Trotz Hungersnot und des „Kartoffelbefehls“ eines Königs, Friedrichs des Großen, dauerte es lange, bis die Menschen überzeugt waren, dass die Kartoffel ihnen nicht schadet sondern einen bedeutsamen Beitrag zur Ernährung und zur Verhinderung von Hungersnöten leistet.
Das ist nur ein Beispiel, an dem schon in einem sehr frühen Kindesalter das Bewusstsein dafür geweckt werden kann, warum der Abbau von Vorurteilen und Berührungsängsten für uns alle besser ist.
Das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (ThILLM) startet in dieser Woche in Bad Berka zusammen mit dem Projekt "Perspektivwechsel Plus" der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) ein siebenteiliges Trainingsprogramm. „Es will Fachberater_innen sowie Mitarbeiter_innen in Thüringer Kindertageseinrichtungen darin unterstützen, den Herausforderungen von Vielfalt und kultureller Verschiedenheit vorurteilsbewusst und pädagogisch wirksam zu begegnen.“, sagt Katrin Zwolinski, die zuständige Referentin im ThILLM. Dabei geht es zunächst darum, eigene Grundhaltungen zu befragen und sich mit einschlägigen pädagogischen Ansätzen im Bereich vielfaltsorientierter Bildung und Erziehung zu befassen. „Hierfür arbeitet das Trainingsprogramm mit dem Anti-Bias-Ansatz, der im Rahmen der frühen Bildung und Vielfaltpädagogik seit Jahren eingesetzt wird. Dazu gehört nicht nur die Arbeit an eigenen Einstellungen, sondern auch die Veränderung von eingespielten Denk- und Arbeitskulturen.“ führt Marina Chernivsky, die Programmleiterin der ZWST, dazu aus. „So wird es noch besser möglich, die Kinder auf der Suche nach eigenen Wegen zu begleiten und ihr Vertrauen in eine Gemeinschaft aus gegenseitiger Achtung und Toleranz wachsen zu lassen. Das ist auch ein wesentlicher Aspekt des Thüringer Bildungsplans.“, so Chernivsky weiter.
Die Wege, die dazu führen, in gegenseitiger Wertschätzung wie ein Weltbürger zu denken sind konfliktreich, nicht nur für die Kinder. Auch die Erziehungsberechtigten erfahren dabei nicht selten ganz konkret, dass der Umgang mit Vielfalt auch Zumutung bedeuten kann. Zumutung insbesondere dann, wenn sie sich ihren mehr oder weniger tiefen Vergangenheitsspuren aus Traditionen, Religion und kulturellen Werten verpflichtet fühlen und im Vertrauen auf deren verlässliche Richtigkeit auch die nächste Generation zu prägen versuchen. Damit umzugehen, ist ebenfalls eine Zielsetzung dieses Trainingsprogramms, das die klassische Fortbildung mit gruppendynamischem Coaching und Fachberatung verbindet.