Im Mittelpunkt des UNESCO-Antrags stehen die Alte Synagoge mit dem Jüdischen Erfurter Schatz, die Mikwe und das "Steinerne Haus", ein mittelalterlicher Wohnraum aus dem 13. Jahrhundert. Hinzukommen außergewöhnliche Sachzeugnisse wie hebräische Handschriften, der älteste erhaltene deutschsprachige Judeneid vom Ende des 12. Jahrhunderts, ein um 1160 entstandener Bronzeleuchter aus jüdischem Kontext sowie der Alte Jüdische Friedhof mit etwa 60 erhaltenen Grabsteinen des 13. bis 15. Jahrhunderts.
Dass ein erfolgversprechender Antrag auf den Weg gebracht werden konnte, ist nach den Worten von Matschie ein Verdienst der gemeinsamen Anstrengungen des Landes, der Jüdischen Landesgemeinde und der Landeshauptstadt Erfurt. "Mit einem Kooperationsvertrag haben wir den Erhalt, die Erschließung und die Erforschung sämtlicher Zeugnisse jüdischen Lebens in Erfurt vom Mittelalter bis zur Gegenwart gesichert. Mit dem Welterbetitel würden diese kulturellen Schätze die internationale Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen", so Matschie. Dass es zu keinem gemeinsamen Antrag mit Rheinland-Pfalz gekommen sei, bedauert der Minister. "Wir werden im weiteren Verfahren noch einmal versuchen, die beiden Anträge zusammenzuführen. Unser Antrag erfüllt aber auch allein alle Kriterien, die notwendig sind, um Welterbestätte zu werden."
Das Land reicht den Antrag bis Ende Juli an die Kultusministerkonferenz weiter. Diese prüft 2013 die Anträge der Länder und beschließt 2014 die Reihenfolge der Anmeldungen, die vom Auswärtigen Amt an die UNESCO weitergereicht wird. Ab 2017 kann dann pro Jahr eine Weltkulturerbestätte aus Deutschland auf die Welterbeliste aufgenommen werden. Thüringer Welterbestätten sind bisher die Wartburg, das Klassische Weimar und die Bauhaus-Stätten in Weimar.