„Liebe LINKplus-Studierende, herzlich willkommen auf unserer Moodle-Lernplattform https://linkplus.th-luebeck.de. Aufgrund der Umstellung auf digitale Lehre in Folge der Corona-Pandemie dient uns diese Plattform in den nächsten Wochen als "virtueller Seminarraum" bis wir uns wieder an der TH Lübeck oder der Emil-Possehl-Schule sehen,“ wurden die Geflüchteten von Nicole Grimm, LINKplus-Koordinatorin an der TH Lübeck begrüßt.
In einer separaten Mail erhielten alle Teilnehmenden ihre persönlichen Zugangsdaten für die Moodle-Lernplattform mit der Bitte versehen, sich zeitnah einzuloggen und mit dem System vertraut zu machen. Die Lernplattform beinhaltet Informationen zu den Online-Kursen für das kommende Semester, den betreuenden Lehrenden sowie einen Kurs für allgemeine organisatorische Informationen mit einem Stunden- und Semesterplan.
LINKplus steht für „Lübecker Integrationskurse plus Technikunterricht“. Es ist ein Vorbereitungsprogramm zur Integration von Geflüchteten in einen Studiengang der Technischen Hochschule Lübeck, nicht unbedingt nur mit formaler Hochschul-Zugangsberechtigung (HZB). Es ist ein dreisemestriges Programm mit Deutsch und technischem Fachunterricht. LINKplus ergänzt Deutschsprachkurse in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule (VHS) Lübeck mit Lehrinhalten von berufsbildenden Schulen, um aus der Technischen Hochschule Lübeck heraus einen Beitrag für die berufliche und damit auch für die soziale Integration von Flüchtlingen in die Gesellschaft zu leisten. Der reguläre Technikunterricht findet präsent in den Fächern Mathematik, Physik, Informatik, Elektrotechnik, Maschinenbau, Technische Kommunikation, Bautechnik und fächerübergreifend in Organisation und Selbstmanagement statt.
Jetzt in Zeiten der Corona-Pandemie und zur Einführung des Online-Unterrichts wurde zunächst mit digitalen Einheiten in Deutsch, Mathematik, Informatik, Elektrotechnik und Physik begonnen, sowohl für das 3. Semester des vierten Jahrgangs als auch für das 1. Semester des fünften.
„Selbstverständlich gibt es bereits Reaktionen per Telefon und Email von Teilnehmenden. Darin begrüßen besonders die Teilnehmenden des dritten Semesters das digitale Angebot. Sie sind dankbar für die Möglichkeit mittels digitalem Lernen ihr letztes 3. Semester beenden zu können. So können sie noch rechtzeitig den Abschluss erreichen, um damit ab September ins Studium zu wechseln und würden kein Jahr verlieren“, erläutert Grimm das tolle Angebot.
Aber auch Probleme wurden rückgemeldet, die zum größten Teil technisch bedingt sind. So wurden Probleme beim Zugang ins Internet, der Stabilität des Netzes, den teilweise zu kleinen Displays bei mobilen Geräten, aber auch mit dem ungewohnten Handling geäußert.
„Gemeinsam arbeiten wir fieberhaft an Lösungen, an einer guten Dokumentation, an der Zur-Verfügung-Stellung von Büchern, Laptops und dem Webkonferenzsystem „Big Blue Button“, sagt Koordinatorin Grimm und folgert: „Im Großen und Ganzen verlief der Start gut. Wir haben am 20. April über den digitalen Lernraum informiert und eine Woche später diesen freigeschaltet. Die Teilnehmenden sind froh über das digitale Angebot, weil sie wie fast alle anderen Erstschüler*innen Probleme mit der Unterbringung haben, ihre Wohnorte in ländlichen Gebieten und nicht in Lübeck liegen oder einige noch nicht nach Lübeck umgezogen sind. Von den 24 Schüler*innen des fünften Jahrgangs konnten immerhin 20 von ihnen am ersten Mathematik-Webinar teilnehmen. Großartig!“ resümiert Grimm den Erfolg. Aber wie in anderen Bereichen der Lehre, gibt es auch bei LINKplus einige schwer lösbare Hindernisse.
Grimm: „Problematisch ist es in den Fächern Elektrotechnik, Bautechnik oder in Technischer Kommunikation. Hier wäre ein Präsenzunterricht in kleinen Gruppen anfangs optimal, um Inhalte praktisch vorzustellen und dann digital zu vertiefen. Wir hoffen auf baldige Genehmigung in Kooperation mit den Werkstätten in der Emil-Possehl-Schule.“
LINKplus ging im Jahr 2016 nach einer längeren konzeptionellen Vorbereitungszeit mit 24 Schüler*innen an den Start. Davon haben nach Abschluss der Maßnahme 18 ein Studium begonnen und einer eine berufliche Ausbildung.
Von den 20 Teilnehmenden des LINKplus 2-Programms fanden 14 den Weg ins Studium und sechs in die berufliche Ausbildung. Vom dritten Jahrgang mit 20 Teilnehmenden hatten 12 ihren Studienbeginn im Jahr 2019, vier sind in die Berufliche Ausbildung gegangen und vier machen für die HZB einen ergänzenden Deutschkurs.
Im vierten Jahrgang sind es ebenfalls 20 Teilnehmende, die jetzt im dritten und letzten Halbjahr stecken und dieses digital zu Ende bringen können. Im April 2020 hat parallel dazu und auch digital der fünfte Jahrgang mit 24 Geflüchteten den dreisemestrigen Durchlauf begonnen.
Über diese Zahlen freut sich Nicole Grimm und berichtet von einigen Highlights des Programms, das sie von Anfang an als Koordinatorin aufgebaut und begleitet hat. So war der Frauenanteil im 4. Jahrgang mit 20% erfreulich hoch, die Zusammenführung von Sprach- und Technikvorbereitungskursen im Jahr 2019 gestaltet sich äußerst erfolgreich, auch der Aufbau eines hochschuleigenen Buddy-Programms zur Unterstützung bei der Integration kommt gut an bei den Geflüchteten, 70 % der Absolvent*innen haben ein Studium aufgenommen und ein Masterabschluss im Bauingenieurwesen war auch schon dabei, 10% der Teilnehmenden sind in einer Berufsausbildung in Lübecker Unternehmen und 20 % befinden sich in der Berufsorientierung.
Aber besonders freut sich Grimm über die überregionale Anerkennung des Programms. „Wir verzeichnen einen Anstieg von Bewerbungen aus anderen Bundesländern für das LINKplus-Programm.“