Gerade die letzten heißen Tage ließen die Frage aufkommen: wie können Menschen vor immer häufigerem Extrem-Wetter geschützt werden? Auch Politiker*innen suchen derzeit noch nach Antworten: Bundesumweltministerin Steffi Lemke und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach stellten beim sogenannten Klimagipfel einen Plan vor, der Bürger*innen vor Hitze und Extremwetter schützen soll. Nicht ohne Grund: allein im Jahr 2021 gab es 4.500 hitzebedingte Todesfälle.
Immer mehr Hitzetage in der Stadt
„Pro ein Grad Temperaturanstieg im Jahr steigt die Mortalität um ein bis sechs Prozent. Mitte dieses Jahrhunderts ist mit mehr als 5.000 zusätzlichen hitzebedingten Todesfällen pro Jahr zu rechnen“, zitiert Michael Handschuck das Umweltbundesamt. Der Student im Master Stadtplanung hat mit seinen Kommiliton*innen Calvin Fleischfresser, Oscar Huck, Carina Hoffmann, Ante-Akira Kutschke, Jan Ole Könnecker, Constantin Krusche, Sofie Spitzer, Tanja Schwalme und Josefin Weyer ein Banner erarbeitet, das zeigt, wie Städte gestaltet werden können, um der Hitze zu trotzen und ihre Bewohner*innen zu schützen. Die sogenannte „Gebaute Umwelt“ ist der Schwerpunkt ihrer Recherchen und Überlegungen.
Asphalt, Beton, Stahl oder Glas – typische Materialien einer Stadt – verstärken den Temperaturanstieg und tragen zum Hitzeinseleffekt bei. „Graue Oberflächen heizen die Stadt auf und sind dazu noch laut. Die Fassaden tragen durch Reflexion auch zu erhöhtem Lärm bei“, sagt Tanja Schwalme.
Alles Dystopie?
Was kann die Stadtplanung nun dagegen unternehmen? Zum Beispiel begrünte Fassaden planen. Sie reduzieren den Energieverbrauch von Gebäuden und beeinflussen das Kleinklima in der Stadt durch Verschattung und Verdunstung. Fassadenbegrünung kann die Umgebung an Hitzetagen um bis zu fünf Grad Celsius kühlen. Bei Starkregenereignissen können sogenannte „Retentionsflächen“ Schutz bieten, da sie Versickerungsmöglichkeiten bieten und langgezogene Straßen dienen als Frischluftkorridore.
Positives Beispiel aus Bayern
Die Studierenden Victoria Boy, Helene Brüns, Maximilian Carbuhn, Paul Heeren, Adrian Kruse, Tugce Kücüker, Gustav Lehstmann, Julian Rink, Mats Söhrnsen und Jonas Thiel setzten sich mit der gelebten Umwelt auseinander. „Unsere Umwelt soll für uns keine Gefahr, sondern ein lebenswerter Ort sein!“, sagt Victoria Boy. In ihrer Ausarbeitung zeigen die Studierenden anschaulich Fakten zur Energiewende, Landwirtschaftswende und Mobilitätswende auf, stellen Maßnahmen vor und zeigen anhand von positiven Beispielen, wo bereits wichtige Schritte geschafft sind. So wie im bayrischen Wunsiedel, wo die Energieversorgung durch die Kopplung diverser erneuerbarer Energieträger zu 100 Prozent klimaneutral gestaltet wird.
Verlust der Biodiversität und Klimakrise – eng verbunden
Derya Aldogan, Ann-Kathrin Belau, Inga Leicher, Friederike Meyer, Rahel Mia Nicolaus, Sabrina Nürnberger, Marieke Petersen, Marleen Schlüter, Julia Schulze und Gerret Westphal untersuchten die Folgen der Klimakrise für Flora und Fauna. „Die Klimakrise zählt zu einer der fünf größten Triebkräfte für den Verlust biologischer Vielfalt auf der Erde“, stellt Derya Aldogan fest. „Die Klimakrise zählt zu einer der fünf größten Triebkräfte für den Verlust biologischer Vielfalt.“ Gerade durch die zunehmende Zersiedelung, also die Trennung von Lebensräumen durch Flüsse, Straßen oder Siedlungen erschwere es Tieren und Pflanzen ihre Populationen zu erhalten. Wildblumenwiesen, naturnahe Obstwiesen, die Ausweisung von Schutzgebieten, Mischpflanzung – alles Maßnahmen, die helfen können.
Wasser im Wandel – Ressource und Risiko
Seit Beginn der Wetteraufzeichnung ist der langjährige Temperaturtrend in Deutschland bereits gestiegen. „Die Folgen: ein steigender Meeresspiegel, mehr Sturmfluten, Niederschlag und Starkregen sowie zunehmende Hitze und Dürren. (…) Wir sind mit veränderten Anforderungen im Umgang mit Wasser konfrontiert – es wird eine zunehmend wichtige Ressource und gleichzeitig ein steigendes Risiko“, sagt Nora Ebbers. Ebbers und ihre Kommiliton*innen Saskia Fleischer, Jennifer Flohr, Marc Vincent Fritzemeier, Sinja Kathmann, Marielle Klemt, Philipp Knoche und Dagmara Lamek widmeten sich dem Wasser. „Versiegelung ist eines von vielen Problemen in Zusammenhang mit Wassermanagement. Fruchtbares Land geht verloren, Regenwasser kann nicht versickern (…) das Risiko von Hochwasser steigt“, führt Philipp Knoche weiter aus. Renaturierung, Versickerung, Entsiegelung sind hier erst der Anfang einer positiven Entwicklung.
Dystopie und Utopie – wie geht es weiter?
Professorin Kendra Busche erklärt, wie die Studierenden mit dem Wissen, welches sie sich für die Ausstellung angeeignet haben, weiterarbeiten: „Nach einem Fieldwalk und einer Stadtlandschaftsanalyse entlang der Landschaftsachse Wandse in Hamburg, haben sich die Studierenden einen Part herausgesucht, für den Sie zwei gegensätzliche Wandelgeschichten erzählen und zeichnen sollen: Eine Dystopie und eine Utopie.“ Zum Schluss entstanden Entwürfe in Form von Bildern und Texten, „(…) die einerseits Unbehagen auslösen und die Dringlichkeit unseres Handelns unterstreichen sollen. Die Utopie soll wiederum Mut und Lust machen, die Klimaanpassung und den Klimaschutz in unseren Städten als Gemeinschaftsaufgabe anzuerkennen“, erklärt Busche.