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In seiner frühen Kindheit ein Garten nach Christoph Hein hat Premiere am Theater Heilbronn

Intendant Axel Vornam gibt mit theatereigener Fassung sein Heilbronner Regie-Debüt

(lifePR) (Heilbronn, )
In seiner frühen Kindheit ein Garten
Nach Christoph Hein
Bühnenfassung von Christian Marten-Molnár, Birte Werner und Axel Vornam

Regie: Axel Vornam
Ausstattung: Tom Musch

Es spielen:
Sylvia Bretschneider (Christin Zurek.), Anne-Else Paetzold (Friederike Zurek.)
Nils Brück (Anwalt Feuchtenberger), Oliver Firit (Heiner Zurek), Frank Lienert-Mondanelli (Richard Zurek), Till Schmidt (Kobelius), Tobias D. Weber (Immenfeld), Sebastian Winkler (Oliver Zurek)

Weitere Vorstellungen in dieser Spielzeit: 18.Juni; 19. Juni; 21. Juni; 24. Juni;
26.Juni (zu den Baden-Württembergischen Theatertagen in Freiburg)
1.Juli; 4. Juli; 5. Juli; 7.Juli; 10. Juli; 16. Juli

Der Intellektuelle habe alles, worauf die Gesellschaft sich gründet," in Frage zu stellen im Namen des Humanen. Er hat die Grundlagen und die Rücksichten, auf denen jede Gesellschaft sich gründet, allein daraufhin zu prüfen, wieweit sie gerecht und menschenwürdig sind." (Christoph Hein 1996)

Es ist eines der wenigen Werke, das unsere Demokratie und unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung kritisch auf ihre Transparenz und Gerechtigkeit hin befragt: Christoph Heins 2005 erschienener Roman " In seiner frühen Kindheit ein Garten". Für den Heilbronner Intendanten Axel Vornam gehören die Bücher von Christoph Hein und insbesondere dieser Roman zu einem der besten und wichtigsten Titel der deutschen Gegenwartsliteratur. Im ersten Jahr seiner Intendanz am Heilbronner Theater stellt er sich deshalb mit der Inszenierung von "In seiner frühen Kindheit ein Garten" dem Heilbronner Publikum auch als Regisseur vor. Premiere ist am 13. Juni um 19.30 Uhr im Großen Haus.

Die Geschichte greift einen der brisantesten Fälle der jüngeren bundesdeutschen Geschichte auf - den des 1993 unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommenen RAF-Terroristen Wolfgang Grams. Im Buch und im Stück trägt er den Namen Oliver Zurek. Und doch ist dies kein Werk über die RAF, sie kommt nicht einmal darin vor. Denn der Stoff, den der bis heute ungeklärte Fall Grams bietet, dient als Ausgangspunkt und Motor einer ganz anderen Geschichte:

Er gehört zu den angesehenen Persönlichkeiten seiner mittelgroßen, westdeutschen Heimatstadt - Richard Zurek, der ehemalige Rektor des Gymnasiums. Durch seine Hände gingen Generationen von Heranwachsenden, die Schule erwarb unter seiner Leitung einen hervorragenden Ruf. Mit Überzeugung vermittelte er den Schülern die Werte der bundesdeutschen Demokratie. Da macht ausgerechnet eines seiner drei Kinder, sein mittlerer Sohn Oliver, Schlagzeilen als bundesweit gesuchter, gefährlicher Terrorist. Zu einem riesigen Skandal kommt es, als Oliver bei einem Schusswechsel mit dem Bundesgrenzschutz im mecklenburgischen Kleinen ums Leben kommt. Selbstmord - so lautet die offizielle Darstellung. Doch damit stimmen weder die Zeugenaussagen noch die Beweise überein. Die Politik gerät unter Druck. Der Innenminister und der Generalbundesanwalt treten zurück. Dennoch verschwinden Beweismittel und das Ermittlungsverfahren wird eingestellt.

Richard Zurek ist Beamter, in seiner Loyalität gegenüber dem Staat kaum zu übertreffen und zutiefst vom Rechtsstaat überzeugt. Er hat als Lehrer einen Treueeid geleistet. Durch den Tod seines Sohnes unter völlig ungeklärten Umständen fängt er an Fragen zu stellen. Was ist wirklich geschehen an jenem Tag, als sein Sohn das Leben verlor? Warum ist dieser Junge, der doch die gleiche Erziehung wie seine Geschwister genoss und gemeinsam mit ihnen seine Kindheit im idyllischen Garten hinterm Haus verbrachte, in den Untergrund gegangen? Warum schweigt der Staat? Warum beantwortet man ihm seine Fragen zu den Geschehnissen in Kleinen nicht? Je weiter Zurek den Spuren seines Sohnes folgt, desto mehr verändert er sich selbst und wandeln sich die Werte, die ihm bis dahin heilig waren. Sein Vertrauen in den Rechtsstaat beginnt zu bröckeln.
Der gesellschaftliche Riss in der Beurteilung dieses Falls geht mitten durch die Familie.
Richard Zurek wird von Frank Lienert-Mondanelli gespielt, seine Frau Friederike von Anne-Else Paetzold. Die Tochter Christin, welche ihren toten Bruder verurteilt, wird von Sylvia Bretschneider verkörpert. Sohn Heiner, der seinem Bruder Oliver fast in dessen politischen Überzeugungen gefolgt wäre, wird von Oliver Firit gespielt. Nils Brück spielt Feuchtenberger, den Anwalt der Familie. Till Schmidt ist Kobelius, der Nachfolger in Zureks Amt als Rektor und Tobias Weber ist Immenfeld, der Freund von Zurek, der seinen Freund im Kampf um die Gerechtigkeit unterstützt. Sebastian Winkler ist als Oliver Zurek stets präsent.
Ausstatter Tom Musch hat die Bühne als einen Raum gestaltet, in dem sich die Figuren im Spannungsfeld zwischen Privatem und Öffentlichkeit bewegen.

Hintergrund:
Christoph Hein bezeichnete sich selbst als "Chronisten ohne Hass und Eifer", der sich mit Genauigkeit einer direkten Beobachtung der Welt widme. Er folgte in seinem Roman akten- und faktengetreu dem gut dokumentierten Fall des in Bad Kleinen getöteten RAF-Terroristen Wolfgang Grams mit seinen politischen und juristischen Folgen. Alles andere, den ganzen privaten Bereich hat er erfunden: Die Eltern, den Bruder, die Schwester.

Am 27. Juni 1993 kam es auf dem Bahnhof in Bad Kleinen in Mecklenburg zu einer chaotischen Fahndungsaktion gegen Mitglieder der RAF. 54 Grenzschutzbeamte versuchten das Terroristen-Paar Wolfgang Grams und Birgit Hogefeld festzunehmen. Bei einem Schusswechsel wurden Grams und ein GSG-9 Beamter tödlich verletzt. Wegen zahlreicher Ungereimtheiten geriet die Aktion bald zum öffentlichen und niemals überzeugend aufgeklärten Skandal. Zur Frage, wer im Getümmel durch wessen Kugel starb, gaben die Behörden widersprüchliche Darstellungen. Grenzschutzbeamte und Polizei bezichtigten einander und widerriefen dann wieder. Die Aussagen von Augenzeugen, die bezeugten, Grams sei durch einen aufgesetzten Kopfschuss eines Polizisten regelrecht exekutiert worden, wurden systematisch in Zweifel gezogen oder vertuscht. Beweismaterial wurde unterdrückt oder vernichtet, Videoaufnahmen verschwanden. Die Präsenz eines dritten Terroristen, in Wahrheit ein V-Mann des Verfassungsschutzes, der verabredungsgemäß flüchten durfte, wurde verschleiert. Gutachten wurden durch immer neue Gegengutachten konterkariert.
Der offizielle Abschlussbericht schrieb die Version fest, der angeschossene Grams habe sich im Rückwärtsfallen durch einen Kopfschuss selbst getötet, was allerdings niemand wirklich gesehen habe.
Eine Woche nach den Ereignissen von Bad Kleinen trat der damalige Innenminister Rudolf Seiters zurück, tags darauf wurde der Generalbundesanwalt und oberste RAF-Fahnder Alexander von Stahl in den Ruhestand entlassen. Beides geschah kommentarlos. Das Ermittlungsverfahren wurde eingestellt.

1998 verklagten die Eltern von Wolfgang Grams die Bundesrepublik auf Übernahme der Begräbniskosten, weil sie davon ausgingen, dass ihr Sohn von einem Staatsbeamten getötete wurde. Um in dieser Sache zu entscheiden, musste der Fall noch einmal aufgerollt werden. Im Ergebnis wurde die Übernahme der Begräbniskosten durch den Staat zwar abgelehnt, weil die Tötung von Grams durch einen Polizisten nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte. Es wurde aber auch geklärt, dass ein Selbstmord nicht nachweisbar sei.
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