Osterprozessionen in historischen Kostümen auf dem Leidensweg Christi
Eine uralte Tradition eindrücklich gelebt, das sind die Osterprozessionen von Mendrisio. Schaulustige strömen dazu auch von weit her herbei, um zu sehen, wie Jesus das Kreuz durch das Städtchen trägt, das die Einheimischen stolz Magnifico Borgo ("prachtvoller Ort") nennen. Vor der Kulisse der historischen Gebäude des Ortes, mit ihren bemalten Fassaden und den mittelalterlichen und barocken Kirchen, fühlt man sich beim Anblick des Spektakels in eine andere Zeit versetzt. Höhepunkt ist sicher der Umzug "La Funziun di Giüdee" bei Sonnenuntergang am Gründonnerstag, der dieses Jahr auf den 13. April fällt. Die biblischen Protagonisten der Prozession von mehr als 600 Personen stammen aus Umgebung (Alt und Jung) und tragen Kostüme, die 1989 von der Mailänder Scala erworben wurden. Sie verkörpern die Krieger des Hohen Rates, Longinus, Veronika, die drei Marien, die Jünger, die beiden Diebe, die Würfelspieler, Pontius Pilatus, König Herodes, der Hohepriester und weitere historische Figuren. Die Prozession vom Karfreitag dagegen hat einen eher liturgisch-religiösen Charakter, der bis ins Mittelalter zurückreicht. www.processionimendrisio.ch
Neue Dauerausstellung der "Trasparenti" in der Casa Croci in Mendrisio
Fester Bestandteil der Osterprozessionen sind die "Trasparenti", die zu Beginn der Karwoche in der Altstadt von Mendrisio entfaltet werden. Es handelt sich um Schaubilder auf durchsichtigem Stoff mit Motiven rund um das Leiden Christi, die am Gründonnerstag mit Lampions von innen leuchten und die Stadt mit einem magischen Licht verzaubern.
Ab diesem Jahr kann dieses künstlerische und geschichtliche Erbe des Mendrisiotto rund ums Jahr bestaunt werden. Denn ab dem 12. April 2017 beherbergt das vom Architekten Antonio Croci im 19. Jahrhundert erbaute Casa Croci in Mendrisio eine permanente Ausstellung zu dieser lebendigen volkstümlichen Tradition und bietet Gelegenheit, die kostbaren Objekte und deren Herstellungstechnik ganz aus der Nähe kennen zu lernen. Besondere Beachtung verdienen die Werke des Malers Giovan Battista Bagutti (Rovio, 1742-1823), der bis 1792 die ersten 58 Transparente der Sammlung schuf und somit den Grundstein für diese Tradition legte. Der aussergewöhnlichen Anfertigungstechnik der Leinwände widmet sich der zweite Stock der Casa Croci. Anhand von Videos, Aussagen von Zeitzeugen, Fotos aus den Werkstätten sowie Arbeitsinstrumenten wird den Besuchern die technische Komplexität der kunsthandwerklichen Arbeit nähergebracht. www.mendrisiottoturismo.ch
60 Jahre Parco San Grato
In dem oberhalb des Künstlerdorfes Carona gelegenen Parco San Grato gedeiht auf den 62'000 Quadratmetern die weitläufigste und artenreichste Sammlung an Azaleen, Rhododendren, Koniferen und Nadelbäumen des Tessins. Zahlreiche Aussichtspunkte geben atemberaubende Ausblicke auf das 10 km entfernte Lugano, den See und die umliegenden Gipfel der Alpen. In den Monaten April und Mai bildet die blühende Pracht des botanischen Gartens einen duftenden, vielfarbigen Teppich und wird zum Mekka für Naturliebhaber. Dass ein Besuch nicht nur im Frühling lohnt, dafür sorgt 2017 ein umfangreiches Jubiläumsprogramm zum 60-jährigen Bestehen des Parco San Grato. Vom 6. Mai bis 21. Oktober 2017 finden Konzerte, Ausstellungen, Jazz Matinee, Yoga im Park sowie begleitete Rundgänge durch den botanischen Garten und das nahegelegene Künstlerdorf Carona statt, um den runden Geburtstag dieses beliebten Ausflugsziels mit Leben zu füllen.
Zur Geschichte: Einst liess der Jurist Martin Winterhalder auf dem Gebiet des heutigen Parks seine Pferde weiden. Er hat als Erfinder des modernen Reissverschlusses Geschichte geschrieben. 1957 wurde Luigi Giussani, Gründer der ehemaligen Stahlwerke Monteforno in Bodio, Besitzer des Geländes. Giussani pflanzte auf der Anhöhe die ersten Azaleen und Nadelbäume. Anfang der 1980er Jahre ging der Parco San Grato in den Besitz der UBS über. Diese schenkte ihn 1997 dem Luganeser Tourismusverein, der einen Spielplatz errichtete und fünf Themenpfade durch das bunte Blütenmeer anlegte. 2017 feiert der Park nun sein 60jähriges Jubiläum. www.carona-tourism.com
Wiedereröffnung des Museumskomplex am Monte Verità
Am Nordende des Lago Maggiore, oberhalb von Ascona liegt der legendäre Monte Verità. Hier gründete zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Gruppe von Künstlern und Lebenskünstlern unter der Leitung des belgischen Industriellensohn Henri Oedenkoven und seiner Lebensgefährtin, der Münchner Pianistin Ida Hofmann die «Vegetabile Cooperative Monte Verità». Sie befürworteten eine neue Lebensphilosophie, die auf der Rückkehr zur Natur, der Befreiung von allen Fesseln, der vegetarischen Ernährung, der Bewegung im Freien, dem Sonnenbad, dem Nudismus und der Theosophie beruhte. Rückwirkend wird diese lebensreformerische Künstlerkolonie als Wiege der Alternativbewegung zum Kommunismus und Kapitalismus betrachtet, eine Lebensform auf der Suche nach einer besseren Welt, die eine Anziehungskraft auf Intellektuelle in ganz Europa ausübte.
Um den damaligen Bewohnern des Monte Verità nachzuspüren wurde in den historischen Gebäuden ein Museumskomplex angelegt, der in den letzten Jahren neu angeordnet und restauriert worden ist. Mit der Eröffnung der Casa Anatta am 20. Mai 2017, dem Herzstück der Museen, wird der aus vier Gebäuden bestehende Komplex wieder ganz der Öffentlichkeit zugänglich sein. Hier im ehemaligen Wohnsitz und Repräsentationsgebäude der Gründer der «Vegetabilen Cooperative» wird die Ausstellung «Die Brüste der Wahrheit» zu sehen sein, wie sie durch den verstorbenen Harald Szeemann konzipiert worden ist. Sie zeigt Schriftstücke, Dokumente, Objekte und Fotografien zur Geschichte des «Bergs der Wahrheit», die der Kunsthistoriker und Kurator in vierjähriger Arbeit zusammengetragen hat. Weitere Dokumente und Objekte der Reformbewegung werden in der bereits renovierten und eröffneten Casa Selma gezeigt, der 1904 erbauten «Licht-Luft-Hütte» der Kommune und in der Casa dei Russi, deren Namensgebung auf die zahlreichen russischen Studenten zurückzuführen ist, die ab 1910 auf den Monte Verità kamen. Fester Bestandteil der Ausstellung wird auch der Elisarion-Pavillon sein mit dem grossen Rundgemälde des baltischen Künstlers Elisar von Kupfer. Neu verfügt der Monte Verità ausserdem über einen umfassenden viersprachigen Mediaguide, der als App heruntergeladen werden kann und durch die ganze Anlage führt. www.monteverita.org
Die napoleonischen Milizen des Bleniotals
Im Bleniotal ist das Fest des San Giovanni Battista Auftakt zu einer Reihe religiöser Feste, bei denen sich alljährlich ein über 200 Jahre altes Ritual wiederholt: der Auftritt der Napoleonischen Milizen, die im Rhythmus der Tambouren durch die Dorfgassen im Sonnental ziehen. Die Ursprünge dieses Brauchs hängen mit einem Gelöbnis zusammen, das Soldaten aus dem Bleniotal im November 1812 während der verheerenden Schlacht an der Beresina (Russland) abgelegt hatten. Die Tessiner Soldaten gelobten damals, eine ständige Miliz einzurichten, die über die Jahre Bestand haben sollte, falls sie dem Gemetzel entrinnen und heil nach Hause zurückkehren würden. Im Dörfchen Leontica ist diese Tradition noch heute lebendig, am dritten Sonntag im Juni defilieren die Milizsoldaten mit napoleonischen Kostümen durch die Strassen im Rahmen des Patronatsfests für San Giovanni Battista (Johannistag). Der Ritus wiederholt sich in Aquila (erster Sonntag im Juli) und in Ponto Valentino (dritter Sonntag im Juli) im Rahmen der Madonnenfeste. Die Miliz mit Fahnenträgern, Offizieren, Trommlern und Füsilieren begleitet dabei jeweils die kirchliche Prozession und hält am Standbild der Heiligen Jungfrau oder des Schutzheiligen Wache, bevor der Festtag mit Musik und Speisen im Festzelt seinen Ausklang findet. www.ticino.ch
70 Jahre Locarno Festival
Anfang August wird die Piazza Grande von Locarno wieder zum "schönsten Kinosaal unter freiem Himmel". Während des Filmfestivals weht stets ein Hauch von Hollywood durch die Stadt am oberen Ende des Lago Maggiore. Dieser grösste Kultur-Anlass der Schweiz feiert 2017 sein 70jähriges Bestehen.
Im Laufe seiner Geschichte hat das Locarno Festival eine zentrale Stellung in der Landschaft der großen Filmfestivals erobert. Stars wie Marlene Dietrich, Jean-Lug Godard, Quentin Tarantino, Susan Sarandon, Sir Anthony Hopkins, Juliette Binoche, Edward Moroton, Jean Birkin oder Harvey Keitel waren im Laufe der Jahre zu Gast. Neben berühmten Schauspielern und Regisseuren treffen sich alljährlich im August Branchenexperten, Cineasten und Filmfans aus aller Welt. Die kleine Stadt in der italienischen Schweiz, im Herzen Europas, wird in dieser Zeit für 11 Tage zur Welthauptstadt des Autorenfilms. Aufgeführt werden Hunderte von Filmen, wobei die Highlights natürlich auf der Piazza Grande gezeigt werden, auf einer der weltweit grössten Leinwände. Als Hauptpreis für den besten Wettbewerbsfilm wird der Pardo d'Oro, der Goldene Leopard, verliehen. Das 70. Locarno Festival findet vom 2. bis 12. August 2017 statt. www.pardo.ch
Eröffnung des Palazzo del Cinema in Locarno
Ein besonderes Geschenk zum 70. Geburtstag des Locarno Festival ist die Eröffnung des Palazzo del Cinema in Locarno im August 2017. Der am Ende der Piazza Grande gelegene umgebaute spätklassizistische Palazzo des ehemaligen Schulhauses wird künftig dem Festival als Geschäftssitz dienen. Es wird das Archiv des Festivals sowie Büros des nationalen Filmarchives und weitere Einrichtungen, die mit der Filmproduktion in Verbindung stehen beherbergen und drei Kinosäle, eines davon mit 550 Plätzen, die auf dem neuesten Stand der Technik sind. Nach dem Lac in Lugano darf sich das Tessin mit der Eröffnung des 32 Millionen Franken teuren Prestigebau Palazzo del Cinema über einen weiteren kulturellen Leuchtturm freuen, mit dem ein wahres Kompetenzzentrum für die Film- und Fernsehproduktion geschaffen wird. www.casadelcinema.ch