Dennoch kann für den 63-Jährigen kein Fernsehbild das Grauen der Realität angemessen wiedergeben: "Die fiktiven Bilder sind mir zu 'schön'", sagt Wilfling im TELE 5-Interview. "Es gibt keinen Regisseur oder Autor, der sich die Geschichten ausdenken könnte, die das Leben schreibt. Den würde man für verrückt halten." Über die komplizierten Verstrickungen und Verschwörungstheorien mancher Krimis kann der Vernehmungsspezialist daher nur schmunzeln: "Das gibt es in der Realität eher nicht." Genauso wenig wie den Mythos des einsamen Ermittlers: "Es gibt keinen Columbo, keinen Schimanski, keine Miss Marple. Das Team ist entscheidend."
Dieses besteht nicht nur aus mehreren Polizisten, sondern auch aus einem Staatsanwalt. Mit dem einen oder anderen legte sich Wilfling schon mal an, wenn die Meinungen über einen Fall auseinandergingen: "Gerade junge Frauen sind sehr ehrgeizig. Die Macht scheint ihnen Spaß zu machen. Heute noch an der Uni, morgen kann ich Polizeilegionen befehligen."
Wilfling stand Neuerungen stets positiv gegenüber, wie auch der DNA-Analyse, mit der in 'Cold Blood - DNA des Verbrechens' so mancher Täter überführt wird. Daher nutzte sein Kommissariat die Technik 2001 auch als erstes in Deutschland - eine "Revolution" für die Polizeiarbeit. Andere technische Entwicklungen erschweren heute die Verbrechensaufklärung: "Das Internet ist ein beinahe rechtsfreier Raum. Die Polizei muss im Internet Streife fahren, wie im richtigen Leben auch", empört sich Wilfling. "Es gibt nichts Schrecklicheres als Kinderpornografie und sexuellen Missbrauch an Kindern. Das ist schlimmer als mancher Mord."
Das ganze Interview, geführt von Sabrina Tippelt, lesen Sie unter www.tele5.de/josef_wilfling.