Thüringens Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Christoph Matschie, gratuliert den Preisträgern: "Spitzenforschung verlangt einen hohen Einsatz. Die Preisträger gehören zu den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich einer Sache ganz und gar verschreiben. Anders sind solche Erfolge nicht zu erreichen. Mein Glückwunsch für ihre Spitzenleistungen, die den guten Ruf Thüringens als Forschungsstandort untermauern." Der Minister macht deutlich, dass die leistungsstarke Thüringer Forschungslandschaft zu den wichtigen Motoren für die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Freistaats gehört. "Deshalb investieren wir in unsere Forschungslandschaft, in Universitäten und Hochschulen, um sie noch attraktiver zu machen und kluge Köpfe nach Thüringen zu holen", so Matschie.
Der Thüringer Forschungspreis wird jährlich vom Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur ausgeschrieben. Mit einem Preisgeld in Höhe von 35.000 Euro werden Arbeiten der Grundlagenforschung und Angewandten Forschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie Natur- und Ingenieurwissenschaften ausgezeichnet. Für wissenschaftliche Leistungen mit herausragender wirtschaftlicher Relevanz wird des Weiteren ein Transferpreis mit einem Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro vergeben. Eine Vergabe an mehrere Preisträger mit der Teilung des jeweiligen Preisgeldes ist möglich. Die Auswahl der Preisträger erfolgt durch einen ehrenamtlich tätigen Ausschuss aus erfahrenen Wissenschaftlern und Vertretern der forschenden Wirtschaft.
Den Preis für Grundlagenforschung erhält Prof. Dr. Martin Mulsow vom Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt. Der Historiker und Philosoph widmet sich in seiner Arbeit dem "Untergrund der Aufklärung". Er untersucht bisher wenig bekannte Zweige der Philosophie jenseits der großen geistigen Strömungen. Menschen, die als "Radikale" im 17. und 18. Jahrhundert keine Chance hatten, an Universitäten zu lehren und ihre
Schriften drucken zu lassen, leisteten einen großen Beitrag zur Aufklärung.
Mit diesen "radikalen Frühaufklärern" beschäftigt sich Prof. Mulsow gleichsam als Sherlock Holmes der neueren Philosophiegeschichte. Er korrigiert so das wissenschaftliche Bild von der intellektuellen Landschaft in Deutschland um 1700. Damit hat er die Forschung zur deutschen Aufklärung und zur Methodik der Philosophiegeschichte verändert. Prof. Mulsow hat an der Universität Erfurt die Professur für Wissenskulturen der Europäischen Neuzeit inne. Er ist zugleich Direktor des Forschungszentrums Gotha der Universität Erfurt.
Ansprechpartner ist Frau Dr. Erdmut Jost, Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt, Telefon: 0361 - 737 1702, erdmut.jost@uni-erfurt.de
Der Preis für Angewandte Forschung wird in diesem Jahr an zwei Preisträger vergeben. Zum einen wird die Arbeit einer Forschergruppe des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF Jena und der Friedrich-Schiller-Universität Jena gewürdigt. Dr. Gunther Notni, Dr. Peter Kühmstedt und Prof. Dr. Richard Kowarschik konnten mit ihrer Arbeit die dreidimensionale Bilderfassung deutlich verbessern. Detaillierte 3D-Bildinformationen mit hohen Messgeschwindigkeiten und Genauigkeiten sind von großer Bedeutung. Damit werden zukünftig Systeme möglich sein, die hochdynamische Prozesse mit höchster Genauigkeit vermessen. Besonders
eindrucksvoll sollen zukünftig die neuen Fähigkeiten in der dreidimensionalen Erfassung von Pkw in Crashversuchen der Automobilindustrie unter Beweis gestellt werden. So trägt das von der Forschergruppe entwickelte Verfahren zur Verbesserung der Fahrzeugsicherheit bei. Aber auch in besonders schnellen Produktionsabläufen mit hoher
Taktzahl kann eine hochdynamische 3D-Bilderfassung dabei helfen, Produktionsfehler zu vermeiden und Kosten zu senken.
Ansprechpartner ist Herr Kevin Füchsel, Fraunhofer IOF Jena, Telefon: 03641 - 807 273, kevin.fuechsel@iof.fraunhofer.de
Ebenfalls mit dem Preis für Angewandte Forschung werden Wissenschaftler der Technischen Universität Ilmenau ausgezeichnet. Prof. Dr.-Ing. Günter Schäfer, Dr.-Ing. Michael Roßberg, Franz Girlich, Michael Grey und Markus Trapp haben mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag für eine abhörsichere Kommunikation geleistet. Bisher war es mit enormem Aufwand verbunden, große Computernetze sicher zu gestalten. Dank der Arbeit der Forschergruppe ist es nun möglich, ein automatisiertes Verfahren anzuwenden, das höchsten Sicherheitsanforderungen gerecht wird und gleichzeitig ohne umfangreiches Vorwissen angewendet werden kann. Mit der Marktreife dieser Lösung wird ein wesentlicher Beitrag für eine einfache und sichere Kommunikation erwartet, die nicht nur für große Organisationen, sondern auch für kleine und mittlere Unternehmen sowie Privatanwender einfach anwendbar sein wird.
Ansprechpartner ist Dr. Heiko Wittwer, TU Ilmenau, Forschungsreferat, Telefon: 03677 - 69 5022
Mit dem Transferpreis werden vier Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgezeichnet, die eine neue Methode bei der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs entwickelt haben. In dem vom Universitätsklinikum der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der oncgnostics GmbH getragenen Projekt wurde ein molekularbiologischer Test entwickelt, der eine zuverlässige Erkennung von Krebserkrankungen und Krebsvorstufen erlaubt. Die neue Diagnosemethode von Prof. Dr. Matthias Dürst, Dr. Alfred Hansel, Dr. Martina Schmitz und Kerstin Brox erlaubt auch eine wesentlich frühere Diagnose. Den betroffenen Frauen kann dadurch schneller und wirksamer geholfen werden. Die oncgnostics GmbH wurde 2012 aus dem Universitätsklinikum Jena ausgegründet. 2013 wurde ihr für die neue Diagnosemethode ein europäisches Patent erteilt. Ende 2014 soll das Verfahren marktreif sein.
Ansprechpartner ist Prof. Dr. Matthias Dürst, Universitätsklinikum Jena, Telefon: 03641 - 933 720, matthias.duerst@med.uni-jena.de