Pisa 2010 sei jedoch kein Grund, sich zurückzulehnen. Matschie: "Insgesamt ist Deutschland noch im Mittelfeld. Doch wir wollen in die Spitzengruppe. Dafür müssen wir uns weiter anstrengen." Zu denken gebe vor allem, dass laut Studie in Deutschland die schulische Leistung noch immer zu stark von der sozialen Herkunft abhänge. "Unser Bildungssystem muss mehr jungen Leuten Aufstieg durch Bildung ermöglichen. Die Politik ist gefordert, dafür bessere Bedingungen zu schaffen." Thüringen gehe in dieser Beziehung einen konsequenten Weg von der Verbesserung der frühkindlichen Bildung mit dem neuen Kita-Gesetz über den Ausbau der individuellen Förderung in den Schulen bis hin zur Abschaffung des Verwaltungskostenbeitrags an Thüringer Hochschulen. Mit der Thüringer Gemeinschaftsschule würden die Weichen für das längere gemeinsame Lernen gestellt. Matschie: "All diese Maßnahmen schaffen mehr Bildungsgerechtigkeit. Das wird sich in künftigen Pisa-Studien positiv auswirken."
Um Schüler besser zu fördern, aber auch um die Qualität insgesamt weiter zu steigern brauche es eine stärkere Unterstützung der Länder durch den Bund. Matschie: "Der gescheiterte Bildungsgipfel vom Juni 2010 bei Kanzlerin Merkel darf nicht das letzte Wort sein. Wir brauchen möglichst schnell einen neuen Gipfel, auf dem sich der Bund zu seiner Verantwortung für die Bildungsfinanzierung bekennt und wir zu gemeinsamen Lösungen kommen."
Damit Deutschland zu den Pisa-Spitzenländern aufschließt, müsse Deutschland zu nationalen Bildungsstandards finden, fordert der Minister. "Die Zersplitterung unserer Bildungslandschaft ist nach wie vor ein großer Hemmschuh. Eine föderale Struktur und gemeinsame Standards sind kein Widerspruch." Es komme daher darauf an, dass die Bildungspolitiker in den Ländern über ihren eigenen Tellerrand hinausschauen. "Ich bin dazu bereit", so Matschie.