Cyrano de Bergearc ist in der ganzen Stadt berühmt- berüchtigt wegen seiner spitzen Zunge und seines scharfen Degens. Er kennt keine Unterwürfigkeit vor irgendwelchen Autoritäten oder Gesetzen. Er ist ein "Künstler, Sänger, Fechter, Verseschmied." Wenn ihm etwas nicht gefällt, dann sagt er es laut und deutlich in geschliffenen Worten. Das bringt ihm nicht nur Respekt, sondern auch eine Menge Feinde ein. Besonders einer Sache sollte man sich hüten, um Cyranos aufbrausendes Temperament nicht zu reizen. Man darf ihn nicht auf seine Nase ansprechen. Mutter Natur hat ihn mit so einem großen Zinken ausgestattet, dass man diesen unweigerlich als Provokation empfinden muss. Einzig sich selbst gestattet Cyrano den Spott über sein überdimensioniertes Riechorgan. Jeden anderen fordert er bei der kleinsten Anspielung sofort zum Duell. "Wer nur sein Schnupftusch zieht, der zieht sein Leichentuch." Schon lange betet er die schöne Roxane an, aber wegen seines Aussehens wagt er es nicht, sich ihr zu offenbaren. Er kann es gar nicht fassen, dass sie ihn eines Tages um ein Rendezvous bittet. Doch schnell schwindet seine Hoffnung, denn sie möchte nur, dass er Christian, einen überaus attraktiven jungen Mann, der im gleichen Regiment dient wie er, in seine Obhut nimmt. Sie himmelt Christian wegen seiner Schönheit an. Auch wenn es Cyrano schwer fällt, willigt er ein. Allerdings merkt er rasch, dass Christian auf den Mund gefallen ist. So leiht ihm denn Cyrano aus Liebe zu Roxane seine Stimme und seinen Verstand...
Historische Figur
Der historische Cyrano de Bergerac, eigentlich Hector Savinien de Cyrano, war ein französischer Schriftsteller und lebte von 1619 bis 1655 in Paris. Er gilt als einer der Erfinder des Science-Fiction-Romans und als ein Vorläufer der Aufklärer des 18. Jahrhunderts. Viele Fakten aus seinem Leben und seinen Werken hat Edmond Rostand in seinem Schauspiel verarbeitet. So war Cyrano ein Unzeitgemäßer, ein Freigeist und Erfinder, ein Poet und ein großer Utopist. In seinem zweiteiligen Roman von 1650 beispielsweise " L'autre monde" (Die andere Welt) berichtet ein Ich-Erzähler von seiner angeblichen Fahrt zum Mond und zur Sonne und von seinen Erlebnissen und Gesprächen mit deren Bewohnern. Hierbei legt Cyrano den Mond- und Sonnenbewohnern philosophische, naturkundliche, religiöse und gesellschaftspolitische Gedanken in den Mund, die in Frankreich zu seiner Zeit verboten waren. Er wusste genau, dass der Mond eine Welt unter vielen ist, so wie die Erde, die sich bewegt und um die Sonne kreist. Das war vermessen und mutig in einer Zeit, in der Galileo widerrufen musste und die Scheiterhaufen noch schwelten. In seine 1654 gedruckte Tragödie La Mort d'Agrippine (Der Tod der Agrippina) baute er religionskritische Tiraden ein, die bei der Aufführung Ende 1653 großen Anstoß erregten.
1654 ließ er eine Sammelausgabe bis dahin verfasster kleinerer Werke erscheinen, darunter vor allem die in Prosa geschriebene Komödie Le Pédant joué (= der ausgetrickste Pedant), aus der Molière für sein vorletztes Stück, Les fourberies de Scapin, geschöpft hat.
Im selben Jahr ereilte ihn ein tragischer Unfall, der allerdings von manchen auch als Mordanschlag gedeutet wurde: Unter ungeklärten Umständen fiel ihm im Stadtpalast seines Protektors ein Balken auf den Kopf. Er wurde zunächst in Paris von seiner Schwester Catherine, einer Nonne, gepflegt und später von einem Cousin in Sannois aufgenommen. Dort starb er ein gutes Jahr nach dem Unfall (ob an dessen Folgen oder an einer Krankheit, ist nicht bekannt) im Alter von erst 36 Jahren. Heute wissen wir nicht viel mehr über ihn als das, was Edmond Rostand in seinem Stück "Cyrano de Bergerac" 1897 über ihn verewigt hat.
Premiere am 28. Juni 2013, 19.30 Uhr, Großes Haus
Cyrano de Bergerac
Schauspiel von Edmond Rostand
Regie: Johanna Schall
Bühne: Horst Vogelgesang
Kostüme: Jenny Schall
Choreografie: Romy Hochbaum
Fechtchoreografie: Axel Hambach
Mit: Julia Apfelthaler (Roxane), Sylvia Bretschneider (Le Bret / Koch u.a.), Angelika Hart (Fremder Offizier / Page / Marquise u.a.), Judith-Lilly Raab (Blumenmädchen / Duenna / Lise), Sabine Unger (Kadett / Sohn / Koch u.a.); Johannes Bahr (Kapuziner / Richelieu / Alter Mann u.a.), Nils Brück (Cyrano de Bergerac), Stefan Eichberg (Ragueneau), Oliver Firit (Kadett / Ligniére / Montfleury u.a.), Gabriel Kemmether (Kadett / Page / Marquis u.a.),
Frank Lienert-Mondanelli (Comte de Guiche), Rolf-Rudolf Lütgens (Le Capitaine Carbon de Castel Jaloux / Bellerose / Dieb u.a.), Guido Schikore (Kadett / De Valvert / Koch u.a.), Raik Singer (Kadett / Bürger / Koch u.a.), Peter Volksdorf (Christian de Neuvillette)
Weitere Vorstellungstermine in dieser Spielzeit: 2. Juli, 4. Juli, 5. Juli, 10. Juli, 17. Juli, 19. Juli, 20. Juli – jeweils 19.30 Uhr