Wie schon in früheren Arbeiten greift Seiler dabei vielfach auf Erlebnisse und Erfahrungen seiner in den sechziger und siebziger Jahren in Ostthüringen verbrachten Kindheit und Jugend zurück. Doch bindet er sich nicht an die Zwänge traditionellen autobiographischen Schreibens, sondern nimmt die Freiheiten der Fiktion in Anspruch und öffnet so den lebensgeschichtlichen Stoff in Richtungen, die den Leser auch zum Erkennen seiner selbst führen können. Im vordergründig Alltäglichen und Spezifischen der DDR scheinen hintergründig Vorgänge und Situationen auf, die sich überall und jederzeit wiederholen können. Durch sein poetisches Wort macht er die Schauplätze seiner ostthüringischen Herkunft zu Orten von unser aller Kindheit.
Minister Bernward Müller (CDU) erklärt dazu: "Das Harald-Gerlach-Stipendium stellt eine wichtige Ergänzung bestehender Fördermöglichkeiten dar. Es soll Wertschätzung des bisherigen Schaffens der Stipendiaten und Ansporn für weitere kreative Leistungen sein. Ich danke Ingo Schulze und der Literarischen Gesellschaft für die Unterstützung."
Ingo Schulze hatte im November vorigen Jahres bei Entgegennahme des Thüringer Literaturpreises seine Kritik an der Praxis der Kulturförderung des Freistaates mit dem Angebot verbunden, die Preissumme für eine zusätzliche staatliche Unterstützung für die Literatur zur Verfügung zu stellen. Dieses Angebot hat der Freistaat angenommen und auf Vorschlag der Literarischen Gesellschaft Thüringen e. V. sowie in Abstimmung mit Herrn Schulze das Literaturstipendium "Harald Gerlach" geschaffen. Mit dem projektbezogenen Stipendium sollen literarisch anspruchsvolle Werke Thüringer Autorinnen und Autoren oder Werke mit Bezug auf Thüringen unterstützt werden. Seit 1992 gibt es Förderstipendien für Thüringer Autorinnen und Autoren, die es Schriftstellern ermöglichen sollen, sich über einen bestimmten Zeitraum ausschließlich ihrem literarischen Werk zu widmen. Vergeben werden Stipendien für zwei bis sechs Monate in Höhe von monatlich bis zu 750 Euro. Damit sollen vor allem junge Autoren in ihrem künstlerischen Schaffen ermutigt werden.