Varis gehören zoologisch gesehen zur Familie der Lemuren, einer Gruppe von Halbaffen, die nur auf Madagaskar vorkommt. Gegenüber den anderen Vertretern dieser Familie nehmen Varis bezüglich ihrer Fortpflanzungsbiologie eine Sonderstellung ein. Die Weibchen tragen ihre Jungtiere nicht am Körper umher, sondern legen diese in einem selbstgebauten Nest ab. Die kleinen Varis sind schnell selbstständig und beginnen bereits nach einer Woche zu klettern. Auch ist die Anzahl der Jungtiere pro Wurf recht hoch. Bis zu 6 Junge können geboren werden. 1998 glückte im Tierpark Berlin die natürliche Aufzucht von 5 kleinen Varis aus einem Wurf.
Schwarzweiße Varis haben ihr Verbreitungsgebiet ausschließlich in den Regenwäldern der Ostküste Madagaskars, die durch Abholzung immer weiter schrumpfen, so dass nur noch Regenwaldinseln übrig bleiben. Dadurch können die einzelnen Vari-Gruppen nicht mehr zueinander finden, um sich genetisch auszutauschen. Aufgrund dieses starken Bedrohungsfaktors wurde der Schwarzweiße Vari von der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) in die höchste Gefährdungskategorie der Roten Liste eingestuft. Die Haltung und Zucht dieser Art in Zoologischen Gärten hat höchste Priorität, um eine Reservepopulation außerhalb Madagaskars aufzubauen. Der Bestand in Europa wird über ein EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) vom Zoo Köln aus koordiniert, an dem sich auch der Tierpark Berlin erfolgreich beteiligt. Seit Beginn der Haltung im Jahr 1988 wurden 36 Schwarzweiße Varis im Tierpark Berlin geboren, die an zahlreiche andere Zoologische Gärten vermittelt werden konnten. Somit leistet der Tierpark Berlin einen wertvollen Beitrag zum Schutz dieser stark bedrohten Lemurenart.