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Wem gehört unser Leben? Wer bestimmt über unseren Tod?

Ferdinand von Schirachs Schauspiel »Gott« kommt auf die Bühne des Großen Hauses

(lifePR) (Heilbronn, )
Richard Gärtner, 71, ein körperlich und geistig gesunder Mann, will seit dem Tod seiner Frau nicht mehr weiterleben. Er verlangt nach einem tödlichen Medikament. Mediziner, Juristen, Pfarrer, Ethiker, Politiker und Teile der Gesellschaft zweifeln, ob Ärzte ihm bei seinem Suizid helfen dürfen. Der Fall landet vor der Ethikkommission, deren fiktive Diskussion Ferdinand von Schirach zum Gegenstand seines Schauspiels »Gott« gemacht hat.
Wie schon in seinem ersten Stück »Terror« stellt der renommierte Autor und Rechtswalt auch in diesem 2020 uraufgeführten Text ein existentielles Thema zur Debatte. Er lässt es auf der Bühne in all seiner Widersprüchlichkeit und Vielfältigkeit diskutieren und Für und Wider mit allen Konsequenzen weiterdenken. Er spiegelt damit einen aktuellen gesellschaftlichen Diskurs, der jeden einzelnen von uns betrifft: Wem gehört unser Leben? Wer entscheidet über unseren Tod? Am Ende sind die Zuschauer als Anwesende in der Debatte des Ethikrates aufgefordert, selbst nach ihren ganz persönlichen Werten zu entscheiden: Soll Richard Gärtner das tödliche Medikament bekommen? Oder nicht? Mit der Inszenierung »Gott«, die am 25. Februar 2023 im Großen Haus Premiere hat, stellt sich Regisseurin Petra Luisa Meyer erstmals dem Heilbronner Publikum vor. Für die Bühne ist Stefan Brandmayr verantwortlich, das Kostümbild hat Cornelia Kraske entworfen. Stefan Eichberg spielt Richard Gärtner.

Zum Inhalt
Richard Gärtner, 71 Jahre alt, hat nach dem Tod seiner Frau jeglichen Lebensmut verloren. Er möchte sterben und hat beim Bundesinstitut für Arzneimittel eine tödliche Dosis Natrium-Pentobarbital beantragt, ein Mittel, das in anderen Ländern von Sterbehilfeorganisationen eingesetzt wird. Gärtner ist weder unheilbar krank, noch leidet er an körperlichen Schmerzen. Das Bundesinstitut lehnt die Herausgabe des Medikaments ab. Daraufhin bittet Richard Gärtner seine Hausärztin um Beihilfe zum Suizid. Diese möchte ihm nicht helfen.
Nun wird die Angelegenheit in einer öffentlichen Sitzung des Ethikrates verhandelt, denn sie weist weit über die persönliche Geschichte von Richard Gärtner hinaus. Ein Mensch möchte nicht mehr weiterleben und bittet um ärztliche Hilfe. Das 2020 erlassene Grundsatzurteil des Bundesverfassungsgerichtes garantiert das Recht des Menschen auf eine freie Entscheidung über sein Leben oder Sterben. Die rechtliche Frage, ob ein Arzt bei einem Suizid helfen darf, ist geklärt. Aber das ethische Problem bleibt: Soll ein Arzt einem Menschen dabei helfen, sein Leben zu beenden?
Für Gärtner ist nicht nur sein sinnentleertes Leben nach dem Tod von Elisabeth ausschlaggebend für seinen Todes-Wunsch. Er musste mit ansehen, wie sie die letzten Monate unter großen Schmerzen litt und vergeblich um ein Mittel bat, das ihren Qualen ein Ende setzen würde. »Ich glaube, Elisabeth hätte es gewollt, dass ich das Problem, das sie gequält hat und unter dem ich jetzt leide, öffentlich mache«, erklärt er der Ethikkommission.
Der Ethikrat hat verschiedene Sachverständige zu diesem Disput eingeladen. Diese werden vom langjährigen Mitglied des Ethikrates, der erklärten Sterbehilfegegnerin Keller, und von Gärtners Rechtsanwalt Biegler befragt, der für das Recht seines Mandanten auf selbstbestimmtes Sterben eintritt. Die Verfassungsrichterin Litten leitet den rechtlichen Anspruch Richard Gärtners auf das Medikament her. Die Ärztin Sperling von der Bundesärztekammer schildert das Dilemma der Mediziner, die sich durch den hippokratischen Eid an die Erhaltung des Lebens unter allen Umständen gebunden fühlen. Und Bischof Thiel argumentiert, dass der Mensch nicht nehmen darf, was Gott gegeben hat.
Welche Rolle spielt die historische Last, die Deutschland zu tragen hat? Wie würde sich die Gesellschaft verändern, wenn Menschen, die in schweren Lebensphasen den Todeswunsch haben, ganz einfach aus dem Leben scheiden könnten. Dürfte man einem 30jährigen diese Bitte abschlagen? Wie würde sich der Druck auf Alte und Kranke erhöhen, den Angehörigen nicht mehr zur Last fallen zu wollen? Fragen über Fragen, die auch das Inszenierungsteam und das Schauspielensemble während der gesamten Probenarbeit sehr bewegt haben.

Petra Luisa Meyer (Regie) ist Schauspiel-, und Opernregisseurin sowie Schauspielerin. Neben einem Studium der Germanistik und Kunstgeschichte absolvierte sie eine Schauspielausbildung in Köln und Berlin. Anschließend arbeitete sie als Schauspielerin an den Städtischen Bühnen Osnabrück, an der Volksoper Wien sowie dem Theater Bonn. Seit 2000 ist Petra Luisa Meyer als Regisseurin tätig, u. a. am Staatstheater Nürnberg, am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Staatstheater Braunschweig, den Theatern in Würzburg, Münster und Krefeld. Von 2006 bis 2009 war sie als leitende Hausregisseurin am Hans Otto Theater in Potsdam engagiert. Ihr Debüt als Opernregisseurin gab sie 2008 am Staatstheater Meiningen mit Donizettis » L'elisir d'amore«. Es folgte u. a. Johann Strauss‘ Operette »Die Fledermaus« an der Oper Köln. Darüber hinaus hatte sie Lehraufträge am Max Reinhardt Seminar, am Mozarteum in Salzburg sowie an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Ferdinand von Schirachs »Gott« ist Petra Luisa Meyers erste Regiearbeit am Theater Heilbronn.

Premiere am 25. Februar 2023, 19.30 Uhr, Großes Haus des Theaters Heilbronn
Gott
Schauspiel von Ferdinand von Schirach

Regie: Petra Luisa Meyer
Bühne: Stefan Brandtmayr
Kostüme: Cornelia Kraske
Dramaturgie: Katrin Aissen

Vorsitzender des Ethikrates: Oliver Firit
Richard Gärtner: Stefan Eichberg
Augenärztin Brandt: Judith Lilly Raab
Rechtsanwalt Biegler: Luca Rosendahl
Mitglied des Ethikrates Keller: Regina Speiseder
Rechtssachverständige Litten: Sabine Unger
Medizinische Sachverständige Sperling: Romy Klötzel
Theologischer Sachverständiger Thiel: Nils Brück

Die nächsten Vorstellungstermine: 5. März, 9. März, 21. März, 29. März – jeweils um 19.30 Uhr
weitere Termine unter www.theater-heilbronn.de

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