Das Stück führt in eine Kleinstadt im Wirtschaftswunder-Deutschland. Sie ist fest in den Händen einer Handvoll Unternehmer, die mit ihren Geschäften richtig viel Geld verdienen. Allen voran Bauunternehmer Schuckert (Tobias D. Weber), dem durch seine Bauspekulationen die halbe Stadt gehört. Auch der Nachtclub, oder sollte man lieber sagen: das Bordell, in dem die "Sängerin" Lola (Susan Ihlenfeld), Schuckerts Geliebte, den Männern den Kopf verdreht. In diesem Etablissement wird die Politik gemacht - und das große Geschäft.
Eines Tages bekommt die Stadt einen neuen Baudezernenten, Herrn von Bohm (Stefan Eichberg) - einen Mann, korrekt vom Scheitel bis zur Sohle. Schuckert und Bürgermeister Völker (Rolf-Rudolf Lütgens) fürchten, dass er ihre einträglichen Arrangements stören könnte. Von Bohm verliebt sich in Lola, ohne zu ahnen, wer sie ist, und sie sich auch in ihn. Als die Wahrheit ans Licht kommt, beschließt er er wütend, den Sumpf aus Korruption und Gewinnsucht trockenzulegen. Doch die Sehnsucht nach Lola wird ihm zum Verhängnis...
Fassbinder selbst erklärt seine Versuchsanordnung: "Es gibt da einen Bauunternehmer, der will verdienen - das ist sein gutes Recht. Es gibt da ein Mädchen, das möchte nicht nur bezahlt werden, sondern auch zu den Kapitalisten gehören. Und es gibt dazu einen Baudezernenten, der von seiner moralischen Haltung her das simple kapitalistische Prinzip ablehnt, dem aber klar wird, dass der Aufbau dieses Landes ohne dieses Prinzip nicht möglich ist."
"Lola" bildet zusammen mit "Die Ehe der Maria Braun" (1978/79) und "Die Sehnsucht der Veronika Voss" (1981/82) die so genannte "BRD-Trilogie". Fassbinder hatte vor, eine "Gesamtgeschichte der Bundesrepublik Deutschland" bis in die - damalige - Gegenwart zu drehen. Doch durch seinen Tod 1982 konnte er das Projekt nicht weiter verwirklichen. "Lola" ist Fassbinders Version der Wirtschaftswunderzeit der 50er Jahre, angesiedelt in einer süddeutschen Kleinstadt. Ihn interessierte an der Adenauer-Zeit, deren Wahlparole lautetet: "Keine Experimente", aber nicht das historische Kolorit, sondern das, was bis in die Gegenwart hinein weiterwirkt: die Machtverflechtung aus Wirtschaft und Politik, Profit als Maßstab des Handelns, und die allgemeine Anpassung an ein "Eine-Hand-wäscht-dieandere"- System. In Lola beschrieb er die Welt als einen Puff, in dem alles und alle käuflich sind.
Nach "Angst essen Seele auf" bringt das Theater Heilbronn zum zweiten Mal einen Fassbinder-Film auf die Bühne - diesmal mit Live-Musik und Gesang, Chansons und Schlagern von den 30er bis in die 50er Jahre ("Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" oder "Capri-Fischer")
Zum ersten Mal in Heilbronn: Marie -Luise Strandt (Ausstatterin)
Ihre Theaterarbeit begann - nach einem Modestudium an der Hochschule der Künste in Ostberlin - als Theatermalerin an der Deutschen Staatsoper, wo sie von Ruth Berghaus engagiert wurde. Ihr Debüt als Opernausstatterin hatte sie 1978 an der Berliner Staatsoper mit Mozarts »La clemenza di Tito«. Bei dieser Produktion begann ihre bis zu deren Tod 1996 andauernde Zusammenarbeit mit Ruth Berghaus, aus der neben Theaterarbeiten u.a. ein Mozart-Zyklus an der Staatsoper Berlin, »Fierrabras« (Schubert) an der Staatsoper Wien, »Tristan und Isolde« (Wagner) in Berlin und Bologna sowie »Don Carlo« (Verdi) in Basel hervorgingen. Weitere Arbeiten führte das Team Berghaus/Strandt nach Paris und London. Sie arbeitet auch mit den Regisseuren Arila Siegert, Martin Schüler und Vera Nemirova zusammen. In jüngerer Zeit entwarf sie Kostüme für »Der Freischütz« (Weber) und »Eugen Onegin« (Tschaikowsky) in Chemnitz, die deutsche Erstaufführung von Vinko Globokars »L'armonia drammatica« in Bielefeld, Puccinis »La Bohème« und Bergs »Wozzeck« am Aalto-Theater Essen, Verdis »Rigoletto« in Luzern und Mozarts »Die Zauberflöte« in Osnabrück, »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« und »La Traviata« in Stuttgart . Neben ihrer Theaterarbeit ist sie durch Lehraufträge im Fach Mode und Bühne in Berlin, Dresden und Zürich verpflichtet. In Heilbronn ist sie für die Ausstattung des Schauspiels »Lola« verantwortlich.