Zum Inhalt
Ausgerechnet an seinem Geburtstag kommt Henry Perkins viel zu spät nach Hause, stinkt nach Alkohol und ist völlig durch den Wind. Er fordert seine Frau auf, sofort die Pässe zu suchen, telefoniert auch gleich mit dem Flughafen wegen One-Way-Tickets in ein Land, für das man kein Visum braucht, und bestellt ein Taxi. Was denn los sei, fragt ihn seine völlig entgeisterte Gattin. Als Antwort öffnet Henry einen Aktenkoffer, der voller gebrauchter 50-Pfund-Scheine steckt. Der Koffer sieht zwar aus wie seiner, ist es aber offensichtlich nicht. Jemand muss aus Versehen sein Gepäckstück mit dem geldschweren Koffer verwechselt haben. Auf den ersten Schreck ist Henry in die Kneipe gegangen und hat sich völlig aufgeregt in die Toilette verzogen, um die Scheine zu zähen. 735 000 Pfund stecken in dem Koffer. Das Geld wird auch nach dem ersten Schnaps und dem zweiten Zählen auf dem Klo nicht weniger. Henry beschließt, den Inhalt des Koffers, der zweifellos aus kriminellen Machenschaften stammen muss, als Chance zu sehen und irgendwo ein neues Leben zusammen mit seiner Frau anzufangen. Sie müssen sofort los, fleht er sie an, ehe der wahre Besitzer des Geldkoffers, höchstwahrscheinlich ein übler Verbrecher, ihn ausfindig machen kann. Aber Jean Perkins spielt da nicht mit! Soll sie etwa umsonst das leckere Geburtstagsessen vorbereitet haben? Gleich sind außerdem die Freunde Vic und Betty da. Und siehe da, da klingelt es auch schon …
Schräges Figurenensemble
Und das wird es im Laufe dieses verrückten Abends im Wohnzimmer der sonst so braven Perkinsˈ noch einige Male tun. Nicht nur Vic und Betty, sondern auch ein sehr bestechlicher und ein etwas begriffsstutziger Polizist, ein langsam die Geduld verlierender Taxifahrer und der wahre Besitzer des Geldkoffers sorgen für allerhand Turbulenzen. Jean spricht zur Beruhigung ihrer strapazierten Nerven reichlich dem Alkohol zu, obwohl sie sonst nie trinkt. Eine Ausrede zieht die nächste Notlüge nach sich und schon bald stecken die Perkinsˈ so richtig im Schlammassel.
Pointen mit mathematischer Präzision gesetzt
Ray Cooney, der geniale Schöpfer herrlich absurder englischer Komödien, hat mit »Funny Money« ein Meisterwerk dieses Genres geschaffen. 1994 wurde es in der Regie von Cooney und mit ihm selbst in der Hauptrolle uraufgeführt und zwei Jahre lang mit großem Erfolg gespielt. Dass Ray Cooney auch Schauspieler und Regisseur ist, verschafft ihm als Autor den großen Vorteil, mit fast mathematischer Präzision die Pointen setzen zu können und in brillant gebauten Plots seine tragikomischen Helden von einer Katastrophe in die nächste treiben zu lassen ̶ sehr zum Vergnügen des Publikums, das sich am Tempo auf der Bühne, am Wortwitz und der Situationskomik erfreuen kann.
Susanne Lietzow (Regie) wurde 1968 in Innsbruck geboren. Sie besuchte eine Modeschule in Wien und absolvierte anschließend ein Studium der Bildhauerei in New York sowie eine Schauspielausbildung in Innsbruck. Es folgten Engagements als Schauspielerin am Theater Phönix in Linz und am Deutschen Nationaltheater Weimar. Von 1997 bis 2000 war sie Gastdozentin für Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy« Leipzig. Seit 1999 ist sie als Regisseurin tätig. Sie inszenierte u. a. am Deutschen Nationaltheater Weimar, am Staatsschauspiel Dresden, am Schauspiel Hannover, am Staatstheater Kassel, am Volkstheater Wien, am Staatstheater Wiesbaden, am Theater Magdeburg, am Staatstheater Stuttgart, am Nationaltheater Mannheim, am Schauspielhaus Graz und am Landestheater Linz. 2006 erhielt sie zusammen mit dem Projekttheater Vorarlberg für ihre Inszenierung »How much Schatzi?« nach H. C. Artmann den Nestroy-Preis für die beste Off-Produktion. 2014 wurde ihre Inszenierung »Höllenangst« von Johann Nestroy am Theater Phönix mit dem Nestroy-Preis in der Kategorie Beste Bundesländer-Aufführung ausgezeichnet. Ray Cooneys »Funny Money« ist ihre erste Regiearbeit am Theater Heilbronn, in der kommenden Spielzeit übernimmt Susanne Lietzow die Inszenierung »Der eingebildete Kranke«.
Aurel Lenfert (Bühne) wurde 1971 in Recklinghausen geboren. Er absolvierte zunächst eine Tischlerlehre in Köln, bevor er Bühnenbild an der Kunstakademie Düsseldorf bei Karl Kneidl studierte, dessen Meisterschüler er 2004 wurde. Erste Engagements als Bühnen- und Kostümbildassistent führten ihn ans Berliner Ensemble, an das Deutsche Theater Berlin, die Oper und das Schauspiel Frankfurt, die Wiener Festwochen, das Staatstheater Stuttgart, das Düsseldorfer Schauspielhaus und das Wiener Burgtheater. Er arbeitete dabei u. a. mit den Regisseuren Peter Zadek, Peter Palitzsch, Andrea Breth, Karin Beier, Roger Vontobel, Cornelia Rainer und Hans Neuenfels zusammen. Seit 2004 arbeitet Aurel Lenfert freischaffend als Bühnen- und Kostümbildner u. a. am Burgtheater Wien, am Thalia Theater Hamburg, am Staatstheater Stuttgart, am Schauspielhaus Wien, am Staatstheater Hannover, am Staatsschauspiel Dresden, am Nationaltheater Mannheim, am Theater Magdeburg, den Salzburger Festspielen und dem Festival Avignon. Mit der Regisseurin Susanne Lietzow verbindet ihn eine langjährige Zusammenarbeit. Ray Cooneys »Funny Money« ist seine erste Arbeit am Theater Heilbronn, in der kommenden Spielzeit folgt »Der eingebildete Kranke«.
Premiere am 17. Juni 2023, 19.30 Uhr, Großes Haus des Theaters Heilbronn
Funny Money
Komödie von Ray Cooney
Deutsch von Horst Willems
Regie: Susanne Lietzow
Bühne: Aurel Lenfert
Kostüme: Susanne Lietzow/Aurel Lenfert
Musik: Roumen Dimitrov
Dramaturgie: Katrin Aissen
Jean Perkins: Judith Lilly Raab
Henry Perkins: Nils Brück
Bill: Arlen Konietz
Davenport: Stefan Eichberg
Slater: Sven-Marcel Voss
Betty Johnson: Regina Speiseder
Vic Johnson: Gabriel Kemmether
Mr. Big: Jörg R. Wingerter/Ricardo Bopp
Weitere Vorstellungen: 20. Juni, 22. Juni, 27. Juni, 1. Juli, 12. Juli, 16. Juli, 19. Juli, 21. Juli – jeweils um 19.30 Uhr
Wiederaufnahme in der Saison 2023/2024 am 5. Oktober 2023