Da die geschlechtsspezifische Datenlage zum Auftreten von Lungenembolien und tiefen Beinvenenthrombosen, einer häufigen Ursache von Lungenembolien, bislang recht uneinheitlich war, bediente sich Prof. Kröger der vollständigsten aller möglichen Quellen: der DRG-Daten, die seit 2005 bei Einlieferung ins Krankenhaus als Diagnose zwingend erhoben, einheitlich kodiert und an das Statistische Bundesamt weitergegeben werden.
Die Ergebnisse fielen unerwartet, aber eindeutig aus: Ab dem Alter von 12 bis 13 Jahren stieg die Lungenembolie- und Thromboserate bei Frauen im Auswertungszeitraum deutlich an, während sie bei Männern einen gleichmäßigen, leicht ansteigenden Verlauf nahm. Besonders groß war der Unterschied in der Altersgruppe der 16- bis 17-Jährigen. Hier waren Mädchen 3- bis 5-Mal häufiger betroffen. Bis zum Alter von 32 bis 33 Jahren nivellierte sich der Unterschied allmählich wieder. Der absolute Unterschied zwischen den 10- bis 40-jährigen Frauen und Männern betrug in den Jahren 2005 bis 2007 maximal 318 bis 463 Fälle für Lungenembolie bzw. 445 bis 606 Fälle für die tiefe Beinvenenthrombose.
"Wenn wir davon ausgehen, dass praktisch jede symptomatische Lungenembolie stationär behandelt und damit durch das DRG-System erfasst wird, und berücksichtigen, dass eine Lungenembolie bei jungen Menschen selten vorkommt, aber häufig lebensbedrohlich ist, müssen uns diese Ergebnisse zu denken geben", so Dr. Christian Moerchel, der als niedergelassener Internist und Vorsitzender der Thrombose-Initiative e.V. mit an der Untersuchung beteiligt war. Beide in der Thrombose-Initiative engagierten Ärzte haben ein besonderes Interesse daran, die Umstände zu identifizieren, die zur Entwicklung einer venösen thromboembolischen Erkrankung beitragen - damit Menschen mit Risikofaktoren diesen entgegenwirken können. Bei jungen Frauen sind Schwangerschaften und die Einnahme der Pille als besondere Risikofaktoren anzusehen. Prof. Kröger: "Schwangerschaften können aber nur etwa ein Fünftel des absoluten Unterschiedes bei der Lungenembolie erklären. Die Einnahme der Pille wird in den DRG-Daten leider nicht dokumentiert. Indirekte Hinweise lassen jedoch auf einen gewissen Einfluss der Pille schließen."
Die von der Thrombose-Initiative e.V. vorgelegte Analyse könnte sich als Überwachungstool für die Entwicklung von venösen Thromboembolien in Deutschland eignen. Sollten neuere Pillepräparate wirklich mehr Thromboembolien verursachen, müsste sich dies in den Zahlen widerspiegeln.
Wer mehr über Thromboserisiken wissen möchte, kann bei der Thrombose-Initiative e.V. unter info@thrombose-initiative.de oder Telefon 06048/3895 eine kostenlose Informationsbroschüre anfordern.