Der Besuch fand bereits zum zweiten Mal im Rahmen eines Austauschprogramms des Japanisch-Deutsche Zentrum Berlin (JDZB)statt, dass dieses zusammen mit weiteren Kooperationspartnern im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSF) jährlich als zweiwöchige bilaterale Fachprogramme durchführt. Eines dieser Programme ermöglicht es ca. 20 jungen Berufstätigen wechselseitig die Lebens- und Arbeitswelt des jeweiligen Gastlandes branchenspezifisch kennenzulernen.
Fünf japanische Teilnehmende nutzten die Möglichkeit, um sich über das Veranstaltungs-, Unterstützungs-, und Materialangebot zum weiteren Ausbau der Profession des pädagogischen Personals zu informieren.
Die Mitarbeiterin des International Center der Seisen University Tokyo, Frau Yuka Sakata und Herr Tomoya Sodebayashi von der Iwate University interessierten sich besonders für die dreiphasige Lehrerausbildung in Thüringen, weil sie an ihrer Universität im pädagogischen Bereich der Hochschulverwaltung arbeiten.
Zwei weitere Teilnehmer, Herr Tokukura Yasuyuki und Herr Kakoto Kabayashi, arbeiten selbst als Fortbildner in Japan und interessierten sich daher besonders für Fragen der Fortbildungsorganisation.
So fand die konsequent nachfrageorientierte Gestaltung der Fortbildung von Lehrkräften in den ersten zwei Berufsjahren nach der Lehramtsausbildung durch ein Angebot von frei wählbaren Modulen zur Unterstützung der Schulpraxis großen Anklang bei den japanischen Gästen.
Die Zusammenarbeit mit den kommunalen Bildungsträgern war für Frau Manami Kume von besonderer Bedeutung, die in der Öffentlichkeitsabteilung der Stadt Fujieda in ihrem Heimatland tätig ist. Der stellvertretende Direktor des Thillm, Martin Seelig, beschrieb dazu als Beispiel das Entwicklungsprojekt "Neues Lernen in Kommunen" (nelecom).
Für alle Teilnehmenden gleichermaßen wichtig war die Frage nach der Gestaltung schulischer Übergänge in Thüringen. Besonders das Modell der altersgemischten Schuleingangsphase und die Ausgestaltung der individuellen Abschlussphase an Regelschulen und Gemeinschaftsschulen wurden diskutiert.
Herr Seelig erläuterte, wie das Thillm durch Fortbildungen die weitere Individualisierung von Lernprozessen unterstützt und zusammen mit Bildungspartnern Netzwerke schafft, die Pädagog_innen dabei helfen in der Schule und in der außerschulischen Bildungsarbeit entsprechend ausdifferenzierte Lernangebote bereitzustellen. Auch die japanischen Gäste berichteten wie Schüler_innen in ihrer Heimat Aufgaben mit verschiedenen Lösungsansätzen bearbeiten und eigenständig nach Alternativen suchen.
Bei allen Unterschieden in den Bildungssystemen waren sich alle Teilnehmenden aus Thüringen und Japan einig, dass es wichtig ist, die Anforderungen an individuelle Lernvoraussetzungen zu knüpfen und diese schrittweise zu steigern.