"Bei unseren Hochschulen gibt es bisher von privaten Sponsoren nur sehr vage Zusagen. Sie berichten uns, dass es sehr schwierig ist, diese Mittel einzuwerben", unterstreicht Matschie. Es zeige sich jetzt, dass die Zweifel bezüglich der Wirkung des im Sommer 2010 beschlossenen Nationalen Stipendienprogramms berechtigt gewesen seien. "Das Programm bevorteilt einseitig den Westen, weil sich hier die finanzstarken Unternehmenszentralen befinden. In den neuen Bundesländern fehlt dagegen dieses private Geld. Die Wirkung des Programms verpufft, noch ehe es begonnen hat."
Das Land unterstütze dennoch die Hochschulen bei der Einwerbung von Geldern. "Wir haben auch an die Wirtschaft direkt appelliert und die Industrie- und Handelskammern angesprochen", so Matschie. Doch viele Thüringer Unternehmen sähen sich überfordert. Auch die Tatsache, dass sich der Bund an den Akquisekosten beteilige, sorge nicht für Verbesserung. "Das sind Beträge, mit denen keine großen Sprünge zu machen sind, von wenigen Tausend für die größte bis hin zu nicht einmal 100 Euro für die kleinste Hochschule. Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein."
Nach Matschies Einschätzung lässt sich an der einseitigen Fokussierung auf ein Stipendienprogramm eines der drängenden Probleme in der aktuellen Bildungspolitik aufzeigen: "Hätte der Bund die Bedenken der Länder ernst genommen, wären die Stipendiengelder in den Ausbau des Bafög investiert worden, wo sie nachgewiesenermaßen zum wichtigen Anreiz für eine Studium werden können." Stattdessen vergebe die Bundesregierung die Mittel am tatsächlichen Bedarf vorbei und mache den Osten dabei zum Verlierer. "Beim Stipendienprogramm zählt nicht die Leistung, sondern die Finanzkraft der möglichen Sponsoren." Matschie bekräftigte seine Forderung nach einem neuen Bildungsgipfel. "Die Länder brauchen eine stärkere Beteiligung am Mehrwertsteueraufkommen. Nur so werden wir es schaffen, die Bildungsaufgaben künftig zu meistern", so der Minister.