Wieso findet man im deutschen TV, gerade bei den öffentlich-rechtlichen und den großen privaten Sendern, kaum eine Person unter 40 Jahren vor der Kamera? Warum werden Sendungen nach zwei Folgen unter dem Quotendruck wieder abgesetzt, und wie wird das Medium Fernsehen in naher Zukunft genutzt werden? Diesen Fragen haben sich der Ex-Moderator, Restaurantbesitzer und RTL-„Dschungelkönig“ 2011, Peer Kusmagk, und der Geschäftsführer der Werbeagentur Exit-Media, Stefan Kiwit, in der aktuellen Ausgabe von „GROEBEL – DER TALK AUS DEM TELE COLUMBUS TOWER“ angenommen.
Die Gäste bei Jo Groebel sind sich einig, dass im deutschen Fernsehen ein großes Nachwuchsdefizit herrsche. „Man hat das Gefühl, wenn in Deutschland jemand eine Sendung übernimmt, dann wird er mit den Füßen voran wieder raus getragen“, sagt Peer Kusmagk. Zugleich leide die Qualität unter dem Druck, bestimmte Zuschauerquoten erfüllen zu müssen. „Man hat den Eindruck, eine Serie schafft es nur ins Programm, wenn sie davor schon in drei anderen Ländern erfolgreich war“, sagt Kusmagk. So gehe die Vielfalt verloren. Erfolgreiche Konzepte würden nicht mehr entwickelt, sondern nur noch kopiert anstatt neue entwickelt. Es sei daher kein Wunder, dass die etablierten Sender kaum jüngere Zuschauer binden könnten.
Dabei böte das digitale Fernsehen eine große Chance für den Nachwuchs. Tatsächlich erlaubten Kanäle wie ZDFNeo jungen Moderatoren sich auszuprobieren, erprobten neue Talk-Konzepte und Ideen abseits des Quotendrucks. Was zeige, dass es gehe – und deshalb rufen Joe Groebel, Peer Kusmagk und Stefan Kiwit die Verantwortlichen der großen Sender zu mehr Mut zum Risiko auf.
Stefan Kiwit jedenfalls hat aus der Misere längst seine Konsequenzen gezogen und sich mit seiner Agentur Exit-Media auf die mediale Inszenierung von Marken und Produkten außerhalb klassischer Werbeformen spezialisiert. Er findet es unbegreiflich, dass im Jahre 2012 die Quote im TV noch immer so viel Macht habe, obwohl sie auf eher antiquierte Weise ermittelt werde: „Wir messen die Einschaltquoten noch immer wie in der Steinzeit. Es kann doch nicht sein, dass in Zeiten digitalen Fernsehens und Internets 5000 analoge Boxen, bei denen die Oma zuhause den Knopf drücken muss, wenn sie sich etwas ansieht, über Erfolg oder Misserfolg eines Formates entscheiden.“
Unterhaltungsformate werde es dennoch weiterhin geben, nur die Verbreitungswege veränderten sich, betont Kiwit. „Das Fernsehen wird abgelöst. Das Internet wird definitiv das neue Leitmedium“. Das erwartet auch Peer Kusmagk: „Ich kenne es noch, aufstehen zu müssen, um den Sender zu wechseln, weil es keine Fernbedienung gab. Meine Kinder werden wohl das Fernsehen nur noch als Nebenbei-Medium kennenlernen – oder gleich als Teil einer digitalen Gesamt-Medienwelt.“
Wer die Gesprächsrunde auf tv.berlin am Samstag um 22:15 Uhr verpassen sollte, hat am Sonntagabend um 18:30 Uhr erneut die Gelegenheit, sie anzusehen. Die regelmäßige Talksendung wird im Veranstaltungssaal der Unternehmenszentrale von Tele Columbus am Berliner Ernst-Reuter-Platz aufgezeichnet. In der Show dreht sich alles um das Thema Medien: Moderator und Medienexperte Jo Groebel spricht mit Branchenexperten und prominenten Gästen über aktuelle Medientrends. So paart sich Fachwissen mit bunter Fernsehunterhaltung. Die Sendung wird von Tele Columbus zusätzlich auch allen lokalen TV-Sendern zur Verfügung gestellt, die in den unabhängigen Netzen des Kabelnetzbetreibers in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen eingespeist werden.