15 Architekturstudierende der ukrainischen Chernivtsi National University (CHNU), zwei Architekturdozenten des Lehrstuhls für Bauen und Architektur der CHNU, elf Architektur- und Bauingenieurstudierende sowie ein Dozent des Fachbereichs Bauwesen der FH Lübeck und ein Mitglied aus dem Vorstand des ArchitekturForumLübeck eV. an dem Austausch teil.
Unter dem Titel "Demokratie im Bauwesen - Gedenk-Bauwerke und demokratische Baukultur" besuchten die über 30 TeilnehmerInnen aus beiden Ländern insgesamt 27 Einrichtungen in Schleswig-Holstein, Hamburg und Berlin. Bei den Exkursionen standen außerdem umgebaute, historisch(-problembeladen)e Bauten und Gedenkstätten im Fokus, die besonders kennzeichnend für die deutsche Geschichte sind. In Lübeck, Kiel, Hamburg und in Berlin wurden u.a. Bunkerbauten, Kriegsdenkmäler, ehemalige (umgenutzte) "Nazi-Bauten", Zwangsarbeiterbaracken und künstlerische Objekte - auch im Kontext der DDR-Baugeschichte - besichtigt und die speziellen Denkmalaspekte bei Objekten der deutschen Zeitgeschichte erörtert.
In Lübeck drehten sich die Beiträge u.a. um das Engagement der "Gemeinnützigen" und ihrer Rolle, die sie seit Jahrhunderten in der Kultur und Bildung in der hanseatischen Bürgergesellschaft spielt. 1789 gründeten Lübecker Ärzte, Pastoren, Juristen und Lehrer mit Interesse am Austausch von Wissen und Literatur die "Gesellschaft zur Beförderung Gemeinnütziger Tätigkeit" mit dem Ziel, der Förderung von Bildung, Gedankenaustausch und sozialem Engagement. Daraus wurde kurz "Die Gemeinnützige", die sich heute noch für soziale und kulturelle Belange einsetzt und sie fördert.
Am Beispiel der "Gemeinnützigen" erfuhren die Seminar-Teilnehmenden, wie soziale Verantwortung und Wissen, Kultur und Kunst in die Lübecker Gesellschaft vermittelt wurden. Besonders an den drei Lübecker Nobelpreisträger-Einrichtungen (zwei "Literatur-Museen" und das Willy-Brandt-Haus) sowie an speziellen Kinder- und Schulprojekten ließen sich museale, architektonische und pädagogische Vermittlungskonzepte erläutern und diskutieren.
Das Ziel dieses ersten Seminars war es, das gegenseitige Verständnis und die fachliche Zusammenarbeit zwischen der Fachhochschule Lübeck und der Jurij-Fedkowytsch-Universität Czernowitz im Bereich der Architektur und Stadtplanung sowohl im Personal- als auch im Wissensaustausch zu fördern und die gesetzlichen wie auch bürgerrechtlichen Verfahrensweisen und Prozesse beim Planen und Bauen in der demokratischen Bundesrepublik kennenzulernen.
Bereits seit Februar 2011 gibt es eine Absichtserklärung zur Zusammenarbeit zwischen beiden Hochschulen. Vor wenigen Monaten wurde daraus eine Kooperationsvereinbarung, die die Vertretungen beider Hochschulen feierlich in Czernowitz im Oktober 2011 unterzeichneten.
Die Vereinbarung sieht im Einzelnen vor, Professoren/-innen, Mitarbeiter/-innen und Studierende auszutauschen und gemeinsame Projekte sowie Veranstaltungen durchzuführen. Auch der Austausch von Publikationen, Lehrmaterialien sowie Lehr-Know How ist vorgesehen. Darüber hinaus kooperieren beide Hochschulen mit dem ArchitekturForumLübeck e.V. für zukünftige weitere Vorhaben. Bereits im September 2012 wird der Gegenbesuch einer deutschen Gruppe aus dem Baubereich stattfinden.
Vor diesem Hintergrund ist das erste ukrainisch-deutsche Kompaktseminar zu sehen, das in Lübeck mit breiter Unterstützung durch Possehl-Stiftung Lübeck, ArchitekturForumLübeck eV., Architekten- und Ingenieurkammer (AIK) Schleswig-Holstein, FB Bauwesen der FH Lübeck, Industrie- und Handelskammer Lübeck, vielen Lübecker Architektur- und Ingenieurbüros sowie private UnterstützerInnen, Ministerien, Behörden, Initiativen und Vereinen sehr erfolgreich durchgeführt werden konnte.