"Wirtschaft und Arbeitsmarkt" ist eines von acht Handlungsfeldern des Lübecker Integrationskonzeptes und die Wirtschaft somit ein wichtiger Akteur der Integrationsarbeit. Mit Unterstützung der Wirtschaftsförderung Lübeck besucht das Forum für Migrantinnen und Migranten in der Hansestadt Lübeck verschiedene Unternehmen und in diesem Zuge auch die FH Lübeck, um Informationen über den Ist-Stand aus erster Hand zu erhalten.
Die FH Lübeck ist in ihrem Studienangebot bereits international orientiert. Sie hat einen Anteil internationaler Studierender von 9,5 Prozent bei einer Gesamtzahl von rund 4.500 Studierenden. Um diverse Hürden besser zu überwinden, stellt die FH Lübeck zur Betreuung der Gaststudierenden in ihren internationalen Studienprogrammen Mitarbeiter/-innen frei. Im Deutsch-chinesischen Studienmodell in der Kooperation mit der chinesischen Universität East China University of Science and Technology (ECUST), allein hier kommen jährlich bis zu 80 neue chinesische Studierende an, helfen deutsche Studierende (so genannte "Chinabuddies") den chinesischen Studierenden, sprachliche, kulturelle und mentale Unterschiede zu überbrücken.
Neben den traditionellen Präsenzangeboten ist das Angebot der Online-Studiengänge ein profilbildendes Element der FH Lübeck. Joseph Temole Kemayou vom Forumsvorstand erläuterte, warum die Online-Studiengänge besonders für internationale Studierende geeignet sind: Aufgrund der o.g. Barrieren brauchen ausländische Studierende oft länger, um die Lerninhalte zu verstehen. Bei der Online-Lehre können sie im Gegensatz zu Präsenz-Vorlesungen das Lerntempo selbst bestimmen und zusätzlich die Hilfe ihrer Online-Community in Anspruch nehmen.
"Auch das Angebot an Anpassungslehrgängen für ausländische Akademiker ist in Schleswig-Holstein bisher leider völlig unzureichend" betonte Inga Gottschalk, Vorstandsvorsitzende des Forums: "Dadurch werden Ressourcen vergeudet." - "Genau hier wollen wir mit unserem Projekt "Lernen im Netz - Aufstieg vor Ort" (LINAVO) ansetzen", stimmte Prof. Rolf Granow zu, E-Learning Beauftragter der FH Lübeck. Das Projekt wird aktuell an der FH Lübeck mit Beteiligung der FH Westküste, FH Kiel und FH Flensburg durchgeführt. Neben der Bereitstellung von insgesamt acht Online-Studiengängen (davon drei Bachelor- und fünf Master-Studienangebote) bearbeitet das Projekt auch Fragen des Zugangs und der Anrechnung von Studienleistungen. Das strategische Ziel ist es, einheitliche Regelungen für alle Fachhochschulen des Landes Schleswig-Holstein im Bereich der Online-Lehre zu treffen. Prof. Granow: "Wir hoffen, dass wir dadurch Menschen schneller in qualifizierte Arbeit bringen können. Dies ist insbesondere vor dem wachsenden Fachkräftemangel durch den demografischen Wandel wichtig."
Und weiter resümierte Granow mit Blick auf zukünftige Veränderungen: "Die Anerkennung von beruflichen Kompetenzen für ein Studium soll die Studiendauer verkürzen und gleichzeitig die Durchlässigkeit zwischen dem System der beruflichen Bildung und dem der Hochschulausbildung fördern. Bislang werden die bestehenden Möglichkeiten einer Anrechnung von Leistungen jedoch kaum genutzt, weil das Verfahren noch zu aufwendig ist."
Als Ergebnis der gemeinsamen Beratung will die FH Lübeck versuchen, neue und innovative Angebote zu schaffen, um bisherige Barrieren abzubauen und einen besseren Zugang zu akademischen Bildungsangeboten zu ermöglichen. Als weiteres Ergebnis ist verabredet, eine gemeinsame Erhebung im Jahr 2013 durchzuführen, um den konkreten Bedarf dafür zu identifizieren.