Sein neuestes Stück nennt Schober einen "Comic-Seelen-Strip". Wir lernen Karl und Luisa kennen, zwei junge Menschen, die nichts anderes wollen, als der Alltagstristesse zu entfliehen, um aus ihrem Leben etwas Großes, Besonderes, Einmaliges zu machen.
Karl findet, Luisa ist das Beste, was ihm je passiert ist. Und Luisa ist verknallt in diesen verrückten Kerl. Beide stehen auf Comics, in denen Superhelden mit ihren Superkräften die Welt beherrschen. Wie grau ist dagegen ihre Welt, wie belanglos ihr Dasein.
Drogen sind das Mittel, mit dem Karl und Luisa sich ihren Kick verschaffen. Ganz besonders eine neue Droge: Tilidin, die sogenannte Superman-Droge. Wenn man diese Pille schluckt, wird die Welt nicht nur bunter, man fühlt sich wie ein Superheld. Sie macht schmerzunempfindlich, lässt einen glauben, fliegen zu können und unverwundbar zu sein. Karl und Luisa stürzen sich in einen (lebens)gefährlichen Rausch.
Den Phasen der Euphorie, in denen die beiden ganz in ihre Phantasie-Welten einsteigen und ihre Superhelden-Ichs die Wirklichkeit weit hinter sich lassen, folgen immer schlimmere Phasen des seelischen und körperlichen Absturzes.
Holger Schober sagt, er komme aus einem Ort, der gerechnet auf die Einwohnerzahl die gleiche Drogendeliktsrate hat wie New York: "Da bekommt man einiges mit und erlebt es auch am eigenen Leib." So habe er viele Erfahrungen, die er jetzt in seine Figuren Karl und Luisa hineingeschrieben habe. Dennoch sei "Superman ist tot" kein Aufklärungsstück über Drogen, sondern in erster Linie die Liebesgeschichte zweier Jugendlicher, die auf die schiefe Bahn geraten. "Auf der Bühne ist Ketschup wahrer als Blut. Deshalb ist es für mich nicht zwingend wichtig, dass ich bis ins letzte Detail akkurat beschreibe, was Tilidin ist und wie es funktioniert."
Susan Ihlenfeld spielt die Luisa und Sebastian Weiss spielt Karl.
Autor: Holger Schober
Holger Schober wurde in Graz geboren, studierte am Max Reinhardt Seminar Schauspiel und arbeitet seitdem als Schauspieler, Regisseur und Autor. Außerdem absolvierte er eine Kulturmanagementausbildung am Institut für Kulturkonzepte Wien.
Von 2000 bis 2005 war Holger Schober künstlerischer Leiter des Theaters KINETIS. Anschließend arbeitete er bis 2007 im Leitungsteam des Theaters an der Gumpendorfer Straße (TAG) in Wien. Von 2007 bis 2009 war er künstlerischer Leiter der Guerilla Gorillas. 2009 begründete er das Wiener Klassenzimmertheater und übernahm die künstlerische Leitung.
Als Schauspieler war er u. a. am Volkstheater Wien, am Landestheater Linz, an den Hamburger Kammerspielen und bei den Wiener Festwochen tätig. Außerdem spielte er u. a. im Oscargekrönten Film "Die Fälscher" (2008) und in "Polterabend" (Grimmepreis-Nominierung 2004). Für sein Stück "Hikikomori" war er u. a. für den Deutschen Jugendtheaterpreis nominiert. Sein Stück "Clyde und Bonnie" erhielt den STELLA09 Darstellender.Kunst.Preis für junges Publikum. Dieses Stück wird im November 2010 in London zum ersten Mal in englischer Sprache gezeigt. Außerdem schreibt er Drehbücher für den ORF und SAT1. Seit der Spielzeit 2009/2010 ist er künstlerischer Leiter der Sparte Theater für junges Publikum am Landestheater Linz. Ab 2011 will er wieder als freier Autor, Regisseur und Schauspieler arbeiten, um sich stärker seiner Familie (verheiratet, 2 Kinder) und dem Schreiben widmen zu können. Allein für die kommende Spielzeit 2011/12 hat er fünf Stückaufträge. Unter anderem vom Deutschen Theater in Berlin, dem Theater der Jungen Generation Dresden und dem Theater der Jungen Welt in Leipzig.
Regisseur: Dominik Günther Dominik Günther wurde 1973 in Bonn geboren. Nach seinem Studium mit dem Schwerpunkt Theaterwissenschaften an der Universität Bielefeld arbeitete er ab 1998 als Regieassistent am Theater Bielefeld, am Theater Bonn und am Thalia Theater in Hamburg. Während seines Studiums war er bereits Schauspieler bei der freien Theatergruppe "Canaillen Bagage". Vor 15 Jahren gründete er die Musikkaberettgruppe Nik Neandertal, in der er textet und singt.
Seit 2003 arbeitet Dominik Günther als freier Regisseur für unterschiedliche Theater. Im selben Jahr gründete er das Neandertal Theater Hamburg, dessen erste Produktion "Yard Girl" von Rebecca Prichard unter anderem am Thalia Theater und dem Schauspielhaus Hamburg gezeigt wurde. Seit September 2005 ist er Dozent für Szenen- und Rollenstudium am Hamburger Schauspielstudio Frese.
Dominik Günther erhielt in Wien den Stella-Preis für die beste Produktion im Jugendtheater 2009 für "Clyde und Bonnie", das aus der Feder von Holger Schober stammt. Seine Inszenierung von Schobers "Hikikomori" wurde 2008 in der Kategorie "Beste Regie Jugendtheater" für den Theaterpreis "Faust" nominiert.
Mit der Inszenierung der Uraufführung des Stückes "heimat.com" stellte sich Dominik Günther erstmals dem Heilbronner Publikum vor.
Holger Schober und Dominik Günther sind ein sehr erfolgreiches und mehrfach preisgekröntes Team als Autor und Regisseur. Dominik Günther hat bereits "heimat.com" von Holger Schober am Theater Heilbronn uraufgeführt. Das Stück wurde mit dem Niederländisch-deutschen Kinder- und Jugenddramatikerpreis 2010 ausgezeichnet. Außerdem erhielten die beiden den STELLA-Preis für das Stück "Clyde und Bonnie" als beste "Produktion im Jugendtheater 2009". Ihre Zusammenarbeit hatte 2007 mit Dominik Günthers deutscher Erstaufführung von Schobers Stück "Hikikomori" am Thalia Theater Hamburg begonnen. Diese Inszenierung war für den Theaterpreis "Faust" nominiert und wurde Anfang Oktober ans Deutsche Theater Berlin übernommen.
Hintergrund:
Tilidin - die sogenannte "Superman"-Droge zählt zu den neuen Trend-Drogen.
Eigentlich ist es ein Medikament, das vor allem zur Schmerzbekämpfung in der Krebstherapie eingesetzt wird. Es macht schmerz- und angstfrei und kann zu gefährlicher Selbstüberschätzung führen. Immer häufiger registriert die Polizei den Missbrauch von Tilidin, vor allem bei Jugendlichen. Rund 90 Prozent aller Rezeptfälschung in Berlin stehen im Zusammenhang mit Tilidin-Präparaten. Auch in Baden-Württemberg warnt die Apothekerkammer vor gefälschten Tilidin-Rezepten.
Tilidin macht psychisch und körperlich abhängig. Dem kurzen Zustand der Euphorie folgen nach längerer Einnahme Krampfanfälle, Gewichtsverlust, starke Schmerzen. Der Entzug ist genauso hart wie bei Heroin-Süchtigen.