Die Tharandter Wissenschaftler können dabei auf umfangreiche Messdaten aus über vierzig Jahren Forschung zurückgreifen. Speziell die Region der Dübener Heide im Norden Sachsens, wo bis Ende der achtziger Jahre der Braunkohletagebau die Landschaft zerstörte, ist akribisch dokumentiert.
Von 1910 bis 2000 mussten die dortigen Wälder mehr als 12 Millionen Tonnen Schwefel und allein 18 Tonnen Flugasche verkraften. Das Pflanzenspektrum veränderte sich, um das Ballungsgebiet Leipzig-Halle-Bitterfeld herum starben die Wälder.
Die langfristigen Folgen sind immer noch schwer abzuschätzen, aber Projektleiter Prof. Franz Makeschin ist prinzipiell zuversichtlich:
"Noch nicht einmal zwanzig Jahre nach der Wende, die für die Landnutzung dieser Regionen sicher einen radikalen Einschnitt darstellte, präsentieren sich die Wälder bereits wieder in einer gesunden Vielfalt, die wir damals kaum so schnell für möglich gehalten hätten. Mit ENFORCHANGE wollen wir die Menschen vor Ort unterstützen, diese neuen Möglichkeiten besser zu nutzen. Damit schaffen wir die Grundlage für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung, die auch die veränderten Umweltbedingungen mit in die Planung einbezieht."
Mithilfe der gesammelten Waldwachstumsdaten und ergänzenden Messungen haben die Forscher die Entwicklung der Region in einem Modell nachgebildet. Indem sie verschiedene Klimaszenarien einbeziehen und auch die veränderten Sozialstrukturen berücksichtigen, können sie recht genau vorhersagen, wie die Wälder der Zukunft aussehen werden und wie sie am besten genutzt werden könnten. Der Wald soll dabei wieder als regionaler Wirtschaftsfaktor etabliert und in ein vielfältiges Nutzungskonzept eingebunden werden.
Auf forstwissenschaftlichen Konferenzen, aber auch in der Zusammenarbeit mit Forstbetrieben, die neben Schulprojekten einen Schwerpunkt der Projektarbeit ausmachen, transferieren die Wissenschaftler regelmäßig die Ergebnisse von ENFORCHANGE. Neue Erkenntnisse über das Management von Waldökosystemen, aber auch konkrete Simulationen des Wachstums bestimmter Waldformen sollen die Forstbetriebsplanung einfacher und das neue Wissen auch praktisch nutzbar machen.