Anlässlich der vom 12. bis zum 14. November 2012 in der Gedenkstätte Buchenwald stattfindenden Fachtagung "Als Nazi geboren und für die Demokratie verloren?!" Grenzen und Chancen zum nachhaltigen Ausstieg aus Hassideologien und Gewaltkontexten betonte Thüringens Justizminister Dr. Holger Poppenhäger: "Gerade die Ergebnisse der jüngsten Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung zeigen, wie wichtig es ist, sich mit den Themen Rechtsextremismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auseinanderzusetzen. Ich danke deshalb allen Partnern die auch in diesem Jahr wieder in der Gedenkstätte Buchenwald die Fachtagung für Praktikerinnen und Praktiker aus den Bereichen Justiz, Polizei, Schule und Jugendhilfe realisiert haben."
Zum diesjährigen Tagungsthema führte Rikola-Gunnar Lüttgenau, Stellvertretender Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, aus: "Auch wenn der nun offenbar werdende einseitige Blick, mit dem die Sicherheitsbehörden bis 2011 die Ermittlungen führten, nachhaltig befremdet und seitdem zu Recht im Fokus der Aufmerksamkeit steht, so ist der Kampf gegen den gewalttätigen Rassismus doch keineswegs nur eine Aufgabe von Polizei und Justiz. Menschenverachtende Einstellungen, wie sie die Mitglieder des späteren NSU auch bei ihrem Besuch in der Gedenkstätte Buchenwald 1996 zeigten, wurden in den 1990er Jahren häufig als Jugendsünden bagatellisiert, die sich auswachsen würden. Staatliche Stellen, Kommunen, Medien, Lehrer und Eltern müssen sich jedoch gemeinsam fragen, in welcher Verantwortung sie stehen, diese Einstellungen - und damit auch die aus ihnen erwachsenen rassistischen Verbrechen - zu verhindern."
Nach Einschätzung von Dr. Andreas Jantowski, Direktor des Thüringer Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (Thillm) sind "Schule und schulisches Umfeld längst Bestandteil des intensiven Handlungsfeldes der rechtsextremen Szene beim Ausbau einer nationalsozialistischen Jugendbewegung und Jugendkultur. Pädagoginnen und Pädagogen können der Mixtur aus einseitiger Überhöhung des Zugehörigkeitsgefühls bei gleichzeitiger Abwertung anderer Gruppen, die bis in die Mitte der Gesellschaft reicht, nur in Zusammenarbeit mit anderen
Institutionen und zivilgesellschaftlichem Engagement begegnen. Grundsätzlich geht es immer darum, Heranwachsenden auf Augenhöhe zu begegnen und ihnen Freiräume zu bieten, aber auch konsequent Grenzen aufzuzeigen und diese durchzusetzen."
Für die Fachtagung in der Gedenkstätte Buchenwald konnten auch in diesem Jahr wieder ausgewiesene Experten gewonnen werden. So beleuchtete Professor Dr. Hajo Funke in seinem Einführungsvortrag den breit angelegten Ursachenkomplex von Rechtsextremismus und Gewalt und zeigte gesellschaftliche Gegenstrategien auf. Auf Basis der Studie von Claudia Hempel, Journalistin und Buchautorin, über rechtsextreme Kinder und die betroffenen Mütter, diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung über Interventionsmöglichkeiten und -grenzen aus ihrer jeweiligen institutionellen Sicht.
An der Fachtagung "Als Nazi geboren und für die Demokratie verloren?!" Grenzen und Chancen zum nachhaltigen Ausstieg aus Hassideologien und Gewaltkontexten vom 12. bis zum 14. November 2012 in der Gedenkstätte Buchenwald nehmen 50 Praktikerinnen und Praktiker aus den Bereichen Justiz, Polizei, Schule und Jugendhilfe teil. Anknüpfend an die erfolgreichen Kooperationen in den vergangenen Jahren wird sie wieder gemeinsam vom Justizministerium Thüringen und der Gedenkstätte Buchenwald in Kooperation mit der Stiftung "Dr. Georg Haar" Weimar, Drudel 11 e.V. Jena, dem Bildungszentrum der Thüringer Polizei Meiningen und dem Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (Thillm) Bad Berka realisiert.