Die fünfköpfige Jury, die aus den Kulturjournalisten Ulrike Gondorf und Stefan Keim, dem Autor Wolfram Lotz, dem Regisseur Gustav Rueb und der Essener Chefdramaturgin und stellvertretenden Schauspielintendantin Vera Ring bestand, begründete ihre Entscheidung wir folgt: "Henriette Dushe nimmt uns mit auf eine packende Reise durch die Zeit und in das Innenleben ihrer Figuren. Besonders fasziniert hat uns die musikalische Struktur der Sprache dieses 'Bühnentextes für fünf Frauen' - eine wahre Wortpartitur."
Im Stück geht es um die Ausreise einer Familie von der DDR in die Bundesrepublik. Am Anfang ist alles geprägt vom Aufbruchswillen des Vaters. Für sich und die Seinen erträumt er ein anderes besseres Leben, akribisch fertigt er Listen des umzuziehenden Hab und Guts an, räumt stumme Zweifel aus dem Weg und macht die Kinder stark gegen die Schikanen der Staatsgetreuen. Eine Zugfahrt ohne Rückfahrschein aus der DDR, aus "Dunkeldeutschland" in die bunte BRD steht bevor. Die Mutter und ihre vier Töchter erinnern sich, ihre Sätze türmen sie um sich wie gestapeltes Gepäck, das immer neu sortiert, trotzdem immer gleich schwer wiegt. Sie erinnern den Mann in Grau, das "Scheiß-Gärtchen" des Großvaters, die Waschbecken-nische im Klassenzimmer für Störenfriede, die Brechanfälle der Einen, den taubengrauen Bahnhof und die traumatische Fahrt ins gelobte Land, schlussendlich die ernüchternde Ankunft im niedersächsischen Provinzstädtchen. Eine Ankunft, die dem, der sie am meisten wünschte, nie gelingen wird: Zum Leidwesen der anderen tritt der Vater fortan die Flucht in sein Inneres an. Zurück bleibt eine melancholische Schicksalsgemeinschaft.
Henriette Dushe wurde in Halle/Saale geboren. Nach langjähriger Tätigkeit als Erzieherin und Theaterpädagogin folgte 2001 bis 2006 das Studium der Kulturarbeit in Potsdam (Diplom im Fachbereich Angewandte Ästhetik). Von 2011 bis 2013 studierte sie Szenisches Schreiben an der uniT Graz. Von 2002 bis 2011 arbeitete sie als Dramaturgin und Autorin beim freien Autoren- und Schauspielkollektiv unitedOFFproductions (Braunschweig/Berlin). Sie wurde mit zahlreichen Stipendien und Preisen ausgezeichnet, u. a. 2008 mit dem Werkstattstipendium für Literatur der Jürgen-Ponto-Stiftung, 2009 mit dem Retzhofer Dramapreis für "Menschen bei der Arbeit" (UA 2010 am Schauspiel Chemnitz), 2010 mit dem Werkstattstipendium für "Sprachlos die Katastrophen im Bereich der Liebe" am Staatstheater Mainz, 2013 wurde ihr der Jakob-Michael-Reinhold-Lenz-Preis für Dramatik der Stadt Jena für "In einem dichten Birkenwald, Nebel" verliehen sowie der Autorenpreis des Heidelberger Stückemarktes für "Lupus in Fabula". Die Uraufführungs-Inszenierung dieses Stücks eröffnet den Heidelberger Stückemarkt 2014. Henriette Dushe lebt in Berlin.
Den vom Freundeskreis Theater und Philharmonie Essen e.V. ausgelobten Publikumspreis in Höhe von € 1.000 gewann der gebürtige Bochumer Georg Münzel für sein Stück "Hiroshima-platz". Neben der "offiziellen" Jury gab es in diesem Jahr auch wieder die "Young Experts"-Jury: Die Jugendlichen zwischen 13 und 17 Jahren kürten das Stück "Herr Metitsch" von Karin Strauß zu ihrem Sieger.
Zum Auftakt der Autorentage erlebte am Freitag, dem 25. April das letztjährige Siegerstück "Eine Blume als Gegenwehr" von Katja Wachter seine Uraufführung. Regie führte Tilman Gersch.
Die Autorentage "Stück auf!" entstanden in Kooperation mit der Bühnenbildklasse der Kunstakademie Düsseldorf unter der Leitung von Prof. Johannes Schütz und wurden gefördert von der Kulturstiftung Essen, der Stadt Essen, der Sparkasse Essen und dem Freundeskreis Theater und Philharmonie Essen e.V.
Die nächste Auflage von "Stück auf!" findet im Frühjahr 2016 am Schauspiel Essen statt. Interessenten finden die Ausschreibung für den neuen Wettbewerb ab September 2014 unter www.schauspiel-essen.de/...