Das Thema "Courage" zieht sich wie ein roter Faden durch die Spielzeit 2011/2012. Eröffnet wird sie mit einem großen Schauspiel ohne Worte am 23. September 2011. "Das Ballhaus", ist ein großer Bilderbogen durch das 20. Jahrhundert vom Ende des ersten Weltkriegs bis zur Wiedervereinigung Deutschlands nach dem Fall der Mauer. Nur mit wortlos gespielten Szenen, Musik und Tänzen aus der jeweiligen Zeit führt das Stück die Figuren durch den Zeitenlauf: Überzeugungstäter, Mitläufer, Opfer und die Couragierten, die sich immer wieder dem Unrecht entgegen stellten - in den kleinen zwischenmenschlichen Begebenheiten wird die große Geschichte lebendig.
Mit dem Mut der Verzweiflung kämpft Franz Kafkas Joseph K. in "Der Process" gegen das Unrecht, das ihm widerfährt. Oder der junge Chinese in Roland Schimmelpfennigs Schauspiel "Der Goldene Drache", der nach seiner in Deutschland verschwundenen Schwester sucht. Und Margaret, die Katze, in Tennesee Williams Klassiker"Die Katze auf dem heißen Blechdach". Oder Kleists einsamer Held Michael Kohlhaas, der nur mit Gewalt sein Recht erzwingen kann.
Eine der mutigsten Frauen der jungen Dramatik ist Nawal in Wajdi Mouawads "Verbrennungen". Mit 14 Jahren bekam sie ein Kind, das man ihr wegnahm. Ihr Leben nimmt auf der Suche nach dem Kind so unvorstellbare Wendungen, dass die Geschichte sich nicht nur bei den handelnden Figuren, sondern auch bei denen, die von ihr erfahren, "einbrennt".
Mut bewies auch Franz Schubert, als er 1827 die damals verbotenen Gedichte des liberalen Dichters Wilhelm Müllers zu seiner "Winterreise" vertonte. Mit der "Winterreise" arbeiten das Württembergische Kammerorchester und das Theater zum dritten Mal gemeinsam an einem besonderen Projekt. Der Schubert'sche Liederzyklus wird neu instrumentiert für das Streichorchester und szenisch interpretiert unter Maßgabe des politischen Kontextes seiner Entstehung.
Das couragierte Ringen um das eigene Glück wird in der neuen Saison aber auch mit viel Witz beschrieben: etwa im Weihnachtsmärchen " Der gestiefelte Kater", in "Figaros Hochzeit" oder im Musical "Ein Käfig voll Narren", in Shakespeares "Sommernachtstraum", in John von Düffels "Der dressierte Mann" oder Peter Shaffers "Komödie im Dunkeln".
"Unerzählte Geschichten" von Heilbronner Jugendlichen, deren Familien aus aller Herren Länder stammen, werden von Maja Das Gupta zu einem Stück verarbeitet, mit dem das Theater in die Schulen geht, um den Heranwachsenden Mut zu machen, sich gegenseitig das Unerzählte zu eröffnen. Das große, ermutigende Angebot für Kinder und Jugendliche in der Kammer reicht von Paul Shiptons Insektenkrimi "Die Wanze" bis zu Juli Zehs Psychogramm eines Amoklaufes "Good Morning, Boys and Girls".
Die Kammerspiele werden im Abendspielplan weiterhin die Spielstätte für kleine, feine und außergewöhnliche Schauspiele sein unter anderem mit Edward Albees "Zoogeschichte", Werner Schwabs "Präsidentinnen" oder Esteve Solers "Gegen den Fortschritt".
Die vierte Ausgabe des Festivals für zeitgenössischen Tanz "Tanz! Heilbronn 2012" vom 9.-13. Mai steht unter dem Motto "Der aufrechte Gang", was sowohl wörtlich wie auch im übertragenen Sinne verstanden werden kann. Als Internationales Highlight kommt unter anderem die Compagnie Marie Chouinard (Montréal) mit "bODY_rEMIX/gOLDBERG_vARIATIONS"
Die kanadische Choreografin lässt ihre Ballerinen nicht nur Spitzenschuhe an den Füßen oder Händen tragen, sie gibt ihnen auch Krücken, Gehhilfen, Fesseln und lässt sie in Harnessen über die Bühne fliegen. Der Gebrauch der Hilfsmittel führt zu ungewöhnlichen Körpergebilden und öffnet ein Universum von präzisen und spielerischen Erkundungen, in denen Solos, Duos, Trios und Gruppensequenzen die menschliche Existenz in vielen Facetten widerspiegeln.
Und Heilbronn ist im März des kommenden Jahres erstmals einer der Austragungsorte der IMAGINALE, des internationale Figurentheaterfestival Baden-Württemberg, das in zweijährigem Rhythmus eine handverlesene Auswahl der derzeit besten und interessantesten Figurentheater-Produktionen für Erwachsene und Kinder zeigt.