Rauert erlangte das Abitur am Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasium in Lübeck. Er begann, nach einem kurzen Musikstudium in Köln, das Studium „Bauingenieurwesen“ an der renommierten Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen. Im Rahmen seiner Promotion am Lehrstuhl für Stahlbau befasste Rauert sich mit dem Einfluss baulicher Randbedingungen auf das dynamische Verhalten von Eisenbahnbrücken in WIB-Bauweise (Walzträger in Beton). Neben der Erarbeitung seiner Dissertation konnte Rauert erste Erfahrungen in der Lehre sammeln, indem er maßgeblich an der Durchführung der Lehrveranstaltung „Stahlverbundbau“ beteiligt war und zahlreiche Abschlussarbeiten aus diesem Bereich betreute.
Nach der Promotion begann für Rauert die Planungspraxis. In verschiedenen Ingenieurbüros und in freier Mitarbeit als Tragwerksplaner arbeitete er in zahlreichen Hoch- und Ingenieurbauprojekten. Im Fokus standen hierbei insbesondere Großbrücken, wobei er sich sowohl mit der Neubauplanung als auch mit der Nachberechnung und Verstärkung/Instandsetzung von Bestandsbrücken befasste. Gegenstand seiner Untersuchungen waren dabei beispielsweise die 1963 erbaute Schleswig-Holsteinische Fehmarnsundbrücke und die 1974 errichtete Hamburger Köhlbrandbrücke. In diesem Kontext verantwortet Rauert die Themenfelder Objekt- und Tragwerksplanung von Ingenieurbauwerken sowie die FEM-Simulation des statischen und dynamischen Tragverhaltens. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Lebensdauer- und Schädigungsanalyse von Bestandsbauwerken sowohl in Massiv- als auch in Stahl- und Stahlverbundbauweise, insbesondere unter Anwendung von Methoden des Bauwerksmonitorings.
Auch während seiner Zeit in der Wirtschaft hat Rauert die Forschung nie aus dem Blick verloren. So hat er beispielsweise ein alternatives Nachweisverfahren für den Spannungsrisskorrosionsnachweis von vorgespannten Massivbrücken entwickelt und in Zusammenarbeit mit der RWTH Aachen die Anprallvorgänge von Fahrzeugen an Fahrzeugrückhaltesysteme auf Brücken numerisch untersucht.
In den insgesamt 16 Jahren Planungspraxis konnte Rauert eine Menge Erfahrungen sammeln, die er seinen zukünftigen Studierenden näherbringen will. „Ich freue mich darauf, meine erworbenen Kenntnisse und praktischen Erfahrungen auf dem Gebiet der Tragwerksplanung an angehende Bauingenieur*innen weiterzugeben und sie für den konstruktiven Ingenieurbau zu begeistern“, sagt Tim Rauert über seine Ambitionen in der Lehre.
Weitere Herausforderungen sucht der neue Bau-Professor in der angewandten Forschung und Entwicklung. Neben den Erkenntnissen aus der Bauwirtschaft kann der Ingenieur sein Netzwerk aus der Planungs-und Ausführungspraxis einbringen. Über die zukünftige Arbeit an der Technischen Hochschule Lübeck ist Rauert sichtlich begeistert: „Ich sehe eine sehr reizvolle Aufgabe darin, die Lehr- und Forschungsaktivitäten an der TH Lübeck im Zusammenspiel mit den weiteren Fachbereichen in einem interdisziplinären Umfeld aktiv mitzugestalten und voranzubringen. Die Technische Hochschule meiner „Heimatstadt“ Lübeck ist für mich ein idealer Ort, um mich diesen Herausforderungen zu widmen.“