In diesem Jahr wählte die Jury einen Thüringer Beitrag als Preisträger. Die Fachlehrerin für Russisch am Osterlandgymnasium Gera, Elke Kolodzy, führt seit 2011 monatlich Videokonferenzen durch, zwischen ihren Russischlernern aus Gera und Schülern aus Orenburg, Novorossisk, Rostow am Don und Pskow, die Deutsch als Fremdsprache lernen, und zeigt, wie es möglich ist, den Fremdsprachenunterricht für echte Kommunikationsanlässe zwischen Gleichaltrigen zu öffnen. Beteiligt waren bislang 32 russische und 52 Geraer Schüler der Klassenstufen 6, 8, 9 und 10.
Nicht nur technische Herausforderungen gilt es dabei zu meistern, auch die Zeitverschiebung zwischen beiden Regionen muss bei der Planung der virtuellen Kontaktaufnahme beachtet werden. Während der Videokonferenz sitzen die Schüler in den beteiligten Schulen jeweils vor einer interaktiven Tafel im Halbkreis, so dass man sich gegenseitig sehen kann und zudem Einblicke in den Klassenraum der jeweils anderen Schule erhält. So stellten z.B. die Geraer Schüler sofort Fragen zu den Schuluniformen der Schüler in Orenburg . Ausgetauscht werden z.B. Informationen zu Hobbys natürlich in der jeweils anderen Sprache, die Schüler haben auch schon gegenseitig Collagen über die Heimatstadt präsentiert und gemeinsam Lieder einstudiert.
Die beteiligten Lehrkräfte planen die Stunden gemeinsam, achten auf den sprachlichen Fortschritt, regen Präsentationsmöglichkeiten an, suchen immer wieder nach neuen Aspekten, die v. a. den interkulturellen Vergleich ermöglichen. So wurden die Inhalte genau aufeinander abgestimmt und die Bereiche ausgewählt, die bereits vor den Videokonferenzen im jeweiligen Fremdsprachenunterricht zu erarbeiten waren. Alle Aufgaben und Erwartungsbilder werden in einer Cloud gespeichert. "Dieser Austausch steigert auch die Sprachkompetenz von uns beteiligten Lehrkräfte enorm", sagt Elke Kolodzy, die auch einen Blog www.russisch-verbindet.blogspot.de betreibt, zu dem sie auch Schüler einlädt.
"Über Links werden zudem auch den Eltern die Videokonferenzen und die Produkte präsentiert, auch deren Unterstützung für den Unterricht steigt dadurch.", so Kolodzy weiter. Insgesamt reagieren die Eltern sehr positiv auf diese besondere Form des Russischunterrichts.
Im Jahre 2012 erhielt das Projekt der Videokonferenzen bereits das Europäische Sprachensiegel und steht als Fortbildungsangebot zur Verfügung.
Elke Kolodzy, selbst Fachberaterin, arbeitet eng mit dem Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (ThILLM) zusammen. "Wir wollen nicht nur im Russischunterricht sondern allgemein im Sprachenunterricht zeigen, welche Möglichkeiten uns das Web 2.0 für die unterrichtliche Arbeit bietet und so den Dialog zur Unterrichtsentwicklung bereichern.", so Dr. Ursula Behr, Arbeitsbereichsleiterin im ThILLM. Das ThILLM, selbst für bilinguale Unterrichtsmodule mit dem Europäischen Sprachsiegel 2007 ausgezeichnet, engagiert sich sehr stark in der medialen Unterstützung der schulischen Arbeit. Sehr deutlich zeigt sich das im Angebot des Thüringer Schulportals mit 8 Millionen Zugriffen im Jahr 2013. Dabei ist die Applikation der Mediothek mit über 30.000 Einzelmaterialien inzwischen für die schulische und außerschulische Arbeit besonders attraktiv. Viele davon werden nicht nur in Thüringen genutzt.
Ländergrenzen gibt es in der virtuellen Welt ohnehin nicht. Das kann sehr hilfreich sein, um diese Grenzen auch auf sprachlicher Ebene aufzulösen, Unterricht neu zu denken, zu planen, umzusetzen und den Ansprüchen der hochtechnologisierten Gegenwart auch in der Schule gerechter zu werden.