Premiere am 21. April 2023, 20 Uhr, Science Dome der experimenta
Die Veredelung der Herzen (UA)
Schauspiel von Mario Wurmitzer
Gewinnerstück des zweiten Autorenwettbewerbs »Science and Theatre«
Eine Inszenierung des Theaters Heilbronn in Kooperation mit der experimenta Heilbronn
Regie: Grit Lukas
Ausstattung: Lena Hiebel
Video: Conny Klar
Dramaturgie: Clemens Miersch
Anna: Leonie Berner
Christoph: Luca Rosendahl
Max: Pablo Guaneme Pinilla
Die Selbstoptimierung des Individuums steht nicht nur im Mittelpunkt gesellschaftlicher Anforderungen, sondern auch im Zentrum der Sinnsuche vieler Menschen. War sich der Mensch in seiner bisherigen Entwicklungsgeschichte immer noch seiner Schwächen und Grenzen bewusst, so scheint spätestens mit der Künstlichen Intelligenz ein Instrument gefunden zu sein, das dem Streben nach mehr Fitness, perfekter Schönheit, höherer Leistungsfähigkeit, letztlich der Optimierung sämtlicher Lebensbereiche zur Erfüllung verhelfen könnte. Darum geht es in Mario Wurmitzers Schauspiel »Die Veredelung der Herzen«, dem Siegerstück des zweiten Dramenwettbewerbs »Science & Theatre«, den das Theater Heilbronn gemeinsam mit der experimenta ausgerufen hat. Mit diesem alle zwei Jahre im Rahmen des Festivals »Science & Theatre« stattfindenden Dramenwettbewerb sollen Autorinnen und Autoren gefördert werden, die sich mit den ethischen und moralischen Herausforderungen des wissenschaftlichen Fortschritts auseinandersetzen. Neben einem Preisgeld von 5000 Euro ist die Uraufführung im Science Dome der experimenta Teil der Siegprämie.
Die Premiere des Schauspiels »Die Veredelung der Herzen« ist am 21. April 2023 um 20 Uhr. In der Inszenierung von Grit Lukas sind Leonie Berner als Anna, Luca Rosendahl als Christoph und Pablo Guaneme Pinilla als Institutsmitarbeiter Max zu erleben. Die vierte Hauptrolle spielt die Spielstätte, der Science Dome mit seiner gigantischen Kuppel als Projektionsfläche für die »Veredelung der Herzen« mittels KI. Für die Ausstattung ist Lena Hiebel verantwortlich, die Videoprojektionen sind von Conny Klar.
Zum Inhalt
Anna ist unzufrieden mit ihrem Freund Christoph und sucht Hilfe im Institut »Wege zum Glück«, dem Marktführer auf dem Gebiet der körperlichen, geistigen und seelischen Erneuerung mittels Künstlicher Intelligenz. Sie dachte da an das ganz große Paket, die Generalüberholung. Max, der Mitarbeiter des Instituts, macht ihr klar, dass so eine Veredelung eigentlich nur mit Zustimmung des Betroffenen stattfinden kann. Anna hat da nicht viel Hoffnung, denn Christoph will so bleiben wie er ist. Ob man denn nicht heimlich, ohne dass derjenige es merkt, eine Überholung vornehmen lassen kann, fragt sie. Das wäre das Premiumpaket - zehnmal teurer als die normale Variante, unbezahlbar. Also bleibt Anna nichts anderes übrig, als ihren Freund zu überreden, es sich doch wenigstens mal anzuschauen. Na gut! Christoph lässt sich vorsichtig darauf ein. Und schon nach der ersten Sitzung mit der Künstlichen Intelligenz fühlt er sich besser. Statt wie sonst lethargisch herumzusitzen, verspürt Christoph ein bisher ungekanntes Potential und geht voller Erwartungen in die nächsten KI-Psycho-Stunden. Der veredelte Christoph allerdings ist gar nicht mehr wiederzuerkennen. Das stellt nicht nur die Beziehung zu Anna auf die Probe, sondern auch das Institut vor große Probleme.
Lösung zwischenmenschlicher Probleme mittels KI
Der bereits vielfach ausgezeichnete Dramatiker Mario Wurmitzer setzt sich mit der Frage auseinander, ob der Weg zum Beziehungsglück über Maximierung, Perfektionierung und Veredelung des Menschen mittels Künstlicher Intelligenz führen kann. In seiner Laudatio anlässlich der Preisverleihung sagte Dr. Wolfgang Hansch, der damalige Geschäftsführer der experimenta: Das Stück werfe Fragen auf, die das Menschsein schon immer bestimmt haben: »Ist das Streben nach etwas Besserem, der Drang nach Perfektion wirklich Sinn des Lebens und worin zeigt sich dabei Glück? Das Stück zieht seine Stärke nicht aus der wissenschaftlichen Begründung einer solchen Möglichkeit, sondern aus der Verknüpfung von Sinnsuche und der Versuchung, eine Technologie dafür scheinbar positiv zu instrumentalisieren. Wird eine Beziehung tatsächlich besser, wenn man die beteiligten Menschen ›veredelt‹? Und ist eine KI gar eine zukünftige Lösung für unsere zwischenmenschlichen Bedürfnisse, Sehnsüchte sowie Vorstellungen für das Zusammenleben?«
Mario Wurmitzer, 1992 in Mistelbach (Niederösterreich) geboren, schreibt Theaterstücke, Romane und Kurzgeschichten. Er lebt in Wien, wo er Germanistik und Geschichte studierte. Für seine literarischen Arbeiten erhielt er mehrere Auszeichnungen und Stipendien, u. a. das Hans-Weigel-Stipendium 2012/13, den Brüder-Grimm-Preis des Landes Berlin 2015, den Osnabrücker Dramatiker:innenpreis 2017, den Anerkennungspreis des Landes Niederösterreich 2020 sowie den Hauptpreis beim Stückwettbewerb »Science & Theatre« des Theaters Heilbronn 2021.
2018 erschien sein Roman »Im Inneren des Klaviers«.
Seine Theaterstücke wurden u.a. im Schauspielhaus Wien, Theater Osnabrück, Kosmos Theater Bregenz und Metro-Kinokulturhaus Wien gezeigt.