Wesentlicher Teil einer nationalen Bildungsstrategie müsse der Ausbau der frühkindlichen Bildung sein, fordert Matschie. Die im Vorfeld des Bildungsberichts entstandene Diskussion um die negativen Wirkungen des von der Bundesregierung geplanten Betreuungsgeldes zeige, dass "wir klare Prioritäten brauchen und keinen Irrweg, der das Zuhausebleiben von Eltern belohnt". Die Bundesregierung riskiere, dass der von ihr selbst geschaffene Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz ab 2013 vor allem in den westlichen Bundesländern nicht einlösbar sei, wenn sie nicht alle Kraft auf den Kita-Ausbau konzentriere. "In Thüringen gibt es diesen Rechtsanspruch bereits. Fast jedes zweite Kind unter 3 Jahren geht bei uns in eine Kita. Im Westen liegt die Betreuungsquote allerdings bei nur 20 Prozent. Hier gibt es riesigen Nachholbedarf an Kita-Plätzen." Deshalb solle die Bundesregierung das Betreuungsgeld nun endlich "in die Mottenkiste packen" und stattdessen das Geld in den Kita-Ausbau stecken. Matschie plädiert für einen Kita-Gipfel zwischen Bund, Ländern und Kommunen. "Auf diesem sollten wir uns verständigen, wie das Ausbauziel für die Erfüllung des Rechtsanspruches deutschlandweit möglichst schnell umgesetzt werden kann."
Matschie nennt als weitere Bereiche einer nationalen Bildungsstrategie den Ausbau der Ganztagsbetreuung in den Schulen, eine solide Hochschulfinanzierung im Rahmen des Hochschulpakts 2020 sowie eine Aufhebung des Kooperationsverbots zwischen Bund und Ländern bei der Bildung. Bereits im ersten Bildungsbericht habe der Ausbau ganztägiger Schulangebote eine wichtige Rolle gespielt. Matschie verweist auf das Programm, mit dem der Bund von 2003 bis 2007 insgesamt 4 Milliarden Euro für den Ausbau von Ganztagsschulen bereitstellte. Damit seien 8260 Ganztagsschulen gefördert worden, davon 159 in Thüringen. "Doch seit dem ist es still geworden. Deshalb muss das Kooperationsverbot nicht nur bei Einrichtungen der Hochschulen, sondern auch bei Schulen aufgehoben werden. Der jetzige Vorschlag der Bundesregierung geht nicht weit genug. Wer die Bildungsrepublik ausruft, muss nicht nur Worte, sondern Taten folgen lassen", so Matschie.