Das Thema "Glaube" wird im Mittelpunkt der vierten Ausgabe des Essener Autorenwettstreits stehen. Ohne den Glauben an eine höhere Instanz, ein göttliches Wesen, ans Schicksal oder wenigstens an die Liebe, einfach an irgendetwas, was dem Dasein einen übergeordneten Sinn verleiht, steht der Mensch ziemlich verlassen da. Der Philosoph Byung-Chul Han spricht von einem "modernen Glaubensverlust", der unsere Gesellschaft erfasst hat. Völlig dem Diesseits verhaftet, gibt es für den heutigen Menschen kein Entkommen vor der eigenen Sterblichkeit, keine Rettung im Jenseits. Während nur hartgesottene Atheisten und Zyniker dieser Aussicht gelassen ins Auge blicken, befindet sich der Rest der Menschheit verzweifelt auf der Suche nach dem Sinn. Fortschritt und Konsum sind die modernen Götter, Spiritualität, Sekten und neue Glaubensgemeinschaften geben Halt. Und natürlich spielt auch Religion eine Rolle. Die großen Weltreligionen wirken nach wie vor - Glaubenskriegen, Kirchenaustritten und Skandalen zum Trotz - sinnstiftend. So sinnstiftend bisweilen, dass mangelnder Respekt vor religiösen Gefühlen als Provokation empfunden wird. So sinnstiftend, dass der Glaube dafür herhalten muss, Verfolgung, Ausgrenzung und Mord zu rechtfertigen: Einer muss dran glauben!
Nach einer Vorauswahl der eingereichten Stücke durch die Essener Dramaturgie findet am Samstag, dem 5. März 2016 die Endausscheidung statt: Im Anschluss an den "Stück auf!"-Marathon, bei dem Auszüge aus den Texten in szenischen Lesungen präsentiert werden, wählt eine Fachjury das Sieger-Stück aus, das in der Spielzeit 2016/2017 am Schauspiel Essen uraufgeführt wird. Außerdem erhält der Gewinner dieses von der Kulturstiftung Essen geförderten Wettbewerbs den von der Sparkasse Essen gestifteten Autorenpreis der Stadt Essen in Höhe von € 5.000.