Auf der Bühne befinden sich merkwürdige Utensilien wie mit Sand oder Steinen gefüllte Kisten, Wassergläser, ein kaputtes Harmonium, Mikrofone aller Art, Blechwände, Windmaschinen. Mitten drin zwei Schauspieler, Oliver Firit und Till Schmidt, die das scheinbare Chaos perfekt beherrschen. Sie spielen sämtliche Rollen und erzeugen eine gruselige Geräuschkulisse vor den Augen des Publikums: Da wird aus einem zerknitterten Pappbecher ein sich öffnender Sargdeckel, aus einer alten Socke der Flügelschlag einer Fledermaus, aus einem ausrangierten Toaster quietschende Bretter...
Augen zu und auf geht's nach Transsylvanien. Dahin ist nämlich der junge englische Rechtsanwalt Jonathan Harker gereist, um den Grafen Dracula zu beraten, der auf der britischen Insel ein Grundstück erwerben will. Harker wird in dem düsteren Karpatenschloss des Grafen Zeuge grässlicher Vorgänge. Als er merkt, dass er es mit einem Vampir zu tun hat, flieht er. Aber Graf Dracula kommt nun selbst nach London. Dort begegnet der Vampir Harkers Braut Mina, die ihn sehr an Elisabeth erinnert, seine große Liebe, die im 15. Jahrhundert aus dem Leben geschieden war.
Bald geschehen merkwürdige Dinge in London. Dr. Seward, dem Leiter einer Irrenanstalt, fallen eigenartige Veränderungen bei Patienten auf. Und er beobachtet mit Sorge, dass Minas Freundin Lucy Westenra von Tag zu Tag blasser wird. Ratlos wendet er sich an seinen früheren Lehrer, Professor van Helsing. Der belesene Theologe, Mediziner und Anthropologe reist aus den Niederlanden an, um sich selbst ein Bild zu machen und schließlich mit einer mutigen Gruppe von Männern den Blutsauger zur Strecke zu bringen.
Bram Stokers Briefroman ist Grundlage der Live-Hörspielfassung von Eike Hannemann. Der Regisseur hat sich in den vergangenen Jahren verstärkt dem Genre des Live-Hörspiels verschrieben und unter anderem "Tarzan" und die Stoffe "Spiel mir das Lied vom Tod", "Der weiße Hai", "Moby Dick", "Das große Fressen" und "Casablanca" in akustischer Kulisse inszeniert. Er ist fasziniert von alten Hörspielstudios und dem seltenen Beruf des Geräuschemachers, ist selbst immer wieder auf der Suche nach Geräuschen. Der Spaß für die Zuschauer besteht darin, den Spielern bei der unglaublichen Herstellung aller Illusionen zuzusehen. Denn Zuschauen ist beim "Kino für die Ohren" ausdrücklich erlaubt.