Fünf Menschen proben für einen Wohltätigkeitsabend, mit dem sie Geld für eine Schule in Afrika sammeln wollen. Weil alle Prominenten abgesagt haben, sind sie ganz auf sich gestellt. Der gute Wille ist da, aber die Umsetzung erweist sich als schwieriger als gedacht. Wie soll man professionell Herzen erweichen und die Menschen zum Spenden bewegen, ohne allzu offensichtlich auf die Tränendrüse zu drücken? Wie soll man über Not und Elend in Afrika reden und dabei gleichzeitig witzig und unterhaltsam sein? Ist es klischeehaft, eine farbige Sängerin einzuladen? Ja darf man ihre Hautfarbe überhaupt zum Thema machen? Kann man tatsächlich das Wort "Hungerkatastrophe" falsch betonen? Es ist so verdammt schwer, politisch korrekt zu bleiben. Außerdem funktioniert der Diaprojektor nicht und über jedes Wort wird so lange diskutiert, bis einer die Nerven verliert.
Diskussionspunkte gibt es unendlich viele. Die Angelegenheit wird auch nicht gerade leichter durch die Tatsache, dass zumindest für einige in der Runde die persönliche Profilierung wichtiger ist, als das Hilfsprojekt in Afrika...
Der Humor von Ingrid Lausund ist rabenschwarz und dabei herrlich demaskierend. Intelligent fragt die Dramatikerin nach der Wahrhaftigkeit solcher Spendenveranstaltungen, untersucht im Kleinen das "kalte Geschäft mit den heißen Gefühlen", wie es im Untertitel von Alexander Glücks Buch "Der Spendenkomplex" heißt. Darin geht es nicht nur um die zweifelhafte Effektivität vieler Spendenorganisationen, sondern um Emotionen und Reflexe, die von den Organisationen nicht selten manipuliert werden. Es geht um jene, die mit Spenden ihr schlechtes Gewissen erleichtern, Steuern sparen und ihr Image pflegen. Der Wiedererkennungseffekt ist garantiert und äußerst amüsant.
Doch das Lachen wird einem in diesem Stück so manches Mal im Halse stecken bleiben. Und dann wird er ganz stark, der Wunsch Geld zu geben und sicher zu gehen, dass unsere Spenden den unendlich vielen Bedürftigen auf der Welt Hilfe zur Selbsthilfe werden.
Premiere am 11.Juni 2011, 20 Uhr Kammerspiele
Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner
Von Ingrid Lausund
Regie: Dominik Günther
Ausstattung: Heike Vollmer
Mit: Susan Ihlenfeld (Eva, eine jüngere Frau); Katharina Voß (Christine, über ihr Alter wird
spekuliert), Alexander Darkow (Leo, ein jüngerer Mann), Tobias D. Weber (Rainer, ein Mann
mittleren Alters), Frank Lienert-Mondanelli (Eckhard, ein älterer Mann)