In Thüringen und ganz Deutschland seien Konsequenzen aus der Tragödie am Gutenberg-Gymnasium gezogen worden. Dazu gehören gesetzliche Änderungen im Bereich des Jugendschutzes, des Waffenrechts und des Thüringer Schulgesetzes. Gleichzeitig sei an Thüringens Schulen ein Plan zum Umgang mit Krisen und Notfällen in Kraft gesetzt worden, der schnelles Reagieren bei Vorfällen ermögliche. Die allen staatlichen Schulen in elektronischer Form zur Verfügung stehende Handreichung sei eine wichtige Unterstützung bei der Bewältigung von Krisensituationen. Sie garantiere einen schnellen Informationsfluss ins Ministerium und zu den Polizeibehörden. Sie habe sich in der Praxis bewährt.
Der Jahrestag des Amoklaufs ist nach Matschies Worten zugleich aber auch eine Aufforderung an die Gesellschaft, sich entschlossener mit dem Phänomen der Jugendgewalt auseinander zu setzen. "Der Mord an einem Münchner Geschäftsmann, der Schüler vor jugendlichen Rowdys schützen wollte, oder der Amoklauf an der Schule von Winnenden zeigen uns die ganze Schärfe und Bedrohlichkeit des Themas auf." Neben der juristischen Ahndung von Verbrechen jugendlicher Gewalttäter sei eine breite Debatte über Ursachen und Konfliktbewältigungsstrategien nötig. Matschie: "Wir brauchen eine Kultur, die junge Menschen nicht zu Außenseitern macht, sondern die sie integriert." Das sei die wichtigste Lehre des Gutenberg-Massakers vor acht Jahren.