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Erwachende Sexualität und verklemmte Moral

"Spring Awakening": Frank Wedekinds Schauspiel "Frühlings Erwachen" als mitreißendes Musical

(lifePR) (Heilbronn, )
Jugendliche, die ihre Sexualität entdecken und eine Erwachsenenwelt, die darauf mit Befremden und Sanktionen reagiert; Schule, die Jugendliche nicht formt, sondern verformt - das sind die Themen von Frank Wedekinds Kindertragödie "Frühlings Erwachen" von 1891. Stoff aus der Vergangenheit? Keineswegs! 2006 haben die beiden Amerikaner Steven Sater, Dichter und Dramatiker, und Duncan Sheik, Musiker, diesen Stoff als Rock-Musical "Spring Awakening" herausgebracht. Es traf nicht nur in Amerika, sondern auch in Deutschland, wo es 2009 erstaufgeführt wurde, den Nerv der Zeit und eroberte in rasantem Tempo die Bühnen. Am 22. März 2014 hat "Spring Awakening" im Theater Heilbronn in der Regie von Christian Doll und der musikalischen Leitung von Heiko Lippmann Premiere.

Das Rockmusical "Spring Awakening" erzählt die Geschichte von Wedekinds "Frühlings Erwachen": Die Zeiten, in denen Wendla Bergmann im kurzen Kleidchen herumlaufen durfte, sind vorbei. Verhüllen! Das ist die Antwort von Wendlas Mutter auf die erblühende Weiblichkeit der 14-Jährigen. Als Wendlas Schwester ein Kind bekommt, will die Mutter sie immer noch mit der Geschichte vom Storch abspeisen.

Ihre Freunde aus Kindertagen, Moritz Stiefel und Hans Rilow, plagen sich mit Selbsthass und Ängsten, weil sie nicht wissen, was da in ihren Körpern kribbelt und ihre Gedanken immer wieder von den Pflichten, die Elternhaus und Schule ihnen auferlegen, ablenkt. Einzig Melchior Gabor weiß Bescheid und versorgt seine Freunde mit einem selbst geschriebenen Aufsatz und handgemalten Illustrationen über den "Beischlaf". Doch grau ist alle Theorie, wenn es tatsächlich so weit kommt. Und er wehrt sich, von seiner Mutter als Freigeist erzogen, gegen "eine Welt, in der Lehrer, genauso wie Eltern, uns lediglich als Rohmaterial für eine gehorsame und produktive Gesellschaft betrachten."

In "Spring Awakening" geht um weitaus mehr als um die verlogene Sexualmoral: Es geht um Konflikte zwischen Eltern und ihren heranwachsenden Kindern, um den Druck, den Mütter und Väter mit dem Wunsch für ihre Kinder nur das Beste zu wollen, auf den Nachwuchs ausüben. Es geht um die Schule, die nicht auf das Leben vorbereitet und die Auseinandersetzung zwischen Lehrern und ihren unbequem werdenden Schülern. Und es geht darum, dass jedes Kind auf dem Weg zum Erwachsenwerden eine spannende aber auch schwere Zeit voller Fragen durchmacht und sich glücklich schätzen kann, wenn sich jemand findet, der es unaufdringlich durch den emotionalen Dschungel begleitet. All diese Fragen stellen sich für jede Generation aufs Neue.

Und dass nicht einmal die verklemmte Sexualmoral sich überlebt zu haben scheint, wird an den erbitterten Diskussionen um den Bildungsplan Baden-Württemberg deutlich, in dem das Thema sexuelle Vielfalt einen Platz finden soll oder auch an den Debatten um Dirk Kurbjuweits Novelle "Zweier ohne" als Schullektüre.

Die Brücke aus dem 19. Jahrhundert ins Heute schlägt die Musik, die Rock- und Pop-Songs, in denen sich Begehren, unerfüllte Sehnsüchte und Leidenschaften Bahn brechen. Steven Suter und Duncan Sheik begannen 1999 nach dem Amoklauf in Columbine an dem Musical zu arbeiten. "Ganz tief in mir drinnen weiß ich, dass wir bei all unserer endlosen Arbeit (8 Jahre) an dem Stück dem furchtlosen und originellen Geist Frank Wedekinds treu geblieben sind", schrieb Steven Sater im Booklet zur preisgekrönten CD von "Spring Awakening". Die Uraufführung 2006 in New York lief 859 Vorstellungen und gewann neben vielen Preisen acht Tony Awards, die Oscars des amerikanischen Theaters.

Mit der Inszenierung dieses Musicals stellt sich Christian Doll erstmals dem Heilbronner Publikum vor. Seit 2012 ist der Schauspieler Intendant der Bad Gandersheimer Domfestspiele und hat dort zusammen mit dem Musikalischen Leiter Heiko Lippmann (der in Heilbronn schon die Leitung bei "Das Apartment" hatte) mit "Blondgirl Undercover" und "Maria, ihm schmeckt's nicht" bereits zwei eigene Musicals auf die Bühne der historischen Stiftskirche gebracht. Ihre gemeinsame Musicalfassung von "Gefährliche Liebschaften" hat dort im Juli 2014 ihre Uraufführung.

Mit Anna Preckeler als Wendla und Sandra Pangl als Thea hat das Theater Heilbronn für diese Inszenierung zwei Musicaldarstellerinnen als Gäste engagiert.

Anna Preckeler (Darstellerin der Wendla)

ist in Münster geboren und studiert seit 2010 Gesang, Schauspiel und Tanz an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Zuvor studierte sie drei Jahre lang Gesang an der Musikhochschule Münster. Sie ist Stipendiatin der "Yehudi Menuhin Live Music Now"-Stiftung. 2009 gewann sie den 1. Preis im "Musical Song Contest" des Musical-Magazins "Da Capo" und 2011 den Förderpreis der Charlotte-Hamel-Stiftung beim Bundeswettbewerb Gesang. Schon während ihrer Studienzeit hatte sie verschiedene Gastengagements u.a. am Musiktheater im Revier Gelsenkirchen 2012 in "Die Hexen von Eastwick" und 2013 in "Frühlings Erwachen".

Sandra Pangl (Darstellerin der Thea)

Die gebürtige Österreicherin begann ihre Ausbildung am Wiener Konservatorium, bevor sie 2010 an die Folkwang Universität der Künste in Essen wechselte, an der sie eine Ausbildung als Musicaldarstellerin absolviert. Erste Bühnenerfahrungen sammelte sie in diversen Bandprojekten und als Fausts Gretchen. Im Rahmen der Ausbildung war sie bereits in der deutschsprachigen Erstaufführung des Chansonmusicals "Ein Mann geht durch die Wand" im Theater im Rathaus Essen, in der Operette "Die Fledermaus" am Essener Aalto Theater sowie im Musical "Die Hexen von Eastwick" am Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen zu sehen.

Heiko Lippmann (Musikalische Leitung)

Schon bei seinem ersten Engagement an den Bühnen der Stadt Gera leitete er zahlreiche Musiktheateraufführungen, fühlte sich jedoch damals schon besonders dem Genre Musical verpflichtet (u.a. My Fair Lady, Little Shop of Horrors, Non(n)sense ). Er war als Dirigent und Musical Director für "Das Phantom der Oper" (Hamburg), Disney's "Der Glöckner von Notre Dame" (Berlin), "Cats" (u.a. Düsseldorf, Basel, München) und "Aida - Das Musical" (u.a. Berlin, Bregenz, München) tätig. Gastengagements führten ihn u.a. an das Altonaer Theater Hamburg, die Musikalische Komödie Leipzig, die Neuköllner Oper Berlin, das Theater Altenburg-Gera (West Side Story) und das Opernhaus Chemnitz (Little Shop of Horrors, Aida - Das Musical). Am Theater für Niedersachsen in Hildesheim/Hannover war Heiko Lippmann als musikalischer Leiter für Musicals wie "Nervensache" und "Crazy For You" beschäftigt. Ebenso lag die musikalische Leitung der Tourneeproduktionen von "Moonlight Serenade - Die Glenn Miller Story", "Hello, Dolly!" und "Jekyll & Hyde" in seinen Händen.

Open-Air-Produktionen in den Herrenhäuser Gärten in Hannover und bei den Luisenburgfestspielen Wunsiedel (Rocky Horror Show) gehören ebenfalls zu seinen umfangreichen Arbeiten. Als Musikalischer Leiter der Gandersheimer Domfestspiele ist er u.a. für "Und es war Sommer", "Aida", "Chess" und "Cabaret" verantwortlich.

Heiko Lippmann ist ein geschätzter Begleiter bei vielen Konzerten und Galaveranstaltungen. Auch als Arrangeur hat er sich im Laufe der Zeit einen Namen gemacht, z.B. für Theater und Orchester in Bremen ("Kiss Me, Kate") Chemnitz ("Falco Meets Amadeus", "Die Csárdásfürstin"), Gera, Dortmund, Leipzig und Flensburg.

Für die 55. Gandersheimer Domfestspiele 2013 schrieb Heiko Lippmann die Musik für die Uraufführung des Musicals "Maria, ihm schmeckt's nicht!" (2013) und "Gefährliche Liebschaften" (2014). In Heilbronn hatte er die musikalische Leitung für das Musical »Das Apartment« und nun für »Spring Awakening«.

Christian Doll (Regie)

An der Otto Falkenberg-Schule in München absolvierte er zunächst ein Schauspielstudium. Nach einem Engagement in Wuppertal wechselte er dann ins Regiefach. Er arbeitete u.a. am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Theater Freiburg, am Theater Biel-Solothurn und am Staatstheater Braunschweig. Seit 2012 ist er Intendant der Gandersheimer Domfestspiele. Am Theater Heilbronn führt er Regie beim Musical »Spring Awakening«.

Eric Rentmeister (Choreografie)

machte 2004 sein Diplom in Schauspiel, Gesang und Tanz an der Folkwang Hochschule Essen und wurde direkt von Vincent Paterson (bekannt als Choreograf von Madonna, Michael Jackson und von Filmen wie »Dancer in the Dark«, »Evita«) in die Produktion »Cabaret« in der Berliner Bar Jeder Vernunft engagiert. In der Rolle des Conférencier war er dort über 400 Mal zu sehen. Außerdem moderierte er Gala-Abende mit Ute Lemper mit Max Raabe. Eric Rentmeister arbeitet als freischaffender Musicaldarsteller, Moderator, Regisseur und Choreograph. So übernahm er u.a. 2009 die Choreographie bei »Evita« am Theater Dortmund (Regie: Stefan Huber) Hier spielte er auch in ein paar Vorstellungen die Rolle des »Magaldi«. Unter dem gleichen Regisseur war Eric Rentmeister bereits als Charley Kringas in »Merrily We Roll Along« und am Staatstheater Nürnberg als Fabour in »Silk Stockings« zu erleben. Weitere Rollen waren u.a. Etienne in »Can Can«, Harry Frommermann in »Comedian Harmonists«, der Stollentroll in »Die 13 ½ Leben des Käpt'n Blaubär« und die Titelrolle in Mozarts »Der Schauspieldirektor«. Daneben steht Eric Rentmeister auch vielfach im Schauspiel auf der Bühne und war u.a. am Consoltheater Gelsenkirchen in »Die heilige Johanna der Schlachthöfe« und in »An der Arche um Acht« zu sehen, aktuell in »Nathan« (frei nach Lessing) und »Adler an Falke«. Eric Rentmeister ist auch als freiberuflicher Lehrer für Schauspiel, Rollenstudium und Liedinterpretation tätig. In Heilbronn war er Choreograph für den Beatles-Abend "White", das Musical »Das Apartment« und nun für »Spring Awakening«.

Fabian Lüdicke (Bühnenbild)

wurde in München geboren. Er studierte Bühnen- und Kostümbild an der Akademie der Bildenden Künste in München bei den Professoren Karl-Ernst und Ursel Herrmann. Während des Studiums realisierte er Bühnenbilder an Off-Theatern und für Studienprojekte.

Nach dem Studium war er von 2001 bis 2004 als Bühnenbildassistent u.a. bei den Wiener Festwochen, der Oper Bonn und dem Theater Freiburg engagiert. Von 2004 bis 2006 übernahm er die Atelierleitung am Theater Freiburg. Seit 2006 ist er freiberuflich in Deutschland, Österreich und der Schweiz tätig. Als Bühnen- und Kostümbildner war er u.a. für das Theater Freiburg, für das Badischen Staatstheater Karlsruhe, für die Städtischen Bühnen Münster, für das Staatstheater Darmstadt, für das Theater Pforzheim, für das Theater Augsburg, für das Theater Biel/Solothurn, für das Davos Festival, für Next Liberty Graz, für das Theater Phoenix in Linz, für die Neuköllner Oper Berlin, für das Schauspiel Essen, für das Theater Ingolstadt und für das Nationaltheater Weimar tätig.

In Heilbronn ist er für das Bühnenbild von »Spring Awakening« verantwortlich.

Kati Kolb (Kostüm)

wurde 1976 in Mannheim geboren. Nach dem Studium zur Dipl.-Kostümdesignerin an der FH Hannover absolvierte sie eine Assistenzzeit am Schauspielhaus Düsseldorf. Seit 2007 ist sie freischaffende Kostümbildnerin und Ausstatterin mit Arbeiten u.a. am Schauspielhaus Bochum, Schauspielhaus Düsseldorf, Opernwerkstatt am Rhein, FFT Düsseldorf, Teamtheater München und internationale Theaterprojekten mit theater pigs' appeal. Außerdem ist sie Mitbegründerin der Jugendtheaterstadt Jeruville.de. In Heilbronn kreiert sie die Kostüme für das Musical »Spring Awakening«.

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