In besagtem Video sitzt ein Blinder bei regnerischem Wetter in der Fußgängerzone und bittet mit einem Schild ‚Ich bin blind, bitte helfen Sie’ um Spenden. Das Geschäft läuft schlecht, denn die meisten Leute gehen vorbei ohne etwas in seine Blechdose zu werfen. Das fällt einer Frau auf, die stehenbleibt, etwas auf die Rückseite seines Schilds schreibt und wieder geht. Es dauerte nicht lange und Passanten werfen vermehrt Geldstücke in die Blechdose. Was hatte die Frau geschrieben? Inhaltlich dasselbe – jedoch mit anderen Worten: ‚Es ist ein wunderschöner Tag und ich kann ihn nicht sehen.’
„Ich zeige diesen kurzen Clip gerne als Einführung in eine Diskussion, um den Unterschied herauszustellen, den eine weise Wortwahl in jeglicher zwischenmenschlichen Interaktion ausmachen kann“, so Thomas Gelmi, der durchaus emotionale Reaktionen der Menschen erlebt. „Die meisten sind sichtbar berührt, wenn sie den Clip sehen.“
Und das erklärt Gelmi so: Die Aussage – ich bin blind, bitte helfen Sie – ist eine recht rationale Aussage. Wer das als Passant liest, denk wahrscheinlich eher darüber nach, ob das auch der Wahrheit entspricht oder möchte sich nicht zusätzlich zu eigenen Problemen mit denen eines anderen auseinandersetzen. Die Aussage ‚Es ist ein wunderschöner Tag und ich kann ihn nicht sehen’ erzeugt eine völlig andere Wirkung auf die Menschen, denn hier werden Emotionen erzeugt. „Diese Aussage weckt die Bewusstheit, dass man selbst diesen Tag sehen und wahrnehmen kann, was dem blinden Mann vergönnt ist“, erklärt Gelmi. „So sind wir zum einen dankbar und zum anderen empfinden wir Mitgefühl. Mit rationalen Aussagen gelingt das nicht.“
Der Mensch trifft die meisten seiner Entscheidungen unbewusst und auf Basis von Emotionen. Erst im zweiten Schritt werden diese mit rationalen Argumenten begründet und gerechtfertigt. Was bedeutet nun das, was sich die Werbung schon lange zunutze macht, für die tägliche Interaktion von Mensch zu Mensch?
„Jede geschäftliche Interaktion würde von einer weiseren Wortwahl profitieren“, weiß der Experte für zwischenmenschliche Kompetenz Thomas Gelmi und ergänzt: „Das gilt für Mitarbeiterführung oder in der Zusammenarbeit genauso wie im Verkauf oder im Kundendienst. Und natürlich würde auch jeder private Kontakt außerhalb der Geschäftswelt davon profitieren.“
Mehr Informationen zu Thomas Gelmi und InterPersonal Competence unter: www.gelmi-consulting.com