Der Vorname
Komödie von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière
Aus dem Französischen von Georg Holzer
Regie: Jens Kerbel
Ausstattung: Carla Friedrich
Dramaturgie: Andreas Frane
Es spielen: Stefan Eichberg (Pierre Garaud, Elisabeths Mann), Oliver Firit (Vincent Larchet, Elisabeths Bruder), Stella Goritzki (Anna Caravati, Vincents Lebensgefährtin), Judith Lilly Raab (Elisabeth Garaud- Larchet), Raik Singer (Claude Gatignol, Elisabeths Jugendfreund)
Weitere Vorstellungstermine: 19.01.; 20.01.; 28.01.; 03.02.; 04.02.; 08.02.; 12.02. (15 Uhr) ; 14.02.; 18.02.; 23.02.; 24.02. – jeweils um 20 Uhr mit Ausnahme des 12.02.
Eine der erfolgreichsten und intelligentesten französischen Komödien läuft ab dem 13. Januar im Komödienhaus: »Der Vorname« von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière. Der geplante Vorname eines Kindes lässt einen Abend unter Freunden völlig aus dem Ruder laufen. Mit ihrem Debütstück »Der Vorname« haben die beiden Autoren den größten Presse- und Publikumserfolg der Pariser Spielzeit 2010/2011 gelandet. 2011 war »Der Vorname« für den Prix Molière nominiert, die höchste literarische Auszeichnung in Frankreich. 2012 wurde das Stück mit der Originalbesetzung der Theaterfassung vom Autorenduo mit nicht minder großem Erfolg verfilmt. In Heilbronn führt Jens Kerbel Regie, der hier bereits »Tschick«, »Die Werkstatt der Schmetterlinge« und »Rita will's wissen« auf die Bühne gebracht hat. Für die Ausstattung ist wieder Carla Friedrich verantwortlich, mit der er für »Rita will's wissen« bereits zusammengearbeitet hat.
Zum Inhalt
Eigentlich sollte es ein wunderschöner Abend im Kreis von Freunden und Familie werden. Elisabeth, Französischlehrerin, hat marokkanisch gekocht (und nebenbei auch noch die Kinder versorgt). Ihr Mann Pierre ist Literaturprofessor und kümmert sich um Worte und deren Bedeutung. Angesichts dieser wichtigen Aufgabe hat er keine Zeit für Kinder, Haushalt und Familie. Statt seiner Frau bei der Vorbereitung des Essens zu helfen, geht er ihr mit seiner enervierenden Suche nach den Kellerschlüsseln auf den Geist. Noch während Elisabeth von ihrer Mutter am Telefon die letzten Tipps für die Zubereitung der Speisen bekommt, klingelt es an der Tür und Claude, der beste Freund der Familie, steht vor der Tür. Claude ist Posaunist beim Rundfunkorchester und hat die für einen Mann sehr seltene Begabung, zuhören zu können. Er ist ganz das Gegenteil von Vincent, Bruder von Elisabeth und bester Freund von Pierre, der mit Immobiliengeschäften ein Vermögen gemacht hat. Nun erwartet Vincent ein Kind zusammen mit Anna, die an diesem Abend wie üblich zu spät kommt.
Stolz erzählt der werdende Vater, dass Anna beim Ultraschall war und dass er selbstverständlich einen Sohn gezeugt hat. »Und habt ihr schon eine Idee für den Vornamen?«, lautet die einfache Frage von Claude, die den Abend schließlich völlig aus dem Ruder laufen lassen wird. Adolphe soll das Kind heißen. Adolphe nach der Hauptfigur aus einem Roman von Benjamin Constant, größter Held der romantischen Literatur. Doch Vincents Freunde sind empört. Man könne ein Kind heute auf keinen Fall Adolf nennen ... Aber Vincent hat Spaß an der Provokation und treibt die Diskussion um den Vornamen immer weiter. Er ließe sich doch nichts von Leuten wie Elisabeth und Pierre vorschreiben, deren Kinder Athena und Adonas heißen. Diese Worte sind raus und nicht mehr zurück zu nehmen. Auch das gute Essen kann die aufgeheizte Atmosphäre nicht mehr retten, denn jetzt wird so richtig ausgepackt, bis die bildungsbürgerliche Fassade bröckelt.
Rasante Dialoge
Kleine Ursache, große Wirkung: In »Der Vorname« treiben Wortwitz und rasante, überaus intelligente Dialoge eine Geschichte atemlos voran, die es schafft, zugleich komisch, bitterböse und trotzdem liebenswürdig zu sein - eben typisch französisch.
Karla Friedrich verwandelt die Bühne des Komödienhauses in ein extravagantes aber dennoch gemütliches Wohnzimmer, in dem ein exotisches Büffet aufgetischt wird. Auch die Kostüme verraten, dass die Figuren sich einer wohlhabenden, intelligenten und sehr auf Individualität bedachten Schicht zugehörig fühlen.
Regisseur Jens Kerbel nennt das Stück »brillant und böse«. Für ihn besteht der Reiz der Komödie darin, wie schnell durch den hinterhältig gelegten Sprengsatz einer kleinen Provokation alle Kultiviertheit dahin ist, gesellschaftliche Konventionen, aufgeklärte Wertvorstellungen und ganze Lebensentwürfe über den Haufen geworfen werden und nicht nur der Wohnzimmertisch zu Bruch geht.