25. Mai 2011, 19.30
Großes Haus
Deutsche Erstaufführung
Héla Fattoumi/Eric Lamoureux (Caen/Frankreich)
Just to dance...
Konzept/Choreografie: Héla Fattoumi/Eric Lamoureux
Tanz/Choreografie: Princia Jéarbuth Biyéla, Marine Chesnais, Tetsuro Hattori, Aucarré Rudolf Ulitch Ikoli N'Kazi, Orchy Nzaba, Philippe Rouaire, Alissa Shiraishi, Kei Tsujimoto, Moustapha Ziane
Komposition/Live-Musik: Dominique Chevaucher, Camel Zekri
Bühne: Stéphane Pauvret
Lichtdesign: Xavier Lazarini
Die deutsche Erstaufführung von "Just to dance..." des französisch-tunesischen Choreografenpaares Héla Fattoumi und Eric Lamoureux eröffnet am 25. Mai um 19.30 Uhr im Großen Haus die dritte Auflage des Festivals Tanz! Heilbronn.
Fattoumi / Lamoureux wagen den Versuch, mit einem großartigen internationalen Ensemble von Tänzern und Musikern das Experiment "Zusammenleben" in den Tanz zu übertragen.
Die Arbeit der beiden ist seit jeher geprägt durch die Fragen von Identität und Begegnung, einen interkulturellen Ansatz sowie Kollaborationen mit afrikanischen und asiatischen Künstlern. Vor dem Hintergrund einer Debatte in Frankreich, die das Konzept der Identität als etwas Unbewegliches und Begrenztes festschreiben will, versammeln die beiden ein neunköpfiges Ensemble aus drei Kontinenten für eine Symphonie des Andersseins.
Gemeinsam befragen sie nationale Klischees, verhandeln Verschiedenheiten und reflektieren das Entstehen von Beziehungen. Dies alles geschieht höchst physisch, komplex choreografiert und wunderbar getanzt. Die Vielfalt der unterschiedlichen Tänzerpersönlichkeiten entfaltet sich in Solo- und Gruppensequenzen, durchsetzt mit komödiantischen Einsprengseln. Am Ende steht ihre Utopie einer Weltbürgergemeinschaft, verwirklicht in einer harmonischen Ensemblechoreografie, die sie aus dem individuellen Bewegungsmaterial gemeinsam geschaffen haben.
Dazu entfaltet sich die faszinierende Musik von Multi-Instrumentalist Camel Zekri und der Sopranistin und Theremin-Spielerin Dominique Chevaucher, changierend zwischen Tradition und Improvisation.
Héla Fattoumi und Eric Lamoureux begegneten sich während ihres Studiums in Paris und gründeten 1988 ihre erste Kompanie. Bereits ihr erstes Duo Husaïs gewann 1990 den renommierten Choreografiewettbewerb von Bagnolet und legte den Grundstein zu ihrer Karriere. In der Folge entstanden zahlreiche Produktionen, die zu internationalen Festivals eingeladen wurden. 2009 kreierten sie Manta, ein Stück über den islamischen Schleier hijab. Seit 2004 leiten sie das Choreografische Zentrum in Caen. Dort veranstalten sie seit 2005 das jährliche Festival Danse d'Ailleurs ("Tanz von Anderswo").
Produktion: Centre Chorégraphique National de Caen/Basse-Normandie. Koproduktion: Espace des Arts - Scène nationale de Chalon-sur-Saône, Grand Théâtre - Ville de Lorient, Théâtre de Caen, Le Trident - Scène nationale de Cherbourg-Octeville
Gastspiel mit freundlicher Unterstützung des Institut français d'Allemagne / Bureau de la création artistique - Théâtre et Danse.
Biografie Héla Fattoumi / Eric Lamoureux
Sie begegneten sich auf den Bänken der Pariser Université René Descartes und gründeten 1988 die Compagnie «Urvan Letroiga». Bereits ihr erstes Duo Husaïs gewann den ersten Preis in der Kategorie "Erstlingswerke" beim "Concours international de Bagnolet 1990" und brachte ihnen internationale Anerkennung ein.
Die darauffolgenden Arbeiten Fiesta (Festival d'Avignon, 1992), Asile Poétique (Théâtre de la Ville, 1998, nach Texten des Dichters Antonio Ramoz Rosa), Wasla (Biennale de Lyon, 1998) und Vita Nova (2000) entstanden in der Tradition von Husaïs und setzten eine choreografische Methode fort, die auf Begriffen von Meisterschaft / Nicht-Meisterschaft basiert, auf Kraft / Zerbrechlichkeit und Minimalismus / Performativität, und die einen Tanz entstehen läßt, dessen expressive Kraft von einer "grafischen Energie" durchkreuzt wird.
Héla Fattoumi bekleidete von 2001 bis 2004 das Amt der Vize-Präsidentin für Tanz in der SACD (Société des Auteurs Compositeurs Dramatiques). In dieser Funktion war sie verantwortlich für die Programmierung von « Vif du sujet » am Festival d'Avignon. Von 2006 bis 2008 hatte sie den Vorsitz der ACCN inne (Association des Centres Chorégraphiques Nationaux).
2004 übernahmen beide die Leitung des Choreografischen Centrums in Caen (Nordfrankreich). Dort entstanden Stücke, die stärker von gesellschaftlichen Themen getragen wurden, z.B.
- La Madâ'a (2004) mit den Brüdern Joubran, palästinensische Virtuosen der Oud;
- La Danse de Pièze (2006), das um den Begriff der "Homosensualität" in der arabisch-muslimischen Welt kreist;
- 1000 départs de muscles (2007), in dem sie Motive aus der Fitnesswelt für eine Kritik der selbstdarstellerischen Gesellschaft nutzen;
- und zuletzt das Solo Manta, produziert für das Festival Montpellier Danse 2009, über den islamischen Schleier.
Im Februar 2009 entwickelten sie im Auftrag des Musée du Louvre die Performance «Stèles» im Rahmen der Reihe «Nocturne» des Museums.
Seit 2005 veranstalten sie das Festival "Danse d'Ailleurs", mit dem sie den Begriff des Universalimus wieder ins Blickfeld bringen wollen, indem dies Festival den Bezugsrahmen der Moderne in der Kunst hinterfragt. Die vier ersten Ausgaben konzentrierten sich auf Künstler vom großen und vielfältigen Kontinent Afrika und haben dem jungen Festival eine wachsende Ausstrahlung eingebracht.