"Das ganze Projekt basiert auf einer Studie der Universitätsklinik Tübingen aus dem Jahre 2005. Im Auftrag von RENO wurden deutschlandweit über 3.000 Kinderfüße vermessen. Die Tübinger Kollegen stellten unterschiedliche Passformtypen fest. So gibt es Kinder mit einem breiten, einen normalen oder einem schmalen Fuß. Zudem wurden auch Maße am Fuß gefunden, die für die verschiedenen Passformtypen charakteristisch sind", führt Odenwald aus. Neben der Vermessung wurden aber auch die Schuhe der zwei bis 14-jährigen Probanden untersucht. Das erschreckende Ergebnis, dass die Kinder im Mittel ein bis zwei Nummern zu kleine Schuhe tragen, klingt nicht nur unglaublich, sondern ist auch gefährlich.
"Kinder sind auf Grund ihrer noch nicht voll entwickelten Wahrnehmungsfähigkeit nicht in der Lage, uns zu sagen, ob ein Schuh richtig passt", so der Sportgerätetechniker, "und da die Füße der Kleinen größtenteils noch aus knorpeligen Strukturen bestehen, sind sie weich und verformbar - sie passen sich also auch an falsch sitzende Schuhe an". Vor allem die Innenlänge des Schuhs stimmt selten mit der außen angegebenen Größe überein. Ist der Schuh eine Nummer zu klein, fehlen den Kinderfüßen in der Länge sechs Millimeter Platz.
Es folgen nicht nur passive Fußstauchungen sondern auch Zehenverkrümmungen, so dass die Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird. "Der berühmte Daumendruck des Verkäufers, um die Größe zu prüfen, ist dabei genau falsch. Denn das Kind zieht die Zehen ein, und so liegt die Vermutung nahe, dass genug Platz im Schuh ist. Sobald der Daumen aber wieder weg ist, werden die Zehen ausgestreckt und der Schuh ist zu klein", gibt Odenwald zu bedenken.
So wurde die Professur Sportgerätetechnik im Juli 2005 beauftragt, ein Messinstrument zu entwickeln, das genau die Maße am Fuß misst, die gebraucht werden, um einen Schuh richtig anzupassen. "Schon nach acht Wochen hatten wir einen ersten Prototyp des Messgerätes. Dann testen und optimierten wir das Gerät und widmeten uns dem Design. Im Oktober 2006 lieferten wir die ersten 20 Vorserienmodelle an RENO", so Odenwald. Damit entwickelte die Juniorprofessur das Nachfolgemodell zu den schon existierenden Messgeräten in den deutschlandweiten RENO-Filialen. Das neue Messinstrument aus der Chemnitzer Universität arbeitet mit Hilfe von Kameras anstatt mit den bisherig eingesetzten Flachbettscannern. Dabei wird der Fuß nicht nur von unten fotografiert, sondern auch von der Seite. Somit ist auf einem Bild die planare Ansicht und die Seitenansicht der Füße zu sehen. Das System berechnet im Anschluss ein Referenzkoordinatensystem, aus dem dann letztendlich die richtige Schuhgröße bestimmt wird. Die Vorteile, die solch ein neues Messgerät bringt, nennt Odenwald: "Wir können damit die systembedingten Nachteile der bisherig eingesetzten Flachbettscanner ausschließen. Der Lichtstrahl muss nicht erst den ganzen Fuß abtasten, bis das Bild entsteht. Da unser System mit Kameras arbeitet, haben wir innerhalb eines Knopfdrucks das fertige Bild, wobei das Messinstrument unter allen Lichtverhältnissen einsetzbar ist. Zudem werden bei uns beide Füße nacheinander gemessen". Dieses Messsystem wurde von der Juniorprofessur auch als Gebrauchsmuster eingetragen.
Die Juniorprofessur will auch zukünftig Augenmerk auf die Passfähigkeit von Schuhen legen: "Wir lentwickelten mit dem Messgerät ein verlässliches und preiswertes System, mit denen wir zuverlässige Daten über Kinderfüße liefern können. Aber wir ruhen uns nicht auf dem bisherigen Stand aus. Wir werden weiter in dieser Richtung forschen und entwickeln", versichert der Inhaber der Juniorprofessur.