Premiere am 7. Oktober 2023, 19 Uhr, BOXX
»Nach vorn, nach Süden« (UA)
von Sarah Jäger
Bühnenfassung von Nicole Buhr und Sarah Speiser
Regie: Sarah Speiser
Ausstattung: Eva Butzkies
Dramaturgie: Nicole Buhr
Theaterpädagogik: Simone Endres
Mit: Cosima Fischlein, Max Lamperti, Chris Carsten Rohmann, Nora Rebecca Wolff
»Es gibt Bücher, mit denen möchte man befreundet sein und sie überall mithinnehmen. Ein solches Buch ist der Debütroman von Sarah Jäger ›Nach vorn, nach Süden‹.« (NDR)
»Nach vorn, nach Süden« erzählt vom Zauber und Schrecken der Jugend. Es ist eine poetische Geschichte von Mädchen und Jungen, die an der Schwelle zum Erwachsenwerden stehen. Ihre Suche nach Orientierung, ihre Sorgen und Ängste verstecken sie hinter coolen Sprüchen und lockerem Auftreten. Der Hinterhof eines Supermarktes ist ihr Treffpunkt und wird zum Ausgangspunkt eines wilden Sommertrips, der die Protagonisten nicht nur immer weiter Richtung Süden, sondern auch immer mehr zu sich selber führt. Sie ist vor allem ein großes Plädoyer für Solidarität und ein respektvolles Miteinander, ganz unabhängig davon, wie unterschiedlich man denkt und fühlt.
Das Theater Heilbronn adaptiert diesen Sensationserfolg von Sarah Jäger aus dem Jahr 2020, der in seiner Kraft und Poesie mit Wolfgang Herrendorfs »Tschick« verglichen wird, für die Bühne und bringt am 7. Oktober die Uraufführung in der BOXX heraus. Die Bühnenfassung stammt von Regisseurin Sarah Speiser und Dramaturgin Nicole Buhr. Neben den angestammten BOXX-Schauspielerinnen Cosima Fischlein und Nora Rebecca Wolff geben die Ensembleneulinge Max Lamperti und Chris Carsten Rohmann ihren Einstand im Jungen Theater Heilbronn. Für die Ausstattung ist Eva Butzkies verantwortlich.
Zum Inhalt
Der Hinterhof vom Penny-Markt ist mehr als ein Hinterhof. Dort treffen sich Marie, Can, Vika, »unser« Pavel, Otto, und … Entenarsch. Sie alle sind Aushilfen im Penny-Markt, räumen 10-12 Stunden in der Woche die Regale ein, um sich nebenher ein paar Euro zu verdienen. Vollzeit hängen sie auf dem Hinterhof ab, sie grillen zusammen, reden, teilen Freud und Leid miteinander. Nur Entenarsch, den bescheuerten Namen hat ihr Jo gegeben, gehört nicht richtig dazu. Sie ist die Einzige, die studiert und den anderen mit ihrer Klugscheißerei auf die Nerven geht. Bis vor ein paar Monaten war auch Jo täglich auf dem Hinterhof, vor allem mit Marie, die beiden waren ein Paar. Plötzlich ist er abgehauen, keiner weiß warum. Seitdem geht es Marie richtig schlecht.
Schluss, sagt Marie eines Tages. Sie will Jo suchen und zurückholen. Wegweiser sollen die Postkarten sein, die er ihr ab und zu auf seinem Weg nach Süden geschickt hat. Can kommt mit. Und Entenarsch, die als einzige ein Auto aber keine Fahrpraxis hat, stellt ihren altersschwachen Polo und sich selbst als Fahrerin zur Verfügung. Das macht sie einerseits wegen Can, andererseits wegen ihres schlechten Gewissens, denn sie ist nicht ganz schuldlos an Jos Verschwinden.
Die Suche nach Jo entwickelt sich zu einem wilden Sommertrip durch brüllende Hitze – ohne Geld, ohne Plan und ohne Klimaanlage und führt zur Erkenntnis, dass man manchmal den Hinterhof verlassen muss, damit das Leben ein Abenteuer werden kann.
Aus dem prallen Leben gegriffen
Die Geschichte ist warmherzig, ungeschönt und mitten aus dem prallen Leben gegriffen. Den direkten Weg zum Herzen nimmt sie vor allem wegen der Sprache. Die ist lustig, poetisch, einfach ganz speziell. Dabei kopiert die Autorin keine Jugendsprache, das könnte sehr schnell peinlich werden, sagt sie. Sie entwickelt aber einen ganz speziellen und eigenen Rhythmus, der diesem Buch eine große Lebendigkeit und Authentizität verleiht.
Dramaturgin Nicole Buhr und Regisseurin Sarah Speiser haben sich in ihrer Bühnenfassung eng an die wunderbaren Dialoge der Romanvorlage gehalten, und wollen deren Tempo und Charme auch mit ihrer Inszenierung einfangen. Die vier Schauspielerinnen und Schauspieler des BOXX-Ensembles spielen 13 verschiedene Figuren. Das Team hofft, dass diese verschiedenen Charaktere ein großes Identifikationspotential für die jungen Zuschauer bieten und dass sie sich mit ihren Fragen darin wiedererkennen: Wer bin ich? Welchen Platz habe ich in der Gruppe? Wer will ich sein? Wo will ich hin?
Sarah Jäger hat in ihren drei bisher erschienen Romanen »Nach vorn, nach Süden«, »Die Nacht so groß wie wir« und »Schnabeltier Deluxe« immer wieder die Umbruchszeit zwischen Jugend und Erwachsenwerden untersucht. Sie sagt: »Ich glaube, dass in dieser Phase Fragen mit einer sehr großen Dringlichkeit gestellt werden, die uns sowieso unser Leben lang begleiten: Wie wir familiär und gesellschaftlich geprägt sind, zu welchen Menschen uns das macht, in welchen Beziehungen wir leben wollen, wie wir die Zukunft gestalten. « Ihre Bücher richten sich aber nicht nur an Jugendliche, sie sind auch für Erwachsene interessant und werden von ihnen gern gelesen.
Sarah Jäger lebt und arbeitet im Ruhrgebiet, zuerst als Call Center Agentin, später dann als freiberufliche Theaterpädagogin. Seit 2016 ist sie Buchhändlerin. Für ihren Roman »Nach vorn, nach Süden« (Rowohlt Rotfuchs) erhielt sie u.a. den »Luchs des Monats« der ZEIT sowie das renommierte Kranichsteiner Jugendliteraturstipendium und stand auf der Shortlist des Literaturpreis Ruhr. Ihr zweiter Roman »Die Nacht so groß wie wir« war für den „Deutschen Jugendliteraturpreis 2022“ nominiert. Im September 2022 erschien ihr dritter Roman »Schnabeltier Deluxe«.