Christoph Willibald Glucks Oper "Orpheus und Eurydike" war in ihrer Entstehungszeit revolutionär. Mit einer einfachen Handlung bringt sie dem Zuschauer tiefe Gefühle entgegen. Im Mittelpunkt steht die Sage vom Sänger Orpheus und seiner Liebe zu seiner Gattin Eurydike. Orpheus war im antiken Griechenland sehr beliebt. Seine Musik verbindet die beiden Pole der griechischen Kultur: das Theoretisch-Intellektuelle mit dem unbedingten Lebens- und Machtwillen. Berühmt wurde Orpheus, da er der Sage nach den Tod besiegt: Als seine geliebte Gattin Eurydike stirbt, erlauben die Götter ihm, in die Unterwelt einzutreten und Eurydike ins Leben zurückzuholen. Die Musik, die aus seiner tiefen Liebe entspringt, ermöglicht Orpheus das eigentlich Unmögliche. Allerdings gibt es eine schwere Prüfung für den Liebenden: Auf dem Weg darf er seine Eurydike nicht anblicken. Schaut er sie nicht an, wird sie an seiner Liebe zweifeln. Schaut er sie an, wird sie unwiederbringlich tot sein!
Die Partie des Orpheus ist eine so genannte "Hosenrolle", d.h., sie wird mit einer Frau besetzt. In der neuen Inszenierung in der Blasiikirche (Regie: Kerstin Weiß) wird Orpheus von Anja Daniela Wagner verkörpert. Die Sängerin ist mit dem Orpheus-Mythos bereits seit ihrer Kindheit vertraut: "Orpheus' bedingungslose Liebe, für die er keiner Gefahr aus dem Weg geht, hat schon für Kinder und Jugendliche etwas Faszinierendes."
Dass sie eine Hosenrolle gestaltet, ist für Anja Daniela Wagner nichts Neues mehr. Es macht ihr riesigen Spaß, ins andere Geschlecht zu schlüpfen, solange sie sich als Persönlichkeit nicht aufgeben muss. Für die Partie des Orpheus ist sie besonders gern ein Mann und das nicht, weil der Sänger im selben Beruf wie sie tätig ist. Die Figur berührt sie, weil sie das tiefe Empfinden anspricht. Orpheus' Geschichte ist zeitlos, immer aktuell und tut immer wieder weh.
Lange hat die Künstlerin warten müssen, dass sie den Orpheus auf der Bühne verkörpern darf. Am 6. Juni ist es zum ersten Mal soweit. "Endlich", wie sie sagt und dabei einige Ausrufezeichen mitschwingen lässt! Anja Daniela Wagner freut sich auf die Musik, die durch ihre - im positiven Sinne - Schlichtheit besticht. "Sie berührt mich mit ihrer Klangwelt in tiefster Seele, da sie auf Manierismen verzichtet und sie auch nicht benötigt. Sie geht ohne Umwege ins Herz.", beschreibt die Sängerin.
Drei Gesangssolisten - neben Anja Daniela Wagner auch Brigitte Roth als Eurydike und Sandra Schütt als Amor -, außerdem die Nordhäuser Kantorei, die von Eckard Bürger einstudiert wird, und das Loh-Orchester Sondershausen werden die Musik zum Klingen bringen. Die musikalische Leitung hat Pit Uhden, erster Kapellmeister der Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH.
Bereits am Sonntag, 25. Mai, findet um 11 Uhr im Foyer des Theaters Nordhausen eine Matinee zur Einführung in die Oper statt. Regisseurin Kerstin Weiß, Ballettdirektorin Jutta Wörne und Pit Uhden stellen die Inszenierung vor. Und natürlich wird auch Anja Daniela Wagner zu Gast sein und mit Ausschnitten aus der Oper auf die Premiere einstimmen.