Premiere am 9. Januar 2022, 18 Uhr in der BOXX des Theaters Heilbronn
Mein ziemlich seltsamer Freund Walter
Schauspiel für junge Menschen ab 12 Jahren
von Sibylle Berg
Regie: Anke Salzmann
Ausstattung: Anja Ackermann
Dramaturgie: Dr. Mirjam Meuser
Theaterpädagogik: Natascha Mundt
Es spielen:
Lisa: Sarah Finkel
Walter: Rouven Klischies
Universalmensch 1: Nora Rebecca Wolff
Universalmensch 2: Andreas Schlegel
Etwa jeder zehnte Schüler in Deutschland ist ein Opfer von Mobbing. Viele Leidtragende flüchten sich in Einsamkeit, Isolation oder in Traumwelten. In ihrem ersten Stück für junges Publikum »Mein ziemlich seltsamer Freund Walter« nähert sich Sibylle Berg dem allgegenwärtigen Thema der sozialen Ausgrenzung auf feinsinnige und humorvolle Weise. Es ist ein Science-Fiction-Märchen und ein echter Mutmacher für alle, die unfreiwillig Außenseiter sind, ein Stück über Freundschaft und über kleine Schritte in schwieriger Lage. Im Zentrum steht die 12-jährige Lisa (Sarah Finkel), ein hochbegabtes, von den Eltern vernachlässigtes Mädchen, das am Ende des Stückes in der Lage sein wird, eigenständig Lösungen für seine Probleme zu finden. Doch dafür braucht sie zunächst die Hilfe von ihrem ziemlich seltsamen Freund Walter (Rouven Klischies), einem Jungen von einem anderen Stern. »Mein ziemlich seltsamer Freund Walter« hat am 9. Januar um 18 Uhr in der BOXX Premiere. Mit dieser Inszenierung stellt sich zum ersten Mal die Regisseurin Anke Salzmann in Heilbronn vor.
Zum Inhalt
Lisa, fast 12 Jahre alt, ist nicht gerade glücklich. Niemand macht ihr morgens Frühstück, weil ihre Eltern, seit sie ihre Jobs verloren haben, sehr lange schlafen. Auf dem Weg zur Schule hat sie Angst, denn sie wird täglich von jugendlichen Möchtegern-Rappern geärgert. Ihre Klassenkameraden können sie nicht leiden, finden sie zu dick oder eher zu dünn, zu blass oder zu dunkel, auf jeden Fall hat sie die falschen Klamotten an und passt nicht zu den anderen. Auch ihre Lehrerin mag die merkwürdige Schülerin nicht, die zwar gute Zensuren schreibt, sich aber nie meldet und im Unterricht heimlich Bücher über Astrophysik liest. Wenn Lisa nach Hause kommt, sind ihre Eltern vom Bett aufs Sofa umgezogen. Dort liegen sie, hören Musik und trinken Wein. Lisa macht den Haushalt, schiebt sich eine Tiefkühlpizza in den Ofen und wünscht sich, endlich erwachsen zu werden, um ein anderes Leben beginnen zu können. Sie ist das einsamste Mädchen der Welt. Wenn sie wenigstens einen Hund hätte. Oder einen Außerirdischen zum Freund!
Denn das ist Lisas Welt: das Universum, Teleskope – sie hat sich sogar selbst einen Computer gebaut, um nach extraterrestrischem Leben zu forschen. Eines Abends an einem ganz normalen Tag im November landet ein Ufo hinterm Haus. Die Außerirdischen wollten eigentlich einen Erdspaziergang machen, doch weil es ihnen zu ungemütlich auf der Erde ist, fliegen sie schnell wieder davon. Aber sie haben einen Mitreisenden vergessen. Klakalnamanazdta ist 345 Jahre alt – in Außerirdischenjahren noch ein Kind. Lisa nennt ihn Walter, weil es einfacher ist. Nun ist sie endlich nicht mehr allein! Auf Walters Planeten wird vor allem gekuschelt, gespielt und sich umeinander gekümmert. Kein Wunder, dass er Lisas Alltag höchst befremdlich findet. Kurzerhand macht er sich daran, in ihrem Leben aufzuräumen – bis Lisa auch ohne fremde Kräfte wieder zurechtkommt.
Trauriges Thema mit Leichtigkeit und Humor erzählt
Sibylle Berg erzählt diese Geschichte mit großer Leichtigkeit. Erzählpassagen wechseln mit inneren Monologen, die Texte sind präzise pointiert. Die Autorin kennt das Leben ihrer Heldin aus eigener Erfahrung und ließ viele autobiographische Details einfließen. Ihre eigenen Erlebnisse der Ausgrenzung, die ihr als überaus klugem Mädchen widerfuhren, das mit einer alkoholkranken Mutter und in einer Pflegefamilie aufwuchs, hat die Autorin in ein kunst- und kraftvolles Stück Lebenshilfe verwandelt. Das Stück öffnet die Augen, stimmt nachdenklich und liefert viel Diskussionsstoff – eben weil es nicht auf die Tränendrüse drückt, sondern den Humor ganz großschreibt. Nicht von ungefähr nennt sie es ein »Stück für junge Menschen«, denn Sibylle Berg verzichtet auf jede Kindertümelei, schildert die Probleme in einer schnörkellosen, direkten Art und bietet Hilfe zur Selbsthilfe. Völlig verdient wurde dieses Stück 2015 mit dem KinderStückePreis bei den Mühlheimer Theatertagen ausgezeichnet.
Anke Salzmann wurde 1962 in Berlin geboren und studierte Schauspiel an der Theaterhochschule »Hans Otto« in Leipzig. Bis 2004 arbeitete sie als Schauspielerin an Theatern in Leipzig, Stralsund, Magdeburg und Dresden. Parallel dazu ist sie seit 1997 regelmäßig als Gastdozentin für Schauspiel tätig, u. a. an der Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy« Leipzig, der Hochschule für Musik und Theater Rostock sowie der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz. Seit 2008 realisiert sie eigene Regiearbeiten u. a. am Theater Magdeburg, an der Landesbühnen Sachsen, dem Landestheater Schleswig-Holstein, dem Societaetstheater Dresden sowie dem Phönix Theater Linz. Sibylle Bergs »Mein ziemlich seltsamer Freund Walter« ist Anke Salzmanns erste Arbeit am Theater Heilbronn.