Sebastian Weiss spielt jenen Bankangestellten Josef K., der mit dieser Verhaftung in einen Strudel merkwürdiger Ereignisse gerät. Welche Schuld Josef K. auf sich geladen haben soll, erfährt er nicht. Er muss auch nicht ins Gefängnis, darf weiter seiner Arbeit nachgehen und soll auch sonst an seinem Lebenswandel nichts ändern. Mit scharfen Worten kritisiert er am ersten Verhandlungstag gegenüber dem Gericht das Verfahren. Er wirft dem Gericht vor, eine große Organisation stünde dahinter, deren Sinn es sei, unschuldige Menschen zu verhaften. Tag für Tag wartet K. von da an auf den Fortgang seines Prozesses - innerlich noch völlig ruhig und von seiner Unschuld überzeugt. Sein Onkel nötigt ihn aus Angst um die Familienehre, sich aktiv um sein Recht zu bemühen und einen Advokaten zu engagieren. Von da an ergreift dieses undefinierbare Monstrum "Process" immer mehr die Herrschaft über Ks. Gedanken und Handlungen. Das Leben wird immer mehr zu einer Odyssee durch die Labyrinthe des Albtraums.
Die Möglichkeiten, den "Process" zu interpretieren, sind vielfältig. Axel Vornam hat sich entschlossen, ihn wie einen Wachtraum in Szene zu setzen, wobei die Grenzen zwischen Surrealem und Hyperrealem fließend sind. In solchen Träumen drängen Ängste, Sehnsüchte und Unbewältigtes an die Oberfläche des Bewussten. Die Realität deformiert sich ins Monströse. Für Kafka war das Schreiben ein Akt der Lebensbewältigung. Insofern hat der Inszenierungsansatz viel mit den Hintergründen der Entstehung des Romans zu tun.
Diese konzeptionelle Entscheidung ist die Grundlage der Bühnenfassung, die sich eng an den Roman anlehnt. Ergänzt wurde die Fassung durch die Erzählung "Der Traum", die im unmittelbaren Umfeld des Romanes entstand. Sie erschien in dem Erzählband " Der Landarzt". In diesem Traum begegnet Josef K. bei einem Spaziergang auf dem Friedhof seinem eigenen Grab.
Tom Musch hat für diese Inszenierung eine Bühne entwickelt, die dem Albtraumhaften und Surrealen einen adäquaten Spielraum gibt.
Schminkmasken und Kostüme werden die Ästhetik der expressionistischen Filme des frühen 20. Jahrhunderts zitieren. Ob es ein Erwachen oder Entrinnen aus dem Albtraum gibt? Das wird sich im Prozess der Inszenierungsarbeit entscheiden.
Franz Kafka hat das Romanfragment "Der Prozess" 1914/15 geschrieben. Es wurde postum 1925 von Max Brod veröffentlicht. "Der Prozess , ein Irrgarten aus gläsernen Mauern, kennt keinen Ausgang. Man kann nur auf die Mauer klettern, dann sieht man, wie schrecklich er ist und wie schön. Er bezeichnet den Anfang einer neuen Zeit. So wie Kafka hatte noch nie einer geschrieben. So wie Kafka wollten nach ihm viele schreiben. Die Opfer des Terrors lasen ihn als Trost. Die Täter hassten ihn. Heute sehen wir, dass die Möglichkeiten, ihn richtig aufzufassen, unendlich sind." (Ulrich Greiner, DIE ZEIT)
Premiere am 26. November, 19.30 Uhr, Großes Haus
Der Process
Nach dem Roman von Franz Kafka/Bühnenfassung Peggy Mädler
Regie: Axel Vornam
Ausstattung: Tom Musch
Mit: Angelika Hart (Wäscherin), Susan Ihlenfeld (Frl. Bürstner/ Mädchen/ Leni); Stefan Eichberg (Aufseher/Untersuchungsrichter/Onkel/ Titorelli/Kaplan); Oliver Firit (2. Wächter, 1. Kollege/Student/Fabrikant) Frank Lienert-Mondanelli (1. Wächter/ 2. Kollege/Advokat), Till Schmidt (Direktor-Stellvertreter/Gerichtsdiener/Prügler/Block), Sebastian Weiss (Josef K.)
Statisterie als Beamte/Angeklagte/Bankkunden/Mädchen die nächsten Vorstellungstermine:
26. November (Restkarten),
30.November (Restkarten);
2. Dezember (Restkarten),
7. Dezember (Restkarten),
11.Dezember;
15. Dezember (Restkarten),
28. Dezember