dem Gebhardt JC 843 erzielt, unter anderem der Gruppensieg in Le Mans 1986. Der Ford Cosworth Motor verfügt über 3,3 Liter Hubraum und bringt es auf 500 PS. Der erste Renneinsatz nach der Restaurierung war 2022 beim KW Group C Supercup der Bosch Hockenheim Historic.
Gebhardt JC 853-Ford, Baujahr 1984:
Auch dieser Bolide ist eine Weiterentwicklung der Gebhardt JC Sportwagenreihe mit einem Ford Cosworth Motor mit 3,3 Liter Hubraum und über 500 PS. Zahlreiche internationale Erfolge wurden damit erzielt, unter anderem der Sieg in Monza 1986. Auch in Le Mans ging diese Konstruktion an den Start.
Gebhardt C88, Baujahr 1987, Chassis 872/1:
Im Gebhardt C88 kommt ein 2,1-Liter-Fünfzylinder-Audi-Turbomotor zum Einsatz, der je nach Ladedruck knapp 500 PS leistet. Er hat nur ein Zweiventil-System und eine eher ungünstige Gewichtsverteilung: Ansaugtrakt und Auspuff samt Turbolader sind auf einer Seite montiert - ein untypischer Rennmotor. Ähnlich wie andere Modelle dieser Baujahre hat der KKKTurbolader beim Beschleunigen noch ein recht großes „Turboloch“. Sein Erfinder, Fritz Gebhardt, rettete den Wagen vor einer Versteigerung und brachte ihn zurück in seine „Geburtswerkstatt“, wo er ihn komplett überholen ließ. 2019 trat der Wagen in Monza mit der MOMO-Lackierung erstmals wieder im historischen Rennsport an. Beim 2022 Gulf Historic Dubai GP Revival wurde der Gebhardt C88 vom dreifachen Le-Mans-Sieger Marco Werner gefahren.
Gebhardt March F2-832, Baujahr 1983:
Dieser Rennwagen basiert auf dem erfolgreichen Chassis March 832, das in den 80er Jahren in der Formel 2 eingesetzt wurde. Gebhardt Motorsport überarbeitete das Fahrzeug, um es den eigenen Anforderungen anzupassen und auf ein neues Leistungsniveau zu bringen. Das Chassis des March 832 wurde ursprünglich von March Engineering, einem britischen Rennwagenhersteller, entwickelt und zeichnete sich durch eine leichte, aber robuste Bauweise aus. Angetrieben von einem hochdrehenden BMW M12/6 2,0-Liter-Vierzylinder-Reihenmotor mit rund 300 PS und ausgestattet mit einem Hewland 5-Gang-Getriebe, bestach er durch technische Raffinesse und Zuverlässigkeit. In den Händen von Gebhardt Motorsport erhielt der March F2-832 Optimierungen, die insbesondere auf die Aerodynamik und das Fahrwerk abzielten, um die Wettbewerbsfähigkeit des Fahrzeugs weiter zu steigern. Diese Anpassungen spiegeln den Schöpfergeist von Gebhardt Motorsport und die Fähigkeit wider, bestehende Konstruktionen zu verfeinern und an die eigenen Vorstellungen anzupassen. In der Formel-2-Europameisterschaft 1983 belegte der Wagen mit Laufsiegen in Silverstone, Thruxton, am Nürburgring und in Vallelunga den dritten Platz und galt als leistungsstarker Konkurrent vor allem auf kurvenreichen Strecken.