Neben dem Grillo-Jubiläum gibt es noch einen weiteren runden Geburtstag: Der „Jazz Pott“ wird zum 20. Mal verliehen. Die Auszeichnung, die 1998 vom inzwischen verstorbenen Viktor Seroneit (gest. 2011) und Niklaus Troxler für den „Plakat Kunst Hof Rüttenscheid“ begründet wurde, geht in diesem Jahr an Chris Hopkins. Der Bochumer Altsaxophonist (und Pianist) und die 1997 von ihm gegründeten „Echoes of Swing“ interpretieren historische Stile ganz ohne Nostalgie oder Dixie-Bierseligkeit, sondern haben zu einem modernen, ja „coolen“ Sound gefunden, der Stücke aus den 1920-30er Jahren so zeitgemäß erscheinen lässt wie jüngeres Liedgut, Klassikadaptionen oder Selbstgeschriebenes. In der Besetzung bestehend aus zwei Bläsern, Schlagzeug und Piano interpretiert die kompakte und wendige Formation Titel aus dem riesigen Fundus des swingenden Jazz. Klassiker aus dem „Great American Songbook“ macht sich die Combo mit verblüffenden Arrangements und virtuosen Solobeiträgen zu eigen und ergänzt sie durch ausdrucksstarke Eigenkompositionen. In jüngster Vergangenheit wurde das Ensemble vom US-Magazin Downbeat ausgezeichnet und erhielt u. a. in Paris den Prix de L'Académie du Jazz und den Grand Prix du Disque de Jazz sowie hierzulande den Preis der deutschen Schallplattenkritik. Neben Chris Hopkins komplettieren Trompeter Colin T. Dawson, Pianist Bernd Lhotzky und Schlagzeuger Oliver Mewes das Quartett. Das „Jazz Pott“-Konzert mit Preisverleihung findet am 30. September 2017 ab 20 Uhr im Grillo-Theater statt.
Mit dem norwegischen Gitarristen Eivind Aarset kommt am 29. Oktober 2017 ein Musiker ins Grillo-Theater, dessen Wurzeln nicht im Jazz, sondern bei Jimi Hendrix zu finden sind: Seine Laufbahn begann Aarset mit Heavy Metal. Hört man allerdings seine heutige Musik, dann wird schnell klar, dass es Kollegen wie Nils Petter Molvær, Ketil Bjørnstad und Bugge Wesseltoft sind, die seinen unverwechselbaren Sound prägen. In der eigenen Band – aktuelles Album: „I.E.“ – bringt Aarset Ambient und Post-Rock, Drum’n’Bass und Noise Music mit Soundtrack- und Electronica-Elementen zusammen. Wobei ihm mit Audun Erlien (E-Bass), Wetle Holte (Schlagzeug) und Erland Dahlen (Schlagzeug, Percussion) drei Musiker zur Seite stehen, die sich längst selbst als kreative Grenzgänger einen Namen gemacht haben.
Kurz vor Silvester setzt Programm-Chef Klostermann dann die Tradition der besonderen Jahreswechsel-„Jazz in Essen“-Konzerte fort. Nachdem Meret Becker und Jasmin Tabatabai hier schon ihren Sinn für die verschiedenen Spielarten des Jazz eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben, kommt am 28. Dezember 2017 der Schauspieler und Grimme-Preisträger August Zirner („Die Fälscher“) auf die Grillo-Bühne. Er präsentiert zusammen mit dem „Spardosen-Terzett“, einem Essener Trio bestehend aus Rainer Lipski (Piano), Kai Struwe (Kontrabass) und Mickey Neher (Schlaginstrumente), das musikalisch-literarische Programm „Diagnose: Jazz“. Gemeinsam spüren Zirner und die „größte kleine Kapelle der Republik“, wie Thomas Quasthoff einmal das Spardosen-Terzett bezeichnet hat, den Jazz-Legenden Thelonious Monk, Charles Mingus und Rahsaan Roland Kirk nach. August Zirner wird sowohl Texte rezitieren, als auch an der Querflöte zu erleben sein.
Weiter geht es am 18. Februar 2018 mit Enrico Rava, der eine Vaterfigur des Jazz in Italien und laut Süddeutscher Zeitung „immer noch einer der großartigsten Jazztrompeter der Welt“ ist. Viele jüngere Musiker, nicht zuletzt Stefano Bollani, gingen aus seinen Bands hervor. Auch sein „Wild Dance“ Quartet besteht aus jungen Talenten, unter denen aber seit Langem mal wieder ein Gitarrist statt eines Pianisten für die harmonische Ausgestaltung sorgt. Das Programm, das Rava gemeinsam mit Francesco Diodato (Gitarre), Gabriele Evangelista (Bass) und Enrico Morello (Schlagzeug) präsentiert, deckt ein breites Spektrum an Stimmungen ab, von grüblerischen Balladen bis zu hitzigen Uptempo-Nummern.
Besagter Stefano Bollani setzt dann am 22. April 2018 den fulminanten Schlusspunkt der Saison. Mit seiner unnachahmlichen Kombination von Musikalität und Humor machte Bollani bereits bei seinem Mentor Enrico Rava von sich reden und wurde nach der Jahrtausendwende zum Tastenaufsteiger im Italo-Jazz. Er ist ein umwerfender Performer, der schon brasilianische und skandinavische Songs, Standards und Zappa-Musik gespielt hat und der sich auch nicht für kleine Clownerien zu schade ist. Bei seinem „Jazz in Essen“-Konzert präsentiert Bollani gemeinsam mit Daniele Sepe (Tenorsaxofon), Nico Gori (Klarinette) und Bernardo Guerra (Schlagzeug) einen ebenso spritzig-witzigen wie virtuosen „Napoli Trip“. Die Besucher dürfen sich auf ein musikalisch-neapolitanisches Fresko mit Klassikern diverser Epochen und eigenen Stücken freuen, bei dem natürlich auch ein Gassenhauer wie „O sole mio“ nicht fehlen darf.
Die Reihe „Jazz in Essen“ wird realisiert in Kooperation mit dem Kulturbüro der Stadt Essen und gefördert von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung.
Eintritt jeweils € 22,00.
Der Kartenvorverkauf für alle „Jazz in Essen“-Konzerte sowie das „Jazz-Wahl-Abo“ der kommenden Saison beginnt am 17. Juni 2017: TicketCenter, Tel.: 0201/81 22-200, oder tickets@theater-essen.de sowie online über www.schauspiel-essen.de
Links zu den jeweiligen Konzertseiten auf unserer Homepage:
http://www.schauspiel-essen.de/vorschau/jazz-pott-2017-an-chris-hopkins-echoes-of-swing.htm
http://www.schauspiel-essen.de/vorschau/eivind-aarset-ie.htm
http://www.schauspiel-essen.de/vorschau/august-zirner-das-spardosen-terzett-diagnose-jazz.htm
http://www.schauspiel-essen.de/vorschau/enrico-rava-wild-dance-quartet.htm
http://www.schauspiel-essen.de/vorschau/stefano-bollani-napoli-trip.htm