Der alte Harpagon ist ein stadtbekannter Geizhals. Sein einziges Interesse gilt dem Geld und dessen Vermehrung. Dabei verfolgt er zwei Prinzipien: So wenig wie möglich ausgeben, nicht einmal für die nötigsten Dinge, und so viel wie möglich einnehmen - mit schlitzohrigen Wuchergeschäften. Da er ständig argwöhnt, sein schönes Geld könne ihm gestohlen werden, vergräbt er es im Garten. Doch auch das setzt ihn unter Stress, muss er seinen Schatz doch die ganze Zeit bewachen.
Momentan beschäftigen ihn aber noch andere Dinge: Er möchte sich selbst und seine zwei erwachsenen Kinder verheiraten. Auch in dieser Frage ist alles seinem Einnahme- und Ausgabeprinzip untergeordnet. Harpagon hat trotz seines reifen Alters ein Auge auf die junge, schöne Mariane geworfen. Und sie wird, darauf besteht er schon, noch mehr als nur ihre Schönheit und Häuslichkeit in die Ehe einbringen. Er drängt auf eine Mitgift, obwohl Mariane offenkundig arm ist. Harpagon ahnt nicht, dass sein Sohn Cléanthe schon seit längerem heftig verliebt in das Mädchen ist und sie ihn auch sehr mag. Überhaupt interessieren ihn die Gefühle seiner Kinder bei der Wahl ihrer künftigen Ehepartner nicht. Für seinen Sohn hat Harpagon eine ältere und vor allem vermögende Witwe ausgesucht. Und wegen seiner Tochter Elise ist er mit dem alten, sehr wohlhabenden Anselme einig geworden, der sie selbstverständlich ohne Mitgift nimmt. Insgeheim liebt Elise aber Valère, der sich als Bediensteter in Harpagons Haus anstellen ließ, um seiner Geliebten nahe zu sein und nach Mitteln und Wegen zu suchen, ihren Vater davon zu überzeugen, die beiden miteinander zu vereinen.
Aber Harpagon ist nicht nur geizig, sondern auch cholerisch. Als sich die Kinder seinen Heiratsplänen widersetzen, droht er mit Enterbung und Rausschmiss und setzt noch für den gleichen Tag die Hochzeiten an. Zu dumm nur, dass die Geld kosten. Aber mit stark verdünntem Wein und billigem, schnell sattmachendem Essen will er die Kosten möglichst gering halten. Seine Kinder unterdessen müssen sich etwas einfallen lassen, um aus der Bredouille heraus zu kommen.
"Molière hört nie auf, jung zu sein", sagt Regisseur Alejandro Quintana. Für ihn gehört dieser große Dichter des französischen Barock zu den "Theatergöttern", dessen Texte immer noch brillant komponiert, lebensprall und gesellschaftlich relevant sind. "Der Geizige" ist bis heute eines seiner meistgespielten Stücke. Zur Uraufführung 1668 in Paris soll es ein Misserfolg gewesen sein. Das Publikum wollte einen Sparsamen nicht der Lächerlichkeit preisgegeben sehen. Denn die frühere Todsünde Geiz begann sich Mitte des 17. Jahrhunderts als Tugend und Wirtschaftsfaktor zu etablieren: Das Sparen wurde im sich entwickelnden Frühkapitalismus zu einem wichtigen Baustein der Akkumulation des Kapitals. Der heutige Erfolg des Stückes beruht vor allem auf der Bühnenwirksamkeit von so großartigen Rollen wie der des Harpagon und der geglückten Verbindung aus Charakterkomödie mit unnachahmlich schrägen Figuren und rasanter Farce mit überraschenden Wendungen und grotesker Situationskomik.
Premiere am 29. Juni 2014, 19.30 Uhr, Großes Haus
Der Geizige
Komödie von Molière
Regie: Alejandro Quintana
Bühne: Stefan Brandtmayr
Kostüme: Cornelia Kraske
Dramaturgie: Stefanie Symmank
Mit: Anastasija Bräuniger (Mariane), Katharina Leonore Goebel (Elise), Katharina Voß (Frosine, die Heiratsvermittlerin); Johannes Bahr (Maitre Simon/Kommissar), Stefan Eichberg (Jaques, Harpagons Diener), Joachim Foerster (La Flèche, Cléanthes Diener), Frank Lienert-Mondanelli (Harpagon), Ferdinand Seebacher (Cléanthe), Sebastian Weiss (Valère)
Weitere Spieltermine in dieser Spielzeit: 02.07., 04.07.,15.07., 16.07., 19.07., 25.07. - jeweils um 19.30 Uhr
Wiederaufnahme in der neuen Spielzeit